Die Kurzvorstellung dieses Projekts auf der digitalen Auftaktveranstaltung zur DBU-Ausschreibung „Nachhaltigkeitsdilemmata und Umgang mit Unsicherheiten“ vom 21. Juni 2021 finden Sie auf unserem YouTube-Kanal.
Nachhaltige Produkte erfordern, dass Ingenieurinnen und Ingenieure, die bereits in der Phase der Technologieentwicklung Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, potenzielle Dilemmata und Unsicherheiten von Technologien in Bezug auf Nachhaltigkeit erkennen und möglichst minimieren oder sogar vermeiden. Die Ausbildung verändert sich stetig und ist hoch diversifiziert. Sie vermittelt den Studierenden ein reichhaltiges Fachwissen und vielfältige Methoden zur Entwicklung und Optimierung von technischen Lösungen. Ingenieurinnen und Ingenieure sind sehr früh hochgradig spezialisiert, während fachübergreifendes Denken und Handeln, insbesondere im Kontext von Nachhaltigkeitsfragen, wenig ausgeprägt sind.
Vermittlung einer nachhaltigen Produktentwicklung
Hier setzt das DBU-Projekt an. Gemeinsam verfolgen das Institut für Kolbenmaschinen und das Institut für Technikfolgenabschätzung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die Erarbeitung von Vorlesungsmodulen für die Vermittlung von Werkzeugen und Schlüsselkompetenzen einer nachhaltigen Produktentwicklung für Ingenieurinnen und Ingenieure. Sie sollen in bestehende ingenieurwissenschaftliche Vorlesungen verschiedener Fachrichtungen integriert werden. Zukünftige Ingenieurinnen und Ingenieure lernen so, die mit den von Ihnen entwickelten Produkten verbundenen Nachhaltigkeitsaspekte und potenziellen Dilemmata sowie Unsicherheiten besser zu bewerten und Produkte dahingehend zu optimieren.
Studierende dort abholen, wo sie sich thematisch zu Hause fühlen
Um Nachhaltigkeitsaspekte, potenzielle Dilemmata und verbundene Unsicherheiten umfänglich in die bestehenden Studiengänge zu integrieren, werden in die Umsetzung Ingenieurwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler eingebunden, die in enger Zusammenarbeit Belange einer nachhaltigen Entwicklung in einer transdisziplinären Herangehensweise berücksichtigen.
Die bestehenden Vorlesungen werden hinsichtlich potentieller Schnittstellen analysiert. Dadurch sollen die Studierenden dort abgeholt werden, wo sie sich thematisch zu Hause fühlen. Damit es nicht bei einer abstrakten Integration der Nachhaltigkeitsausrichtung in die Ingenieursausbildung bleibt und das Projekt rasche Wirkung hinterlässt, ist eine Bereitschaft und Akzeptanz aller Beteiligten notwendig. Hierzu gehört zuallererst die Interaktion mit den Dozierenden, die heute für die Vorlesungen in der Ingenieursausbildung verantwortlich sind. Hier gilt es, zunächst das Interesse für nachhaltige Produktentwicklung zu wecken. In Abstimmung mit den Dozierenden und Prodekanen der unterschiedlichen Fachrichtungen werden erste Skripte für Vorlesungsmodule und schwerpunktbezogene Beispielanwendungen entwickelt. Zielgruppe sind die Ingenieurstudentinnen und Studenten der Elektro- bzw. Verfahrenstechnik und des Maschinenbaus. In ersten Pilot-Vorlesungen werden Nachhaltigkeitsthemen in den Bereichen Produktentwicklung und Werkstoffkunde integriert.
Die Facetten der Nachhaltigkeit werden dabei in einem Dreischritt abgedeckt: Zunächst wird das Thema Nachhaltigkeit in historischer Entwicklung und konzeptionellen Grundlagen übergreifend eingeführt. Dann wird Nachhaltigkeit in Bezug zu Unternehmen gestellt. Dabei werden verschiedene Aspekte wie Operationalisierung von betrieblichem Nachhaltigkeitsmanagement, Standards und Zertifikate, Sustainable Supply Chain Management, typische Greenwashing-Strategien in Unternehmen sowie Methoden der Nachhaltigkeitsbewertung vermittelt. Schließlich werden konkrete Nachhaltigkeitsansätze bei der Produktentwicklung (z.B. Ecodesign) und der Werkstoffkunde (z.B. nachhaltige Kupferwirtschaft) aufgezeigt.
Bestehende ingenieurswissenschaftliche Vorlesungen werden erweitert
Durch geeignete Schnittstellen werden bestehende ingenieurswissenschaftliche Vorlesungen um die Basismodule zur Vermittlung der Nachhaltigkeit mit ihren Dilemmata und Unsicherheiten sowie von Methoden und Werkzeugen zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Produkten und Produktentwicklungen erweitert. Das KIT, als langjährige Technische Hochschule und Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, ist ein geeigneter Startpunkt, da viele unterschiedliche Fachexpertisen und Ausprägungen der Ingenieursausbildung vorhanden sind. Ausgehend von der beispielhaften Integration vor Ort soll die Verbindung zu den weiteren Technischen Universitäten und Hochschulen genutzt werden, um die Vermittlung deutschlandweit auszurollen.
Projektdurchführung
Karlsruher Institut für Technologie KIT
Institut für Kolbenmaschinen/Institut für Technikfolgenabschätzung
76131 Karlsruhe
DBU-AZ: 35600/76
Förderzeitraum: Januar 2021 – Januar 2024
Stand: 15.07.2021