Fachforum für Forschung und Praxis zu Prinzipien, Ansprüchen und Perspektiven einer politischen Bildung

Die derzeit vorherrschende Lebens- und Wirtschaftsweise führt zu einer dauerhaften Überschreitung planetarer Leitplanken. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, braucht es eine nachhaltige Veränderung der Gesellschaft. Die Frage, wie es gelingen kann, dass junge Menschen die dafür notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, bedarf innovativer Ideen auf allen Ebenen und damit auch ein Zusammenwirken unterschiedlicher Disziplinen. In diesem Vorhaben stehen die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und die Politische Bildung im Fokus. Für das Gelingen der angestrebten „Großen Transformation“ sind nicht nur ein ökologisches Bewusstsein, geographische und biologische Grundkenntnisse sowie ein kritisches Verhalten von Konsumentinnen essentiell, sondern es bedarf auch des Wissens über globale und lokale Zusammenhänge sozialer, politischer, ökonomischer und ökologischer Entwicklungen sowie politische Orientierungs-, Analyse-, Kritik-, Urteils- und Handlungsfähigkeit, um eine partizipative und demokratische Gestaltung des Transformationsprozesses zu ermöglichen. Sowohl die Bildung für nachhaltige Entwicklung als auch die Politische Bildung setzen ein hohes Maß an Beteiligung und forschendem Lernen voraus. Beide Ansätze sind geprägt von Selbstreflexion, Perspektivwechsel, vernetztem und systemischem Denken und somit von einer Kompetenzentwicklung hin zu einer mündigen und zukunftsfähigen Gesellschaft. Diese bestehenden Überschneidungspunkte werden bisher aber weder bildungspolitisch noch wissenschaftlich bearbeitet. Zudem fehlt es an innovativen und modellhaften Bildungskonzepten und Praxisbeispielen, die Nachhaltigkeitsfragen stärker in die Politische Bildung und politische Aspekte stärker in die Nachhaltigkeitsbildung integrieren.

Das Projekt ordnet sich in diese Zielsetzungen ein und plant, ein Forum „Politische Bildung, Transformation und Nachhaltigkeit“ zu erschaffen. Im Forum wird der Frage nachgegangen, welche politischen Fragestellungen in einem Diskurs über eine politische BNE mitgedacht werden müssen und inwiefern Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen als politische Sozialisationsorte zu verstehen sind. Als ein zentrales Ergebnis des Projektes wird die Etablierung eines strukturierten und interdisziplinären Austausches und eine Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Praktiker*innen angestrebt, die an den gemeinsamen zentralen Fragen arbeiten. Dadurch soll die Abgrenzung der verschiedenen Disziplinen überwunden und eine gemeinsame Idee einer Politischen Bildung in und für Transformation und Nachhaltigkeit entwickelt werden. Die politischen und sozialwissenschaftlichen Zugänge sollen einbezogen werden und zentrale Bildungsaufgaben wie Digitalisierung und Bildung für Transformation und Nachhaltigkeit miteinander verbunden werden.

Austausch zwischen Akteurinnen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen und der Praxis

Im Forum wirken als ständige Mitglieder zwölf interdisziplinär ausgewählte Akteurinnen aus den Bereichen der BNE (PH Weingarten, FU Berlin, Universität Oldenburg), der Politischen Bildung (FU Berlin, Universität Siegen, Universität Hannover), der Sozial- und Umweltwissenschaften (PH Freiburg, FU Berlin, HNE Eberswalde) und der Praxis (Transferstelle Politische Bildung, Bundesausschuss Politische Bildung, Bundeszentrale für Politische Bildung) mit. Geplant ist ein kontinuierlicher und strukturierter Fachaustausch im Rahmen dreier Workshops. Um eine enge Anbindung an die Bildungspraxis zu gewährleisten, sollen die Treffen für den Fachaustausch abwechselnd an Universitäten und Bildungsstätten mit einem BNE-Schwerpunkt stattfinden. Es wird außerdem die Etablierung einer Online-Plattform angestrebt, über die zentrale Forschungserkenntnisse, Praxisanregungen sowie Handreichungen gesammelt werden sollen. Zur Verbreitung werden weitere Formate der Wissenschaftskommunikation genutzt, beispielsweise ein Podcast, Social-Media-Kanäle und ein Sammelband. Eine Abschlusskonferenz stellt die Projektergebnisse einem breiten Publikum vor und reflektiert diese gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Praktikerinnen. Hier ist eine enge Abstimmung mit den Praxispartner*innen aus Verbänden, Behörden, Institutionen und Bildungsstätten geplant. Die Erkenntnisse aus der Forumsarbeit sollen durch die Aktiven aus den verschiedenen beteiligten Disziplinen nicht nur präsentiert, sondern diskutiert und weiterentwickelt werden. Dabei ist eine Öffnung für weitere Fachdidaktiken geplant, um dem Charakter der Querschnittsaufgabe gerecht zu werden. Das Forum dient darüber hinaus auch als Ankerpunkt für die Förderinitiative „Politische BNE“ der DBU.

Projektdurchführung:
Pädagogische Hochschule Weingarten, Politikwissenschaft und ihre Didaktik
Weingarten, Baden-Württemberg

DBU-AZ: 38622/01

Förderzeitraum: 26.04.2023 – 26.04.2025

Stand: 14.08.2023

Titelbild: © Canva/Drazen Lovric, Getty Images