Ungefähr ein Drittel aller erntefähigen Lebensmittel wird nie verzehrt. Dazu kommen noch Verluste vor der Ernte. Entlang der kompletten Wertschöpfungskette von der Landwirtschaft über Verarbeitung und Handel bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern gehen demnach enorme Mengen an Nahrung verloren. Allein in Deutschland wandern jährlich je nach Schätzungsmethode zwischen 11 Millionen Tonnen (BMELV 2012) und 18 Millionen Tonnen (WWF 2015) Lebensmittel in den Müll. Etwa die Hälfte dieser Abfälle wäre vermeidbar, weil die weggeworfenen Lebensmittel gut essbar sind. Der Rest sind nicht essbare Bestandteile wie Schalen und Knochen.
Entlang der Wertschöpfungskette sind die Ursachen für Lebensmittelverluste sehr unterschiedlich und somit bestehen vielfältige Ansatzpunkte, um die Verluste zu verringern. Von der DBU geförderte Projekte und Stipendien nehmen sich der Thematik daher auf sehr vielseitige, innovative und auch kreative Art und Weise an.
In der Landwirtschaft entstehen Verluste unter anderem deswegen, weil nicht normgerechtes Obst und Gemüse bei der Ernte zurückgelassen wird. Landwirtschaft und Privatleute lassen sich zum Beispiel mit sogenannten Nachernteaktionen, bei denen Freiwillige auf den Feldern zurückgebliebene Feldfrüchte für den Verzehr einsammeln, für die Minimierung von Verlusten sensibilisieren. Für den kommerziellen Vertrieb von originellen Wuchsformen wird des Weiteren eine Internet-Plattform aufgebaut, über die Bio-Landwirte ihre untypisch geformten Feldfrüchte an Großverbraucher verkaufen können und die komplette Logistik geregelt wird (www.querfeld.bio).
Bei der Verarbeitung und im Handel gehen Lebensmittel auch deswegen verloren, weil falsch gelagert und transportiert wird und weil durch Fehlplanung zu viel produziert bzw. angeboten wird (Stichwort: volle Regale bis Ladenschluss). Eine Vielzahl von Ansatzpunkten und Maßnahmen zur Minimierung von Lebensmittelabfällen wird für Produzenten unterteilt nach Brot & Backwaren, Obst & Gemüse, Fleisch & Fisch, Milch & Milchprodukte, Handel und Gastgewerbe auf den Webseiten www.lebensmittel-abfall-vermeiden.de und www.lebensmittelwertschaetzen.de systematisch aufbereitet und dargestellt.
Die größten Einsparpotenziale bestehen auf der Konsumentenseite. Bei Groß-Verbrauchern gehen Verluste beispielsweise auf mangelhafte Lagerung, falsche Kalkulation der benötigen Mengen und auch Hygienevorschriften zurück. Für die Gemeinschaftsverpflegung in Bildungsstätten werden Konzepte für das nachhaltige Management und somit die Vermeidung von Lebensmittelverlusten erstellt (www.mittel-zum-leben.info).
Gerade in Privathaushalten gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, die aus Fehlkäufen, mangelnder Wertschätzung, falscher Interpretation des Mindesthaltbarkeitsdatums etc. resultieren. Eine Möglichkeit zur Sensibilisierung insbesondere der jüngeren Generation sind Informationskampagnen und Aktivitäten in den sozialen Medien wie zum Beispiel Facebook (www.facebook.com/zachranjidlo) oder auch ein Kochbuch mit „Retter-Rezepten“, das Anregungen dazu gibt, wie Überschüsse lecker verarbeitet werden können.