Rohrkolben als natürliche Kläranlage
Landwirtschaftliche Nutzung muss nicht immer zwangsläufig zur Niedermoordegeneration führen. Das Projekt zeigt eine alternative Form der schonenden Moornutzung durch Rohrkolbenanbau. Diese Pflanzen haben einen beträchtlichen Nährstoffbedarf, aber gleichzeitig auch eine erhebliche Toleranz gegenüber hohen Nährstoffkonzentrationen. Daher kann stark nährstoffbelastetes Grabenwasser aus landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Vernässung verwendet werden. Einerseits fördert man das Wachstum der Rohrkolbenpflanzen - andererseits nützt man den günstigen Nebeneffekt der Wasserreinigung.
Mehr Torf - mehr natürlicher Lebensraum
Vielfältig sind die ökologischen Vorteile dieser alternativen Nutzungsform. Der Torfschwund wird reduziert und viele der Nährstoffe bleiben im Boden. Zusätzlich dienen die Flächen dem Hochwasserschutz und bieten Pflanzen und Tieren, die auf hohe Feuchtigkeit angewiesen sind, wieder geeigneten Lebensraum. Unterschiedliche Libellen-, Wasserkäfer- und Laufkäferarten siedeln sich an, aber auch Amphibien und Vogelarten wie Teichrohrsänger, Wasserralle und Bekassine finden dort neuen Lebensraum. Nicht zu vergessen ist der wirtschaftliche Nutzen durch die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten bei der Produktion umweltschonender Dämmstoffe.
Überzeugungsarbeit & Partner notwenig
Das Argument der Renaturierung und des Moorschutzes reicht jedoch nicht aus, um bei Bauern ein Umdenken zu bewirken, da sie auf die Einnahmen ihrer Anbauflächen angewiesen sind. Potenzielle Partner im Bau- und Dämmstoffsektor müssen noch von der Qualität des Rohstoffes Rohrkolben überzeugt werden. Die biologisch abbaubaren Produkte aus Rohkolben stehen in Konkurrenz zur Produktpalette der mineralischen und chemischen Erzeugnisse. Das angestrebte multifunktionale Landnutzungskonzept würde auch der Landwirtschaft lukrative Alternativen anbieten - wohlgemerkt in Einklang mit Natur und Umwelt. Gelingt es, das Problem der Vermarktung zu lösen, ließe sich großflächiger Rohrkolbenanbau in ökologisch degenerierten Niederungslandschaften auf größeren Flächen realisieren.
Sandwichplatte oder Schüttdämmstoff - nach Gebrauch biologisch abbaubar
Mit dem Rohrkolben steht ein nachwachsender Rohstoff mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung: Aufgrund der besonderen Struktur des Blattgewebes lässt sich Rohrkolben zu einem leichten und elastischen marktfähigen Dämmstoff weiterverarbeiten. Der Architekt Werner Theuerkorn, im Verbundprojekt für die Verwertung der Rohrkolben zuständig, hat bereits verschiedene Produkte entwickelt: Zum Beispiel eine druckfeste und biegesteife Sandwichplatte oder Einblas- bzw. Schüttdämmstoffe, die aufgrund ihrer Dämmeigenschaften mit herkömmlichen Materialien wie Mineralwolle oder Styropor konkurrieren können. Die Produkte sind nach Ablauf der Lebensdauer bzw. Nutzung ohne giftige Rückstände kompostierbar.
Projektziel | Rohrkolbenanbau in Niedermooren - Integration von Rohstoffgewinnung, Wasserreinigung und Moorschutz zu einem nachhaltigen Nutzungskonzept |
Stand des Projekts | abgeschlossenes Vorhaben |
Aktenzeichen | 10628 |
Projektträger | Technische Universität München Lehrstuhl für Vegetationsökologie Am Hochanger 6 85350 Freising
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Ansprechpartner | Prof. Dr. Jörg Pfadenhauer Dipl.-Biol. Sabine Heinz |
Telefon | (08161) 71 - 34 98 (08161) 71 - 41 41 |
Fax | (08161) 71 - 41 43 |
heinz@wzw.tum.de | |
Internet | www.wzw.tum.de/vegoek/kontakt.htm |