muna 2003: Michael Creutz – Marsdorfer e. V. – ein Dorf schnallt den grünen Gürtel um (Dresden-Marsdorf, Sachsen)

Preisträger in der Kategorie "Nachhaltigkeit". Das historische Landschaftsbild im Raum Marsdorf erfuhr im Zuge der Großraumwirtschaft Ende der 1960er Jahre enorme Veränderungen. Großflächige Flurbereinigung führte weiträumig zum Verlust von Feldrainen, Hecken und Einzelbäumen. Übrig blieb für lange Zeit eine monotone, strukturlose Agrarlandschaft.
Renaturierung nach historischem Vorbild
Dieser ökologischen Eintönigkeit wollten die Bewohner des nördlich von Dresden gelegenen Ortes Marsdorf ein Ende bereiten. Sie haben sich die Regeneration der alten regionaltypischen Kulturlandschaft zur Aufgabe gemacht. Mit gemeinsamen Arbeitseinsätzen wird nach historischen Vorlagen der Grundstein für die einstigen Hufenfluren gelegt. Das Anlegen grüner Korridore auf einer Länge von 2,7 km mit einheimischen Gehölzen bringt wieder Leben in die eintönigen Agrarflächen.

Grundstückseigentümer ziehen mit
Insgesamt 15 Grundstückseigentümer ermöglichen die Pflanzung der Heckenstreifen auf ihren Flächen. Trotz hochproduktiver Böden verzichten Bewirtschafter und Eigentümer zusätzlich auf die Nutzung von Säumen entlang dieser neuen Heckenstrukturen, die sich vom Ortsrand aus in die Ackerflächen hineinziehen.

Wieder Platz für Goldammer und Neuntöter
Naturnahe Wanderwege ermöglichen der Öffentlichkeit diese neuen Lebensräume zu erschließen. Ziel der Maßnahmen ist auch die Förderung von Tierarten des gehölzreichen Offenlandes wie Neuntöter, Goldammer, Sperbergrasmücke und Mauswiesel.

Geschlossene Dorfgemeinschaft
Die umfangreichen Pflanzaktionen werden mit über 60 Teilnehmern von der gesamten Dorfgemeinschaft unterstützt. Die Initiative wurde 2002 für ihr Engagement mit dem sächsischen Umweltpreis ausgezeichnet. Der Verein zeigt beispielhaft, wie eine geschlossene Dorfgemeinschaft durch gemeinsame Aktionen zur Belebung des Orts- und Landschaftsbildes beitragen kann.

Natur siegt - Lebensqualität steigt
Michael Creutz erläutert, dass durch die Maßnahmen nicht nur die Natur profitiert, sondern vielmehr die Lebensqualität für die Bewohner der kleinen Ortschaft mit etwa 300 Einwohnern steigt. "Von Anbeginn war die Neugestaltung Sache der ganzen Marsdorfer Bevölkerung", so Creutz. Dieser Zusammenhalt einer dörflichen Gemeinschaft bei der Umsetzung umfassender landschaftsökologischer Maßnahmen beeindruckt. "Bürgerengagement und ehrenamtlicher Naturschutz - gemeinsam erfolgreich für den Landschafts-, Biotop- und Artenschutz" ist das Motto der erfolgreichen Marsdorfer Aktionen.

Großes Lob für die Akteure
Bei einem Lokaltermin überzeugten sich Vertreter der Behörden, verschiedener Naturschutzverbände und einer vor Ort tätigen Agrar GmbH von den erfolgreichen Naturschutzmaßnahmen und zollten abschließend den Akteuren hohes Lob. Eine Einschätzung, der man sich anschließen kann.

Michael Creutz vom Marsdorfer e. V. im Interview mit ZDF-Moderatorin Angela Elis (Foto ZDF, Rico Rossival).
Platz für den Neuntöter. In neu angelegten Hecken findet die Art wieder Brutmöglichkeiten. Nicht bewirtschaftete Saumstrukturen fördern den Lebensraum von Insekten und Kleinsäugetieren - die Nahrung des Neuntöters (Foto: Andreas Winkler).
Nicht bewirtschaftete Ackerrandstreifen verbinden Lebensräume - hier leistet der Marsdorfer e. V. im Raum Dresden einen ökologisch wichtigen Beitrag.
In vielen Regionen ist es sehr still geworden über den Feldern. Die Monotonie der Agrarlandschaften und die Intensität der Landnutzung wirkt sich negativ auf den Bestand der Feldlerche aus. Diesem Trend wollen die Marsdorfer mit ihren Engagement begegnen.