Keywords: Bürgerenergie, Klimaschutz, Energieeffizienz und -einsparung, Kommunikation
Gegenstand und Ziele des Projektes
Auf dem Weg zur Ausgestaltung einer zukunftsfähigen kohlenstoffarmen Gesellschaft und zur Anpassung der Energie- und Klimaschutzregularien im Rahmen des EU-Beitrittsprozesses ist die signifikante Energiearmut in Nordmazedonien eine besondere Herausforderung. Schätzungsweise 24 % der nordmazedonischen Bevölkerung sind immer häufiger nicht in der Lage, den eigenen Energiebedarf zu decken, und doch ist diese Gruppe weder in Entscheidungsprozessen hinreichend vertreten, noch gibt es eine ausreichende Anzahl von Maßnahmen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Da aber eine tragfähige Energiewende sowohl eine Ökologisierung als auch eine Demokratisierung der Energie- und Klimasektoren erfordert, bedarf es zukünftig transparenterer Entscheidungswege und einer verstärkten Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft im Energiesektor. Bislang liegt die Nutzung erneuerbarer Energien in Nordmazedonien insbesondere in den Händen von Unternehmen; die Gesamtenergieversorgung ist zentral organisiert. Ziele des Vorhabens sind zunächst die Untersuchung der Lebenserfahrungen ethnischer, von Energiearmut betroffener Minderheiten sowie die Erfassung des Interesses und der Möglichkeiten dieser Bevölkerungsgruppen, sich in Energiegemeinschaften zu engagieren. Darauf aufbauend sollen die Möglichkeiten für die Beteiligung einer marginalisierten Teilgruppe der nordmazedonischen Bevölkerung an einer Energiegemeinschaft in Form einer Bürger*innenversammlung auf kommunaler Ebene erprobt und untersucht werden.
Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes
Der innovative Aspekt des Vorhabens besteht darin, aus der bislang marginalisierten Zielgruppe ethnischer Albaner*innen bis zu 100 interessierten Bürger*innen die Möglichkeit zu geben, an Bürger*innenversammlungen aktiv mitzuwirken und in Kontakt mit zuständigen Administrationen, Nichtregierungsorganisationen, dem privaten Sektor und geldgebenden Institutionen zu treten. Neben der ethnischen Zugehörigkeit werden geschlechtsspezifische, altersbezogene und weitere Aspekte bei der Auswahl der Bürger*innen berücksichtigt. Über diesen methodischen Ansatz der Bürger*innenversammlungen soll in der Kommune Saraj ein Beispiel erprobt und implementiert werden, wie in Nordmazedonien Governance im Bereich Energiewende und Klimaschutz optimiert und Beteiligungsprozessen größere Bedeutung eingeräumt werden kann. Ein Toolkit für die Organisation zukünftiger Bürger*innenversammlungen zur nachhaltigen Energienutzung, Handlungsempfehlungen für die Energiepolitik und die Veröffentlichung der Evaluationsergebnisse in einem Forschungspapier sollen dazu anregen, diesem Beispiel in Nordmazedonien in weiteren Regionen und über die Landesgrenzen hinaus zu folgen.
Besondere Aspekte des Projektes
Die Alleinstellungsmerkmale des Projekts für Nordmazedonien sind zum einen das partizipatorische Element der Bürger*innenversammlungen und zum anderen die Einbeziehung benachteiligter Teilgruppen der Bürger*innenschaft, insbesondere ethnischer Albaner*innen, die unverhältnismäßig stärker von Energiearmut und Luftverschmutzung betroffen sind als andere gesellschaftliche Gruppen. Das Projekt hat das Potenzial, das sozio-ökologische Phänomen der Energiearmut mit neuen methodischen Mitteln zu erfassen, zu beschreiben und in einem partizipativen Verfahren potenziell neue Lösungsansätze für Energiegemeinschaften zu identifizieren. So sollen Impulse für neue Governance-Ansätze für eine sozial gerechtere Energiewende gegeben werden. Im Vorhaben wird die Zusammenarbeit zwischen der Bürger*innenversammlung, der Region und relevanten öffentlichen Einrichtungen wie Fachministerien, dem Ombudsmann/der Ombudsfrau, der Energieregulierungskommission, dem Parlament, der Gemeinde und dem Nationalen Rat für die Zivilgesellschaft gestärkt.
Förderthema 6: Erneuerbare Energie, Energieeinsparung und -effizienz
Projektdurchführung:
Wirkungsorte: Deutschland, Nordmazedonien
Förderzeitraum: Juli 2023 bis Juli 2025
Projektkosten: Gesamtvolumen: 264 233 Euro, Förderung durch DBU: 132 116 Euro
DBU-AZ: 38687
Stand: 29.02.2024
Bild: © Nexus Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung