Mit Schiffen gegen die Vermüllung der Meere

Plastik, Kleider, Metallschrott – über 100 Millionen Tonnen Müll befinden sich in den Weltmeeren

Mülldeponie Meer

Plastik, Kleider, Metallschrott – über 100 Millionen Tonnen Müll befinden sich in den Weltmeeren und verschmutzen deren Sedimente und Strände. Die Ozeane sind zur größten Mülldeponie der Welt geworden. Dabei stammen 80 % der jährlich in die Meere gelangenden Abfälle vom Land. Der mit »marine litter« bezeichnet Prozess hat gravierende ökologische, ökonomische als auch soziale Folgen: Seevögel und Meerestiere verenden durch Plastikmüll. Schadstoffe, wie beispielsweise Mikroplastik, die sich in Fischen anreichern, gefährden die Gesundheit der Menschen. Hinzu kommen die Kosten für das Reinigen von Stränden, die insbesondere in Tourismusgebieten erheblich sind. Hauptgrund für das Müllproblem ist, dass nur wenige Länder über moderne Abfallentsorgungs- und Recyclinganlagen verfügen.

 

Müllentsorgung per Schiff

Insbesondere für kleine Inselstaaten ist ein nachhaltiger Tourismus wirtschaftlich essenziell. Sie sind jedoch technologisch und finanziell nicht in der Lage, ein funktionierendes Abfallentsorgungssystem zu realisieren. Hier setzt ein Vorhaben des Ingenieurunternehmens Lindenau Maritime Engineering & Projecting aus Altenholz bei Kiel an. In zwei Machbarkeitsstudien untersuchte das Unternehmen ein alternatives Abfallentsorgungskonzept: Das Einsammeln, Aufbereiten und Verwerten von Siedlungsabfällen durch ein schiffsbasiertes Abfallwirtschaftssystem. Am Beispiel der Kapverdischen Inseln im Zentralatlantik gelang es bereits, eine »schlüsselfertige Lösung« zu projektieren.

 

Tragfähiges Gesamtsystem

Kernpunkt des Waste-Recycling-Ship (WRS)-Systems ist eine Strategie, bei der kostenintensive und einnahmestarke Positionen miteinander verzahnt werden, um wirtschaftlich tragfähig zu arbeiten. Im Einzelnen sind drei Arbeitsfelder geplant:
•    Müllsammlung: Ein Müllsammelschiff, das Waste Collecting Ship, fährt als »schwimmende Müllabfuhr« acht Kapverdische Inseln an und sammelt die Abfälle ein. Dieses Schiff könnte auf dem »Hinweg« auch dazu genutzt werden, Gebrauchsgüter und Lebensmittel auf die Inseln zu liefern.
•    Müllaufbereitung: Auf einem im Hafen der Hauptstadt Praia liegenden Aufbereitungs- und Recyclingschiff, dem Waste-Recycling-Ship, wird der Müll aufbereitet und vollständig genutzt: Organische und heizwertreiche Abfälle werden weiterverarbeitet, Wertstoffe werden recycelt und verkauft.
•    Energiegewinnung: Der organische Abfall wird in einer anaeroben Vergärung verarbeitet. Es entsteht Biogas, das per Kraft-Wärmekopplung in Strom und Prozesswärme gewandelt wird. Auf einem dritten Schiff, dem Waste-to-Energy-Ship, werden die heizwertreichen Abfälle thermisch genutzt und ebenfalls zur Stromerzeugung eingesetzt.

 

Weltweit übertragbar

Der gewonnene Strom kann zum einen an die staatlichen Elektrizitätswerke verkauft werden und so die Abhängigkeit von Ölimporten reduzieren. Zum anderen kann er genutzt werden, um per Umkehrosmose oder alternativem Verfahren aus Meerwasser Trinkwasser zu erzeugen. Auf diese Weise profitieren Umwelt, Wirtschaft und Bevölkerung gleichermaßen. Geplant ist, das Gesamtsystem mithilfe eines Public Private Partnership zu betreiben und zu finanzieren. Bei Umsetzung stünde eine technische Referenz für ein Verfahren zur Verfügung, das sich weltweit auf Insel- und Küstenregionen übertragen ließe. Die Abfallbehandlung per Schiff bietet sich für Küsten- und Inselregionen insbesondere dort an, wo das Nutzen der Ressource Abfall zur Kostendeckung für ein modernes Abfallwirtschaftssystem beiträgt.

 


 

Projektthema:
Abfall-Recycling-Schiffs-System für die Kapverdischen Inseln

Projektdurchführung:
Lindenau Maritime Engineering & Projecting
Knooper Landstr. 6 K-L
24161 Altenholz
Telefon:    0431 | 38 90 470
info@lindenau-dirk.com
www.lindenau-dirk.de


AZ 32674

Müll wird auf den Kapverden oft auf wilden Deponien gelagert, verbrannt oder gelangt durch Wind und Regen ins Meer.
Mit dem WRS-Konzept ist die Müllentsorgung per Schiff weltweit erstmalig projektiert worden.
Müllabfuhr per Schiff – die Routen sind bereits ausgearbeitet.