Es muss befürchtet werden, dass für die Kornweihenpopulation überlebenswichtige Habitate nicht mehr den Ansprüchen für ein erfolgreiches Brüten genügen. Ein seit 2008 erfolgreich durchgeführtes Bruterfolgsmonitoring konnte bisher wichtige Daten zu jährlichen Reproduktionsraten der Kornweihen liefern. Im Rahmen eines seit 2007 bestehenden Farbberingungsprogramms im niedersächsischen Wattenmeer werden junge Kornweihen kurz vor ihrem Flüggewerden mit individuellen Farbringkombinationen beringt. Wiederfunde beringter Kornweihen geben Informationen zu Überlebens- bzw. Sterberaten, aber vor allem liefern sie wichtige Erkenntnisse zu Geburtsorts- und Brutplatztreue, Dispersionsraten und Zusammensetzung der „Wattenmeer-Kornweihenpopulation“.
Aufbauend auf diesem intensiven Standarduntersuchungsprogramm soll in den kommenden Jahren eine umfassende ökologische Analyse der für die Populationsdynamik (für den Bestandsrückgang) verantwortlichen ökologischen Parameter durchgeführt werden. Dazu gehört zum einen die qualitative und quantitative Erfassung der Beutepopulationen (v.a. Wühlmäuse) im Brutgebiet. Mit Hilfe dieser Teilstudie sollen nahrungsökologische Zusammenhänge zwischen Kornweihen und ihren Beutepopulationen detaillierter aufgeschlüsselt und hinsichtlich der Einflüsse auf die Reproduktionsraten beurteilt werden.
Ein Schwerpunkt der Untersuchungen in den kommenden Jahren wird die Erfassung der Habitatwahl adulter Männchen insbesondere bei der Nahrungssuche mit Hilfe einer innovativen GPS-Logger Technik sein. Diese neue Technik erlaubt zeitlich wie räumlich hoch aufgelöste Aktivitätsmuster zur Brutzeit.
Darüber hinaus sind die Rast- und Überwinterungsgebiete niedersächsischer Kornweihen sowie die dortigen Habitat- und Überlebensbedingungen ebenfalls unbekannt. Die erstmalige Erfassung von Zugbewegungen der „Wattenmeer-Kornweihen“ im Winterhalbjahr mittels Satellitentelemetrie soll bestehende große Wissenslücken zur Winterökologie der Kornweihen schließen.
Vor diesem Hintergrund und der besonderen nationalen Verantwortung für den Schutz dieser gefährdeten Greifvogelart strebt dieses anwendungsorientierte Forschungsvorhaben an, ein detailliertes ökologisches Verständnis der kritischen Entwicklung des Kornweihenbrutbestandes im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ zu erlangen, um die limitierenden Faktoren für die Populationsentwicklung ermitteln zu können. Ziel ist es, Wissenslücken zur Brut-, Nahrungs- und Winterökologie von Kornweihen zu schließen, potentielle Rückgangsursachen aufzuzeigen und daraus einen Maßnahmenkatalog für einen effektiven Schutz von Kornweihen in den Kernhabitaten an unserer Küste abzuleiten und umzusetzen.
Neben der Weiterführung des Bruterfolgsmonitorings, der Farbringstudie sowie dem Einsatz moderner Sendertechnik, wird vor allem die Entwicklung und Evaluation von Schutzmaßnahmen für die Kornweihenpopulation im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ ein Schwerpunkt der nächsten Jahre bilden. Das Projekt findet in enger Kooperation mit der Nationalparkverwaltung „Niedersächsisches Wattenmeer“ statt, die für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen verantwortlich ist und wird durch intensive gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.
Projekttitel | Entwicklung eines Schutzkonzepts für Kornweihen (Circus cyaneus) im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer |
Stand des Projekts |
Laufendes Vorhaben, voraussichtliches Ende 12/2016 |
Aktenzeichen | 30347-33/0 |
Projektträger | Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Institut für Biologie und Umweltwissenschaften AG Landschaftsökologie Carl-von-Ossietzky Str. 9-11 26111 Oldenburg |
Ansprechpartner |
Prof. Dr. Michael Kleyer Dipl.-Ing. (FH) Nadine Oberdiek |
Telefon | 0441/798-3075 |
Kooperationspartner |
Nationalparkverwaltung "Niedersächsisches Wattenmeer", Wilhelmshaven; SOVON - Dutch Centre for Field Ornithology, Nijmegen; Institute for Biodiversity and Ecosystem Dynamics, University of Amsterdam |
Internet | www.landeco.uni-oldenburg.de |