Politische Bildung als Schwerpunkt demokratischen Lernens und werteorientierter Persönlichkeitsentwicklung gewinnt angesichts der zunehmenden Komplexität und Vernetzung globaler und lokaler Herausforderungen bei der konstruktiven Bewältigung von Krisen zunehmend an Bedeutung. Während die Rolle der Politik und der politischen Partizipation für eine nachhaltige Entwicklung ein gut erforschtes Thema ist, fehlt es jedoch an Lernmaterial, das auch die Rolle der politischen Bildung im Nachhaltigkeitskontext beleuchtet. Sowohl die Konzepte der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als auch der Global Citizenship Education (GCED) zielen darauf ab, Lernende aller Altersgruppen zu befähigen, sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene eine aktive Rolle beim Aufbau friedlicher, toleranter, inklusiver und sicherer Gesellschaften zu übernehmen, was implizit auch eine Anerkennung der sich verändernden wirtschaftlichen und sozialen Realitäten beinhaltet. Mit dem Schwerpunkt auf Kompetenzentwicklung und Global Citizenship für Nachhaltigkeit haben beide Konzepte viele Gemeinsamkeiten; beide fördern bürgerschaftliches Engagement und unterstützen das aktive Engagement und die Befähigung der Lernenden. Was bisher fehlt, sind evidenzbasierte Beispiele dafür, wie Lernumgebungen in der Hochschulbildung geschaffen und umgesetzt werden können, die Erkenntnisse aus der BNE und GCED zusammenbringen. Das Projekt, das im Rahmen des DBU-Expert*innen-Gesprächs zum Thema „Nachhaltigkeit und Politische Bildung“ entwickelt wurde, adressiert diese Lücke und möchte durch neu entwickelte, transformative Lernangebote in der Hochschulausbildung junge Menschen über die Zusammenhänge zwischen Politik, Weltbürgerschaft und Nachhaltigkeit umfassend informieren und damit zur Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beitragen. Das Gesamtziel des Projekts ist die Entwicklung, Erprobung und Umsetzung von Studienmodulen, die sich mit Nachhaltigkeit in der politischen Bildung für den Hochschulsektor befassen. Durch die Erprobung und Implementierung dieser Studienangebote in verschiedenen Studiengängen der Lehramtsausbildung sollen von den Studierenden „Global Citizenship“-Kompetenzen erworben und zukünftige Lehrkräfte zu „Change Agents“ fortgebildet werden.
Erarbeitung eines allgemeinen Modells und von konkretem Material
Das erwartete Ergebnis ist die Entwicklung eines allgemeinen Modells zur Integration von politischer Bildung im Sinne der Nachhaltigkeit in die Lehramtsausbildung mit Schwerpunkt auf interkulturellem Lernen und unter Verwendung von Erkenntnissen aus der Bildung für nachhaltige Entwicklung und der Global Citizenship Education sowie eines getesteten und evaluierten Materialsets, das als offene Bildungsressource verbreitet werden soll.
Umfassende Kooperation in Wissenschaft und Praxis
Das Projekt ist als Gemeinschaftsarbeit zwischen zwei Partnern konzipiert: Die akademische Seite ist durch das UNITWIN-Netzwerk für Bildung für nachhaltige Entwicklung und soziale Transformation (UNiESD&ST) vertreten. Unter der Leitung der Leuphana Universität arbeiten dabei sechs internationale Hochschulen – die Leuphana Universität Lüneburg in Deutschland, die Rhodes University in Südafrika, die Pädagogische Hochschule Heidelberg in Deutschland, die York University in Canada, die University for Peace in Costa Rica und die University of Crete in Griechenland – zusammen und bringen komplementäre Expertise in das Projekt ein. Diese sechs Partnerinstitutionen bilden im Projekt drei Tandems, um das interkulturelle Lernen zu fördern und den Vergleich zwischen den einzelnen Fällen in der Projektentwicklung zu ermöglichen. Zusätzlich soll die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) mit ihrem Jugendforum in den Umsetzungsprozess aktiv eingebunden werden.
Erarbeitung, Erprobung und Evaluation des Bildungskonzeptes
Das Projekt ist in drei Arbeitspakete gegliedert. In einem Co-Design-Prozess zwischen den Projektpartner*innen und mit dem Jugendbeirat soll zunächst ein generisches Modell eines Kurses entwickelt werden, das auf globale Bürgerschaft abzielt und politisches Lernen durch die Verbindung von BNE und GCED fördert. Dazu soll in einem ersten Schritt eine Bestandsaufnahme bestehender Programme zur Politischen Bildung, GCED und BNE erfolgen, um vorhandene Ressourcen und Ansätze zu identifizieren und systematisch Schlüsselmerkmale und Erfolgsfaktoren eines entsprechenden Studienangebotes herauszuarbeiten. Eine interkulturelle Anpassung des Kernmoduls soll im zweiten Arbeitsschritt entwickelt und anhand von drei Fallstudien zu den Themenvorschlägen „Global Justice in a global Economy: local economies and global value chains“, „Mobility transformation: Just and ecofriendly transport systems“ und „Climate Change Adaptation and Mitigation: Negotiating globally just pathways“ getestet werden. Dazu sollen die drei Tandemgruppen bilateral zusammenarbeiten und zusätzlich Austausch zwischen den Tandems stattfinden. In der Umsetzung sollen diese zu drei separaten Bildungskursen führen, in denen Lehramtsstudierende von jeweils zwei Universitäten in einem Blended-Learning-Setting zusammen lernen und arbeiten. In einem letzten Arbeitsschritt erfolgt eine umfassende Bewertung und Evaluation dieser drei Lehr-/Lerneinheiten. Außerdem werden in einem Abschlussworkshop mit allen beteiligten Hochschulen, dem Jugendbeirat und Vertreter*innen von DUK und DBU schließlich die wichtigsten Erfahrungen zusammengetragen und die gewonnenen Perspektiven ausgetauscht. Auf der Grundlage dieser Diskussion ist vorgesehen, die Kursinhalte noch einmal zu überarbeiten und fallübergreifend zusammenzuführen.
Verstetigung der bilateralen Lehrveranstaltungen und Verbreitung der Erkenntnisse
Das allgemeine Modul für die politische Bildung, das auf die Förderung von Global Citizenship-Kompetenzen abzielt, soll schließlich für andere Universitäten frei verfügbar gemacht und mit den weiteren Stakeholdern aus dem Hochschulnetzwerk des Antragstellers geteilt werden. Innerhalb des Partnerkonsortiums sollen zudem die drei Fallstudien in die jeweiligen Lehrpläne der beteiligten Hochschulen implementiert werden, um eine Fortsetzung der Kurse sicherzustellen und die bilaterale Zusammenarbeit für interkulturelles Lernen offen und lebendig zu halten. Gleichzeitig soll eine Partnerschaft mit dem UNESCO-Institut der Kategorie 2, dem Asia-Pacific Centre of Education for International Understanding (APCEIU), aufgebaut werden, das die Arbeit der UNESCO im Bereich der Global Citizenship Education durch das GCED Clearing House – einer Sammlung von Lernmaterialien zu GCED – unterstützt. Hierdurch soll eine weitere Verbreitung der digitalen Lehr-/Lernmodule sichergestellt werden.
Weitere Informationen zum Projekt im Umweltbildungsnewsletter hier.
Projektdurchführung:
Leuphana Universität Lüneburg
Lüneburg, Niedersachsen
DBU-AZ: 37982/01
Förderzeitraum: 01.02.2022 – 01.08.2024
Stand: 09.08.2023
Bilder: DBU-Projektpartner