Der Klimawandel, der Verlust der biologischen Vielfalt und die zunehmende Umweltverschmutzung gehen mit zahlreichen negativen Gesundheitsfolgen einher – insbesondere für vulnerable Gruppen wie Schwangere, Stillende, ungeborene Kinder und Säuglinge. Hebammen spielen für diese Bevölkerungsgruppen eine wesentliche Rolle, da sie Familien in einer sehr sensiblen Lebensphase eng und über einen längeren Zeitraum begleiten. Ein wichtiger Teil dieser Begleitung stellt die Vermittlung von Wissen zu u.a. Themen der Säuglingspflege und -ernährung sowie der Mobilität und dem Lebensstil dar. Durch die Aufklärung über etwa Pflegeprodukte oder bestimmte Lebensmittel können Hebammen unter Einbezug von Planetary Health zur Gesundheitsförderung und Umweltentlastung junger Familien beitragen und somit als wichtige Multiplikator*innen und Change Agents der planetaren Gesundheit fungieren.
Implementierung von Planetary Health in Lehrinhalte
Die Akademisierung der Hebammenausbildung und die damit einhergehende Neugestaltung von Lehrmodulen in den primärqualifizierenden wie auch in den Masterstudiengängen bietet eine optimale Gelegenheit für die Implementierung von Planetary-Health-Lehrinhalten. Jedoch sind Planetary-Health-Themen im Studium zur Hebamme bislang nicht oder nur unzureichend systematisch integriert. Zudem erfolgte bislang keine Erhebung des Wissens- und Kompetenzzuwachses zu Planetary Health und nachhaltiger Gesundheitsversorgung bei Hebammenstudierenden. Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung und Verankerung von Planetary Health im Curriculum für, bzw. in, das Studium zur Hebamme. Das übergeordnete Ziel ist: künftige Hebammen zu planetarer Gesundheitskompetenz in ihrem beruflichen Handeln zu befähigen. Dadurch soll ihr Wissen und ihre Kompetenzen in dem Bereich gestärkt werden, um die Integration von Informationen zu Planetary Health in den (beruflichen) Alltag zu fördern. Somit sollen Hebammen zu transformativen Handlungs- und Nachhaltigkeitskompetenzen ausgebildet werden um Gesundheit und Umwelt in der jetzigen wie in künftigen Generationen zu fördern.
Gemeinsame Entwicklung von Lehr-Lern-Einheiten
Das Projekt ist in vier Arbeitsschritte unterteilt. In einem ersten Schritt wird die Ausgangssituation im Hebammenstudium an der Universitätsmedizin Mainz analysiert. Hierfür werden bestehende Modulhandbücher auf ihre Anknüpfungspunkte zu Planetary-Health-Lehrinhalten geprüft. In einem co-kreativen Prozess werden die Bedarfe von Lehrenden, praktizierenden Hebammen und Studierenden hinsichtlich geeigneter Lehr-Lern-Formate mittels Interviews und Fragebögen erfasst. In einem zweiten Schritt wird das neue Curriculum entwickelt. In einem partizipativen Prozess werden gemeinsam mit den Studierenden und Lehrenden Lehr-Lern-Einheiten entwickelt. Diese werden in einem dritten Schritt in den Bachelorstudiengang zur Hebamme, sowie den für 2027 geplanten Masterstudiengang integriert. Die Implementierung wird mit einer Evaluation hinsichtlich Lernerfolg, Akzeptanz und Machbarkeit begleitet, um insbesondere den Wissens- und Kompetenzzuwachs der Hebammenstudierenden erfassen zu können.
Curriculum auch für weitere Hebammenstudiengänge vorgesehen
In einem vierten Schritt wird das entwickelte Curriculum am Standort Mainz optimiert und für die Nutzung in weiteren Hebammenstudiengängen aufbereitet. Das Vorhaben soll als Modell für weitere Hebammenstudiengänge im DACH-Raum dienen. Als Kooperationspartner ist der Lehrstuhl für Planetary & Public Health (PD Dr. med. Carmen Jochem) an der Universität Bayreuth für die Planetary-Health-Inhalte in der Curriculumsentwicklung und für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts zuständig. Das Projektteam wird unterstützt durch ein interdisziplinäres Advisory Board, das einmal jährlich zu aktuellen Fragen berät und das Vorhaben beratend unterstützt.
DBU-Förderthema 1: 1: Nachhaltigkeitsbewertung, Nachhaltigkeitskompetenzen,
Nachhaltigkeitshandeln
WBGU-Teilhandlungsfeld: Bildung und Wissenschaft, Gesundheitssystem
(die Teilhandlungsfelder beziehen sich auf die Publikation des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) „Planetare Gesundheit: Worüber wir jetzt reden müssen“)
Projekttitel: „Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines praxisorientierten Planetary Health-Modell-Curriculums für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung durch Hebammen“
Projektdurchführung: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Universitätsmedizin, Hebammenwissenschaft
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Barbara Fillenberg
DBU-AZ: 39872/01 Förderzeitraum: Januar 2025 – Dezember 2027