Modularer Mikro-Hohlfaserreaktor zur Proteinabtrennung

Das Institut für Technische Chemie der Leibniz Universität Hannover hat gemeinsam mit den Unternehmen Saxonia BioTec und RiNA ein modulares Mikro-Hohlfaserreaktorsystem entwickelt.
Bisher war die Anwendung von Hohlfasermodulen auf Produktionsprozesse beschränkt. Die neuentwickelten miniaturisierten Hohlfasermodule ermöglichen es, diese nunmehr auch im kleinen Maßstab bereits in der Verfahrensentwicklung einzusetzen. Es können integrierte Hohlfasermodulkaskaden aufgebaut werden, die im kontinuierlichen Betrieb von der Kultivierung bis hin zum vorgereinigten Produkt alle biotechnologischen Prozessschritte beinhalten. Die Umwelt profitiert vom verringerten Ressourcenbedarf und reduzierten Reststoffströmen.

Hohlfasermodule in der Verfahrensentwicklung
Die Nutzung miniaturisierter Hohlfaser­module ist ein zukunftsweisender Ansatz für die Entwicklung und Durchführung kontinuierlicher und integrierter bio­technologischer Verfahren. Mit diesen Modulen lassen sich die biotechnologisch hergestellten Produkte abtrennen oder die für die Produktion eingesetzten Zellen beziehungsweise immobilisierten Biokatalysatoren im Reaktor zurückhalten.
Die entwickelten Reaktormodule wurden reaktionstechnisch beschrieben und wichtige Parameter wie Verweilzeit­verhalten und Mischzeitverhalten ermittelt. Für Kultivierungen wurde eine geeignete Sauerstoff-Begasungsstrategie entwickelt, die Substratzufuhr optimiert und ein geeignetes Sterilisationsprotokoll erarbeitet.

Gezielte Membranfunktionalisierung
Für die gezielte Bindung von Produktmolekülen wurden die Hohlfasern chemisch aktiviert und mit verschiedenen Bindungsgruppen, so genannten Affinitätsliganden, funktionalisiert. Der Schwerpunkt der bisherigen Arbeiten lag auf der Anwendung von Hohlfasermodulen mit denen es möglich ist, Histidin-markierte Proteine aufzureinigen. Darüber hinaus kamen auch Aptamer-Liganden zum Einsatz, die zur hochaffinen Bindung des Blutgerinnungs­enzyms Thrombin und synthetischer Peptide verwendet wurden.

Einsatz der Reaktormodule
Die selektive Produktabtrennung verschie­de­ner Proteine und einer Aminosäure mit­hilfe der Mikro-Hohlfaserreaktoren wurde am Beispiel dreier Modellverfahren mit den Test­organis­men Escherichia coli, Corynebacterium glutamicum und Bacillus megaterium demon­striert. Die Proteinabtrennung funktioniert auch bei gleich­zeitiger Kultivierung der Mikro­organismen im extrakapillaren Raum des Hohlfaserreaktors. In den Mikro-Hohlfaserreaktoren kann ebenfalls eine Wirkstofftestung mit Zellkulturen durchgeführt werden, wie die erfolgreiche Kultivierung der Leberzelllinie HepG2 auf der Hohlfasermembran zeigt.

Weniger Rohstoffe, Energie und Abfälle
Die Entwicklung der miniaturisierten Hohlfaserreaktoren entlastet die Umwelt und schont Ressourcen: Es müssen weniger Rohstoffe eingesetzt werden, und der Energieaufwand wird maßgeblich verringert; Produktkontaminationen lassen sich weitestgehend vermeiden und Reststofffrachten werden reduziert.


Projektthema

Entwicklung eines modularen Mikro-Hohlfaserreaktors zur maßgeschneiderten Proteinabtrennung

Projektdurchführung
Institut für Technische Chemie der Leibniz Universität Hannover
Prof. Dr. Thomas Scheper
Callinstraße 3
30167 Hannover
Telefon 0511|762-2509
Telefax 0511|762-3004
scheper@iftc. uni-hannover.de
www.tci.uni-hannover.de

Kooperationspartner
Saxonia BioTec GmbH, Radeberg
www.saxonia-biotec.de
RiNA - Netzwerke RNA-Technologie, Berlin
www.rna-network.com

Weiterentwicklung des Systems Mikro-Hohlfaserreaktor mit einer zusätzlichen Lage von Polyvinyldifluorid-Hohlfasern für die Realisierung einer O-Begasung (Typ TCI)