Mehr Raum für deutsche Fließgewässer

Es wurde geprüft, ob sich ein in Frankreich entwickeltes Konzept zum freien Pendelraum für Fließgewässer auf deutsche Verhältnisse übertragen lässt, um den Flüssen mehr Raum zur eigendynamischen Entwicklung zu geben.

Durch menschliche Eingriffe wie Flussbegradigungen oder Bau von Deichen an Flüssen und Auen verlaufen die meisten Fließgewässer nicht mehr in ihrem natürlichen Gewässerbett. Dadurch kommt es zu einem Verlust der standorttypischen Biodiversität sowie der Wasserqualität und zudem zu einer Verschlechterung der Hochwassersituation. Überdies verfügen die Flussauen mit ihren Auenwäldern als natürliche Überflutungsbereiche über ein hohes Potenzial zum Treibhausgasrückhalt und stellen damit effektive Kohlenstoffsenken dar.

Naturnahe Gewässerstrukturen zumindest teilweise wiederherzustellen, war das Ziel des Aueninstituts in Rastatt, das zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gehört. Das DBU-Projekt »Freier Pendelraum für Fließgewässer« basiert auf dem an den französischen Flüssen Allier und Loire entwickelten Konzept »Espace de Liberté«. Es sieht vor, einen definierten Raum für Fließgewässer zu schaffen (freier Pendelraum), in dem sie ihrer natürlichen, eigendynamischen Laufentwicklung folgen können. Damit werden die Ökosystemleistungen der Flusslandschaften gestärkt und der Unterhaltungsaufwand der Gewässer verringert.

Im Rahmen des Vorhabens wurde das Konzept an die spezifischen Verhältnisse in Deutschland angepasst und planerisch auf drei unterschiedliche Flusstypen angewendet. Als Beispielflüsse wurden die Blies im Saarland, die Ammer in Bayern und die Mulde in Sachsen ausgewählt. An der Mittleren Mulde haben sich im Laufe des Projektes die besten Voraussetzungen für eine planerische Umsetzung des Pendelraum-Konzeptes ergeben. In einem Folgeprojekt soll daher in den nächsten Jahren gemeinsam mit relevanten örtlichen Akteuren ein Konzept zur ökologischen Aufwertung der Muldeaue bei Gruna entwickelt werden. Damit erhält das Pendelraum-Konzept einen wichtigen Anschub zur Umsetzung in die Praxis.

Weitere Informationen zum Projekt gibt die Webseite: www.freier-pendelraum.de.

 

Projektthema

Freier Pendelraum für deutsche Fließgewässer

 

Projektträger

Karlsruher Institut für Technologie
Institut für Geographie und Geoökologie
Abteilung Aueninstitut Rastatt
Josefstr. 1
76437 Rastatt

Telefon: 07222 3807 12
Web: www.freier-pendelraum.de, www.ifgg.kit.edu/aueninstitut

 

Förderzeitraum

Dezember 2016 – März 2020

 

Aktenzeichen

DBU-AZ 32894/01

 

Stand: 06.07.2020

Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser entwarf ebenfalls ein Konzept zur Bestimmung des typspezifischen Flächenbedarfs von Fließgewässern