Gegenstand und Ziele des Projektes
Auf Borneo wurden und werden wie in vielen anderen subtropischen Regionen der Erde in großem Stil Urwälder abgeholzt, um dort Palmölplantagen anzupflanzen. Sowohl die katastrophalen Folgen für das Ökosystem als auch für die Lebensbedingungen der ansässigen indigenen Bevölkerungsgruppen erfordern ein Umdenken.
Fairventures Worldwide ist eine sehr erfolgreiche NGO, die die abgeholzten Flächen wieder aufforstet. Innerhalb dieses Programms werden mit und für die dort lebenden Bauern sehr schnell wachsende Sengon-Bäume angepflanzt, die nach ungefähr sieben Jahren mit einem Umfang von 90 cm geerntet werden können. Sie werden in lokalen Firmen zu Mehrschicht- und Leimholzplatten verarbeitet, die dann als Grundmaterial für Möbel verwendet werden.
Durch das hier vorliegende Projekt wird der Anwendungsfall für Sengon-Hölzer extrem erweitert, indem die Leichtholzplatten als Ausgangsprodukt für die Errichtung von Gebäuden eingesetzt werden.
Auch in Indonesien verdrängt eine wachsende Bautätigkeit mit Beton, Aluminium und Stahlbau die traditionellen Bauweisen. Diese neuen Bauweisen werden weder den klimatischen, ökologischen noch hygienischen Anforderungen gerecht und führen sowohl zu Überhitzungserscheinungen als auch zu enormen Schimmelpilzbildungen. Diesen Defiziten soll durch die Entwicklungen von Haussystemen aus den Mehrschichtplatten aus Sengon-Holz begegnet werden.
Statt des verwendeten Wellblechs sollen dünne Platten aus aufgespleistem Bambus sowohl als Dacheindeckung als auch zur Verkleidung von Fassaden verwendet werden. Bambus ist vor Ort in großen Mengen verfügbar.
Als Pilotprojekt soll in der Aufzuchtstation für Sengon-Sprösslinge in Kalimantan (Borneo) ein Waldcampus für die dort arbeitenden Personen und für Besucher errichtet werden, in dem Unterkünfte, Küche, Seminarräume, Gästezimmer und ein Infopavillon Platz finden.
Die flexible additive Grundstruktur soll auf regionale Gegebenheiten anpassbar sein. Gedacht ist an einen statisch wirksamen Rahmen mit einem Achsabstand von 2,40 m, was dem Plattenmaß entspricht. Es soll von den örtlichen Bewohnern leicht zu erstellen sein und komplett aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Daher dürfen die Bauelemente nicht zu groß sein, um auf einem Pick-up transportiert werden zu können.
Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes
Ziel der Entwicklungsarbeit ist es, auf Basis des schnell wachsenden Leichtholzes und des Bambus ein nachhaltiges Bausystem zu entwickeln, das den ökologischen und klimatischen Bedingungen der subtropischen Klimata gerecht wird. Es soll auch auf andere Schwellen- und Entwicklungsländer übertragbar sein.
Die globalen Folgen von weltweiten Rodungen verschärfen den Klimawandel und vernichten wertvolle Ökosysteme. Das hier vorliegende Projekt ergänzt in sinnvoller Weise die Arbeit einer NGO, die große Erfolge mit Wiederaufforstungsprogrammen erzielt. Die Wiederaufforstungsprogramme haben sowohl einen ökologischen Nutzen als auch eine wesentliche soziale Bedeutung. So können für die örtliche indigene Bevölkerung neue Einnahmequellen erschlossen und Fluchtursachen bekämpft werden. Die schnell aufwachsenden Bäume binden CO2 und schaffen neue Ökosysteme für Flora und Fauna.
Durch das Bausystem sollen derzeitige CO2-intensive Bauteile aus Beton und Wellblech substituiert werden. Das Bausystem soll die Aufpflanzung gerodeter Urwaldflächen fördern und dauerhaftes Einkommen für die ländliche Bevölkerung sichern.
Besondere Aspekte des Projektes
Das Musterprojekt in Kalimantan wird unter Aufsicht der Planenden aufgestellt; die Arbeitenden werden vor Ort geschult und angeleitet. Hier soll das Holzbausystem erprobt und evaluiert werden. Nach dem Monitoring und gegebenenfalls der Optimierung soll das Bausystem umfassend dokumentiert und im Rahmen von Tagungen und Workshops präsentiert werden.
Das Gebäude wird von Besuchern, Gästen und Unterstützern des Aufforstungsprogramms besucht und eignet sich daher gut für den Transfer der innovativen Bauidee an Multiplikatoren.
Das entwickelte Bausystem ist über regional nachwachsende Baustoffe wie das Sengon-Holz und Bambusschindeln einfach zu realisieren. Es ist dadurch gut geeignet, für die örtliche Bevölkerung Einnahmequellen zu schaffen und die Nutzung der schnell nachwachsenden Sengon-Stämme sicherzustellen. Während der Aufzuchtphase können auch weitere Nahrungsmittel unter den aufwachsenden Bäumen produziert werden und so die Einkommen gesichert werden.
Förderthema: FT 4: Energie- und ressourcenschonendes Bauen
Kooperationspartner:
Wirkungsort: Borneo (Indonesien)
Förderzeitraum: Juni 2019 bis Oktober 2021
Projektkosten: Gesamtvolumen: 222 534 Euro, Förderung durch DBU: 120 342 Euro
DBU-AZ: 35144
Stand: 23.07.2021