Die Behandlung von Dachstühlen mit Flammschutzmitteln (FSM) im Zweiten Weltkrieg und die dadurch hervorgerufenen Mazerationsschäden sind keine regionale Ausnahme, sondern ein Problem, das viele historische Dächer betrifft: In Deutschland wie in Tschechien, Österreich, der Slowakei, Luxemburg, Belgien und Polen. Fast alle Dachwerke der großen mittelalterlichen Kirchen und anderer Baudenkmäler im ehemaligen »Reichsgebiet« wurden zwischen 1942 und 1945 mit Feuerschutzsalzen behandelt. In der Folge zeigen die Holzoberflächen wollartige Auffaserungen, die bis hin zu einer statisch relevanten Reduktion des Holzquerschnitts fortschreiten können.
Allein die Größe der meisten betroffenen Dächer erfordert eine Bewertung von Aufwand und Nutzen von Methoden zur Sanierung der Mazerationsschäden. Ausgehend von den Ergebnissen des Forschungsprojekts Mazeration historischer Dachkonstruktionen – Entwicklung und Erprobung eines Schnelltestverfahrens (MATE) sollen daher bestehende Sanierungsansätze von Dachkonstruktionen, die von Mazeration bedroht sind, evaluiert, ggf. modifiziert und weiterentwickelt werden. Ziel ist ein preiswertes, wirksames und denkmalverträgliches Verfahren, das die langfristige Erhaltung der oft jahrhundertealten Konstruktionen gewährleistet.
Eines der Untersuchungsobjekte ist der Dachstuhl des Naumburger Doms, der deutliche Mazerationsschäden aufweist. Wie an allen anderen Objekten auch, erfolgt hier eine detaillierte Analyse und Dokumentation der örtlichen Gegebenheiten. So werden die bauliche und klimatische Situation erfasst, Staubproben gesammelt und analysiert sowie Proben aus dem Holz selbst entnommen, um Rückschlüsse auf die Eindringtiefe der Holz- bzw. Flammschutzmittel zu erhalten. Außerdem sollen konservierende und kurative Maßnahmen erprobt werden, wozu u. a. auch die Möglichkeiten und Grenzen der Beeinflussung des Innenraumklimas im Dachraum gehören
Im Labor des Institutes für Diagnostik und Konservierung (IDK) läuft gegenwärtig ein Langzeittest, der die Schadensentwicklung an kontrolliert kontaminierten Holzproben im Luftfeuchtewechsel nachzustellen versucht. Ziel des aktuellen MATEKUR-Projektes ist ein Sanierungsleitfaden, der die in MATE erbrachten Ergebnisse in die Baupraxis überführt und konkrete Empfehlungen für die Sanierung formuliert.
Projektthema:
Modellhafte Entwicklung und Erprobung von Verfahren zur Schadensminderung und -bekämpfung der anthropogen induzierten Holzmazeration an wertvollen historischen Dachstühlen (MATEKUR)
Projektdurchführung:
Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz
Domplatz 16/17
06618 Naumburg (Saale)
Kontakt:
Dr. Insa Christiane Hennen
hennen.hennen@t-online.de
h.kunde@vereinigtedomstifter.de
www.vereinigtedomstifter.de
AZ 26267/29223