Die komplexen Wechselbeziehungen zwischen der Gesundheit der menschlichen Zivilisation und dem Zustand der natürlichen Systeme, von denen sie abhängt, werden von dem integrierten Gesundheitskonzept der Planetaren Gesundheit (engl. Planetary Health) in den Blick genommen und aus einer ganzheitlichen Perspektive adressiert. Da Ernährung nicht nur einen wesentlichen Einfluss auf die menschliche Gesundheit hat, sondern Ernährungssysteme einen der größten Hebel für globale Umweltveränderungen darstellen, ist gesunde und gleichzeitig nachhaltige Ernährung hier ein wichtiges Themenfeld. Denn bestehende Ernährungssysteme tragen nicht nur erheblich zu Ausdehnung und Beschleunigung von Umweltzerstörung bei – diese ökologischen Schäden haben auch mittelbare und unmittelbare Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.
Zugleich werden Ernährungssysteme von einem komplexen Geflecht aus kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen, technologischen und demografischen Voraussetzungen bestimmt. Die Akzeptanz von bzw. der Wille zu notwendigen Anpassungen bestehender Ernährungsgewohnheiten und Ernährungssysteme kann deshalb nur gelingen, wenn ein transdisziplinäres Zusammenspiel zwischen diversen Akteursgruppen im Sinne kollaborativer Wissensproduktion besteht und politische Entscheidungsverantwortliche einbezogen werden. Kurzum: Wie kann Umweltzerstörung bekämpft und eine wachsende Weltbevölkerung mit gesunden und vor allem zugänglichen und erschwinglichen Lebensmittel langfristig ernährt werden? Eine Antwort darauf kann das Wissenschaftssystem allein nicht leisten.
Umweltzerstörung bekämpfen und wachsende Weltbevölkerung ernähren
Unser Forschungsprojekt nimmt sich dieser Herausforderungen an, wobei der Begriff „Public Engagement“ die Vielfalt an Aktivitäten und Methoden der dialog- und partizipationsorientierten Interaktion zwischen Forschenden und nichtakademischen Agierenden auf Augenhöhe bezeichnet. Wir erforschen, wie Public Engagement nachhaltige sozioökologische Transformationen entsprechend des Planetary Health-Ansatzes mit Fokus auf Ernährung bestärken und neue Wege dafür eröffnen kann. Dazu verfolgt unser Projekt drei wesentliche Ziele:
Gesunde menschliche Gesellschaft auf einem gesunden Planeten
Das langfristige, übergeordnete Ziel des Projektes ist eine gesunde menschliche Gesellschaft als Teil eines gesunden Planeten. Aufbauen auf den Ergebnissen unserer Arbeit können konkrete Public Engagement-Aktivitäten ergebnisorientiert entwickelt und umgesetzt werden. Damit streben wir langfristig einen positiven Kulturwandel im Bereich Ernährung und Ernährungssysteme an.
Neben einer Literaturanalyse sowie einem Mapping relevanter Stakeholderinnen und Stakeholder bestehender Public Engagement-Projekte in dem benannten Themenfeld beinhaltet das Projekt eine Reihe von Veranstaltungen mit unterschiedlichen Akteursgruppen, um Grundlagen für das besagte Leitbild zu erarbeiten. Parallel dazu werden zusammen mit den beteiligten Interessengruppen neue disziplinübergreifende und transdisziplinäre Projektideen entwickelt.
DBU-Förderthema 2: Nachhaltige Ernährung und nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln
WBGU-Teilhandlungsfelder: Gesunde Ernährungssysteme, Bildung und Wissenschaft für planetare Gesundheit (die Teilhandlungsfelder beziehen sich auf die Publikation des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) „Planetare Gesundheit: Worüber wir jetzt reden müssen“)
Projekttitel: Planetary Health – Public Engagement für planetare Gesundheit
Projektdurchführung: Museum für Naturkunde Berlin, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Ansprechpartnerinnen: Dr. Konstantin S. Kiprijanov, Dr. Susanne Hecker, Dr. Kim Grützmacher
DBU-AZ: 37995/01, Förderzeitraum: Juli 2022 – Juli 2024
Titelbild: Veranstaltung zum Thema Public Engagement für planetare Gesundheit in Berlin, Foto: Thomas Rosenthal