Es war eine Überraschung für die Denkmalpflegebehörden: Oolithkalkstein aus Lothringen, ein Sedimentgestein, das aus kleinen Mineralkügelchen (Ooiden) besteht, wurde auch in Tschechien verwendet. Für gewöhnlich wurden im Westen Tschechiens eher
magmatische Gesteine oder Sandsteine eingesetzt. In einem früheren DBU-Projekt wurden Oolithkalksteine im Kloster Teplá bei Marienbad, Tschechien entdeckt. Vor Ort ist die Erfahrung mit Kalksteinen im Außenbereich eher gering. Im Gegensatz dazu kamen in Deutschland häufiger oolithische Kalksteine zum Einsatz, beispielsweise am Kölner Dom. Kalksteine bilden in Gebieten mit starker Umweltbelastung allerdings schneller und tiefgründiger Steinschäden aus als silikatische Gesteine. Ziel dieses Projektes war es daher, eine modellhafte Vorgehensweise für die Erhaltung oolithischer Gesteine zu entwickeln und am Portal der Stiftskirche Teplá sowie an einem Grabmal am Melaten-Friedhof in Köln modellhaft anzuwenden. Beide Projektstandorte, Köln und Teplá, haben lange unter stark umweltbelasteter Luft gelitten und weisen daher zum Teil starke Schäden auf.
Durch Geländerecherchen und Probenahmen in den Oolithsteinbrüchen des Barrois-Plateaus in Lothringen konnten die Steinbrüche erforscht werden, aus denen die verschiedenen in Mitteleuropa weithin bekannten Barrois-Oolithe stammen. Die systematischen Untersuchungen der Oolithkalkstein-Eigenschaften lieferten Kennwerte und petrographische Beschreibungen für die meisten Varietäten. Für die Restaurierung von Kulturobjekten aus Barrois-Oolithen besteht somit jetzt ein guter Überblick, aus welchen Steinbrüchen geeignetes Material mit bestimmten Gesteinseigenschaften bezogen werden kann.
Am Portal in Teplá hatten sich vor allem schwarze Gipskrusten gebildet. Vor deren Abnahme wurden unterschiedliche Reinigungsverfahren erprobt. Für die flächigen Krusten eignete sich besonders ein Niederdruckstrahlverfahren mit Korund oder Schlackegranulat. Für dunkle Gips-Schmutz-Krusten auf den empfindlichen, filigranen Figuren wurde das Laserreinigungsverfahren eingesetzt. Eine Nachreinigung fand mit Mikrostrahlpartikelgeräten, Skalpellen sowie weichen Bürsten statt. Am Grabmal auf dem Melaten-Friedhof in Köln fanden sich nur dünne Gipskrusten, welche mit Mikromeißel und Minischleifbohrern aus-gedünnt wurden. Abschließend wurde das gesamte Objekt im Niederdruck-Wirbelstrahlverfahren gereinigt.
Mit dem Projekt wurde das Ziel erreicht, die in Deutschland üblichen Standards der Voruntersuchungen an Objekten und an Materialien für die Gesteinskonservierung in angepasster Form auf Tschechien zu übertragen. Die Erkenntnisse an den ausgewählten Testobjekten und Musterflächen in Teplá und in Köln im Rahmen dieses Projektes trugen maßgeblich zur Definition der Konservierungsstandards für Barrois-Oolithe bei. Zudem liegen nun die notwendigen Grundlagen für die Schadenskartierung sowie zur Instandsetzung der Gesteine vor. Der Kenntnisstand über die unterschiedlichen Abbaugebiete in Lothringen wurde erweitert, wodurch es Restauratoren möglich wird, Originalmaterial zur Reparatur zu nutzen. Die Ergebnisse des Projektes wurden in einer umfangreichen Publikation unter dem Titel »Barrois-Oolithe« veröffentlicht.
Projektthema:
Erhalt von umweltgeschädigten Kulturgütern aus Oolithkalkstein
Projektdurchführung:
TU München, Lehrstuhl für Ingenieurgeologie
Dipl.-Geol. Dr. Gerhard Lehrberger
München
www.eng.geo.tum.de
Kooperationspartner:
• Labor Plehwe-Leisen, Dr.Esther von Plehwe-Leisen, Köln
• Prämonstratenserkloster Teplá, Tschechische Republik
www.klastertepla.cz
• Fachhochschule Köln, Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften
Prof. Dr. Hans Leisen, Köln
Homepage
• Fachlabor für Konservierungsfragen in der Denkmalpflege, Dr. Eberhard Wendler, München
• Natursteinconsulting Lorenz, Dipl.-Geol. Heinz G. Lorenz, Röttenbach
• Büro für Denkmalpflege und Bauwerkserhaltung, Dipl.-Geol. Dr. Ludwig Sattler, München
AZ 28433