Viele Gewässer sind anthropogen, also durch menschliche Nutzungsansprüche stark überprägt. Bei Fließgewässern stellen sogenannte Querbauwerke unüberwindbare Barrieren für wandernde Fischarten dar. Mit Fischaufstiegsanlagen soll die Durchgängigkeit von Fließgewässern wieder hergestellt werden. Diese Anlagen erfüllen jedoch in der Praxis oft nicht ihren Zweck, da die relevanten Parameter, die ein solches Bauwerk fischtauglich machen, nur ungenügend bekannt sind, oder bei Planung und Bau keine ausreichende Berücksichtigung fanden.
Die verschiedenen Lebensraumansprüche und die Reaktion auf menschliche Eingriffe sind bei vielen Wasserorganismen noch wenig erforscht. Dies ist zum einen darin begründet, dass insbesondere Fische im Freiland sehr mobil sind und eine direkte Beobachtung dieser Tiere methodisch vergleichsweise aufwändig ist. Zum anderen unterliegen Fließgewässer charakterisierende Faktoren, wie beispielsweise Fließgeschwindigkeit, Wassertiefe und Turbulenzen, ständigen Schwankungen. Aussagen über den Einfluss dieser einzelnen Parameter auf das Verhalten von Fischen sind daher im Allgemeinen noch sehr spekulativ.
Die Ethohydraulik verbindet die Ethologie, also die Erforschung des Verhaltens von Tieren, mit der Hydraulik, der Lehre über das Strömungsverhalten von Flüssigkeiten. Im Hinblick auf die Gruppe der Fische ermöglicht die Verknüpfung dieser beiden Bereiche es, die Reaktion der Tiere auf unterschiedliche Gegebenheiten im Wasser zu untersuchen.
In der Praxis bedeutet dies: Eine aus dem Freiland übertragene Gewässersituation wird unter möglichst natürlichen hydraulischen Gegebenheiten in einer großen, verglasten Laborrinne nachgestellt. Die Verglasung erlaubt es, das Verhalten von Fischen unter dem Einfluss verschiedener Parameter genau beobachten zu können.
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen der Ethohydraulik lassen sich nun die Lebensraumansprüche der Fische und ihre Reaktionen auf menschliche Eingriffe ableiten: So können beispielsweise Probleme, die Fische beim Passieren von Gewässerbauwerken haben, im Rahmen der Ethohydraulik nachvollzogen werden. Die ethohydraulischen Erkenntnisse können dann in einer gewässerökologisch und naturschutzfachlich begründeten wasserbaulichen Praxis umgesetzt werden.
Kurzinfo:
Projekttitel | Ethohydraulik - eine Grundlage für naturschutzverträglichen Wasserbau |
Stand des Projekts | Abgeschlossen 06/2009 |
Aktenzeichen | 25429-33/2 |
Projektträger | Universität Fridericiana Karlsruhe (TH) Institut für Wasser und Gewässerentwicklung Kaiserstr. 12 76131 Karlsruhe |
Ansprechpartner | Dr.-Ing. B. Lehmann |
Telefon | (0721) 608 4101 |
Fax | (0721) 60 60 46 |
Lehmann@iwg.uka.de | |
Kooperationspartner | Institut für Angewandte Ökologie GbR Neustädter Weg 25 36320 Kirtorf-Wahlen |
Internet | www.uni-karlsruhe.de · www.schwevers.de |