Konfliktlösung in der Gewässerrevitalisierung

Gewässer können auf unterschiedliche Weisen genutzt werden. Bei der Gewässerrevitalisierung bzw. -renaturierung stehen insbesondere im urbanen Raum ökologischen Aspekten häufig andere Nutzungsinteressen gegenüber. Geeignete Wege für einen Interessensausgleich zu finden, ist das Ziel eines Modellprojekts für Konfliktlösung und Kooperationsaufbau, Dies Projekt wird unter Federführung der Stadt Osnabrück am Beispiel der Hase durchgeführt. Letztendlich soll das Vorhaben dazu beitragen, Stadtgewässer als Lebensadern für Mensch und Natur wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Geschichte im Fluss
Wie in anderen Städten ist die historische Entwicklung Osnabrücks eng mit der Hase verbunden. Lange diente der Fluss als Schutz für die frühen Ansiedlungen um die Domburg. Im 30-jährigen Krieg mutierte die Hase zum Wassergraben rund um die Stadt. Die Hase war gleichzeitig wichtiger Handelsweg, Badeanstalt, Trinkwasserlieferant, diente zur Abwasserentsorgung und natürlich als Antrieb für die zahlreichen Mühlen.

Die Hase - ein typisches Fallbeispiel
Zwischen den 1950er und 1970er Jahren wirkte enormer Siedlungsdruck auf die Hase: Begradigt, mit schlechter Wasserqualität und gestaut an zahlreichen Wehren, letztendlich sogar flächig überbaut ging der Fluss nicht nur als Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten verloren, sondern auch für die Osnabrücker Bürger war die Hase als natürliches Fließgewässer kaum mehr erlebbar.

Interessenskonflikte bei der Revitalisierung urbaner Gewässer
Dieser Zustand sollte sich ändern. War die Wasserqualität durch effektivere Kläranlagen bereits deutlich besser geworden, beschloss der Stadtrat im März 2001 die ökologische Entwicklung der Hase voranzutreiben. Besonderes Augenmerk wird auf die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Flusses gelegt. Die Hase soll wieder das Markenzeichen von Osnabrück werden, und mit ihr ein wertvoller Freizeit- und Erlebnisraum für Bürger und Touristen entstehen. Bei Planung und Umsetzung des Projektes legt die Stadt großen Wert auf eine nachhaltige Bürgerbeteiligung.

Per Kanu auf Fotosafari und dabei die Hase aus ungewohnter Perspektive erfahren. Ab 2008 soll das Wehr an der Neuen Mühle mittels einer neu entwickelten Aufstiegshilfe, einem sogenannten Borstenfischpass, nicht nur für Fische und Benthosorganismen durchgängig werden, sondern auch für Kanuten.
Unterschiedliche Gruppen ins Boot bekommen
Bei der langfristig und umfassend angelegten Revitalisierung des Flusses konkurrieren - wie bereits eingangs erwähnt - verschiedene Nutzungsinteressen miteinander. Auf der einen Seite steht die ökologische Aufwertung, die aufgrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie verpflichtend ist. Auf der anderen Seite stehen die traditionellen Rechte der Wasserkraftnutzung und des Denkmalschutzes, die Bedürfnisse von Anwohnern, Wassersportlern, Organisatoren kultureller Veranstaltungen sowie weiterer Interessengruppen.

Kooperation - „eine gemeinsame Sache aller"
Das DBU-geförderte Projekt hat bereits ab einem frühen Planungsstadium zur Zusammenführung verschiedener Interessen an der Hase beigetragen. Informationsveranstaltungen und Klärungsgespräche fanden auf verschiedenen Ebenen statt. Zwischen Vertretern des Naturschutzes, der Stadt und den unterschiedlichen Nutzern der Hase entstand eine enge Kooperation. Prominente Bürger der Stadt konnten als sogenannte Hasepaten gewonnen werden. In nächsten Schritten gilt es nun, mit Hilfe professioneller Mediation gemeinsame Lösungen und Kompromisse zu finden.

