Leitfaden für Fledermäuse in historischen Gebäuden

In historischen Gebäuden werden vor allem Dachräume von Fledermäusen genutzt

Lebensraum für Fledermäuse

In historischen Gebäuden werden vor allem Dachräume von Fledermäusen genutzt. In Kolonien, die mehrere Tausend Tiere umfassen können, ziehen Weibchen hier im Sommer ihre Jungtiere groß. Diese sogenannten Wochenstuben stellen sehr komplexe Ansprüche an ihre Quartiere, die Großdächer in idealer Weise erfüllen: Sie sind dunkel, geräumig und frei von Zugluft. Zudem bieten Holzbalken und Dachlatten Hangplatzmöglich-keiten. Die Besiedelung durch Fledermäuse geht, insbesondere bei großen Kolonien, mit einer erheblichen Belastung des Bauwerks durch Kot und Urin einher. Denkmalgeschützte Gebäude werden zunehmend auch unter energetischen Gesichtspunkten betrachtet oder die Gebäudenutzung wird intensiviert, womit häufig bauliche Veränderungen verbunden sind, die erhebliche Eingriffe in den Lebensraum der Fledermäuse bedeuten können.

 

Denkmal- und Naturschutz

Fledermäuse zählen nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) zu den geschützten Tierarten. Sie dürfen weder vertrieben noch getötet werden. Der Bauablauf ist auf die Belange der Tiere abzustimmen. Gelingt die Vermittlung zwischen den Anliegen des Denkmal- und des Naturschutzes nicht, kommt es zu baulichen Verzögerungen, aber auch zur Bedrohung der Vitalität der Fledermauspopulationen. Um dieser Problemstellung zu begegnen, erstellten die Kooperationspartner, die Stiftung Fledermaus aus Erfurt, das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. aus Halle (Saale), Frau Dr. Insa Christiane Hennen von der Firma  Bauforschung – Denkmalpflege aus Wittenberg, das Ingenieurbüro Holger Niewisch aus Berlin und Büro NACHTaktiv – Biologen für Fledermauskunde GbR aus Walldorf/Werra in einem von der DBU geförderten
Projekt einen Leitfaden.

 

Leitfaden mit konkreter Anleitung

Als Grundlage für den Leitfaden untersuchte eine interdisziplinäre Forschungsgruppe aus Fledermaus-experten und Denkmalpflegern verschiedener Fachrichtungen systematisch zahlreiche historische Gebäude im mitteldeutschen Raum, die von Fleder-mäusen bewohnt werden oder wurden. Der Leitfaden gibt konkrete Anleitungen sowohl zum Schutz der Bausubstanz als auch der Fledermäuse und nicht zuletzt hinsichtlich des notwendigen Arbeitsschutzes in diesen Räumen. Er begegnet dabei folgenden Fragestellungen: Was sind geeignete Maßnahmen zum Erhalt der Fledermausquartiere? Wie sind diese denkmal-verträglich umzusetzen? Wie sind bauliche Eingriffe der Dachräume zu gestalten, damit sie einen möglichst geringen Einfluss auf die Lebensstätten der Fledermäuse nehmen? Wie ist der Einfluss der Fledermäuse auf die Bausubstanz zu steuern und zu reduzieren?

 

Berücksichtigung von Managementplänen

Ein wichtiger Aspekt in diesem Leitfaden sind Hinweise zur bisher nur unzureichenden Berücksichtigung denkmalpflegerischer Belange in Managementplänen, die gemäß der Richtlinie 92/43/EWG »Fauna-Flora-Habitat« (FFH-Richtlinie) unter anderem für sogenannte FFH-Punktobjekte für gefährdete wildlebende Tier-arten erstellt werden müssen.

Im Rahmen des Vorhabens wurden mehrere Dächer mit Fledermausbeständen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen untersucht. Dazu zählen zum Beispiel die Dächer der Kirchen in Deutschenbora, Altenberga und Großkröbitz, das Dach vom Kloster Altzella sowie vom Schloss Oranienbaum.

 


 

Projektthema:
Historische Gebäude als biodiverser Lebensraum und Objekt der Denkmalpflege

Projektdurchführung:
Stiftung Fledermaus, Erfurt, Thüringen
daniela.fleischmann@stiftung-fledermaus.de
www.stiftung-fledermaus.de

Kooperationspartner:
•    IDK – Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e. V., Halle/Saale, Sachsen-Anhalt,
•    Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Thüringen, Weinbergen, Thüringen,
•    Büro NACHTaktiv – Biologen für Fledermauskunde GbR, Walldorf/Werra, Thüringen,
•    Bauforschung – Denkmalpflege, Dr. Insa Christiane Hennen, Wittenberg, Sachsen-Anhalt,
      hennen.hennen@t-online.de
•    Ingenieurbüro Holger Niewisch, Berlin,
      holger-niewisch@versanet.de
•    Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Halle/Saale, Sachsen-Anhalt
 


AZ 31386

In historischen Gebäuden werden vor allem Dachräume von Fledermäusen genutzt.
Trockenfirst und Opferbretter, die nach hoher Urin- und Kotbelastung ausgetauscht werden können.