Lernen aus der Praxis
Anfang März 2005 fand im Zentrum für Umweltkommunikation eine Fachtagung mit dem Titel „Entdecken - nicht verstecken" statt. Mehrere Praxisbeispiele zur Revitalisierung von Fließgewässern im urbanen Bereich unter den Gesichtspunkten von Ökologie, Wasserwirtschaft und Umweltbildung wurden vorgestellt. Betrachtet wurde außerdem die Funktion urbaner Gewässern und ihren Ufern als Wohn- und Erholungsgebiete.

Die Hase ist stark geprägt durch menschliche Nutzung, bietet aber im Stadtgebiet dennoch geeigneten Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Das Foto entstand am Wehr „Lokschuppen“, in der Nähe des Zusammenflusses von Hasekanal und renaturierter Klöcknerhase.
Netzwerktagung im ZUK
„Lebendige Gewässer im städtischen Raum“ – so lautete der Titel einer zweiten Tagung im Zentrum für Umweltkommunikation, zu der Ende Oktober 2006 rund 100 Umweltvertreter aus ganz Deutschland gekommen waren. Die Veranstaltung bildete den Auftakt zur Bildung ein bundesweiten Netzwerks, das im ersten Schritt über eine einjährige Aufbauphase einen Art Testlauf absolvieren, Material sammeln, eine Internetseite gestalten sowie eine weitere große Tagung im nächsten Jahr vorbereiten soll. Praktikern will es helfen, indem es Querverbindungen zu Fachverbänden, kommunalen Spitzenverbänden und anderen Kooperationspartner herstellt. Neueinsteigern soll durch einen Leitfaden Hilfestellung gegeben werden – von der Planung bis zur Umsetzung von Maßnahmen.

Schüler als Multiplikatoren
Über das bereits zu Projektbeginn implementierte Netzwerk "Schulen für eine lebendige Hase" wurden weitere Partner aus Fachbehörden, Universität, Regionalen Umweltbildungszentren, Vereinen und natürlich die Osnabrücker Schulen in das Vorhaben eingebunden. Sie stehen im Mittelpunkt dieses Netzwerkes als entscheidende Multiplikatoren im Prozess der Umweltbildung und Werteorientierung. Schülerinnen und Schüler sollen sich intensiv mit der Thematik auseinander setzten.

Internet stützt Ideensammlung
Die Ergebnisse der Teilprojekte werden auf einer interaktiven Webseite vorgestellt. Dort wird u. a. auf Veranstaltungen hingewiesen, sowie über die geplanten Vorhaben und über die Geschichte dieses Flusses berichtet. Interessierte haben hier die Möglichkeit Artikel zu kommentieren. Mit einer sogenannten OpenSpace-Online-Konferenz wurden Anregungen und Ideen rund um die Hase gesammelt, die in den weiteren Projektverlauf einfließen.
Fließgewässerexperten trafen sich im Zentrum für Umweltkommunikation der DBU in Osnabrück. Im Fokus der Fachtagung stand die Revitalisierung von Gewässern im urbanen Bereich. Rund 100 Umweltvertreter aus ganz Deutschland bereiteten die Gründung eines Netzwerks vor, das nach Meinung der Tagungsteilnehmer vor allem Praktikern helfen soll.
Kurzinfo:
ProjektzielProaktive Konfliktlösung und Kooperationsaufbau in der Gewässerrevitalisierung am Beispiel der Hase in Osnabrück
Stand des Projektslaufendes Vorhaben
Aktenzeichen21876
ProjektträgerStadt Osnabrück
Fachbereich Grün und Umwelt
Natruper-Tor-Wall 2
49076 Osnabrück
AnsprechpartnerChristiane Balks
Telefon(0541) 323 31 62
Fax(0541) 323 15 31 62
Email

balks@osnabrueck.de

Internetwww.osnabrueck.de
www.lebendige-hase.de

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