Digitale Lösungen für mehr Vielfalt im Agrarland

Modellregion ist das Einzugsgebiet des Wurzacher Beckens

Seit Jahren ist die Artenvielfalt im Agrarland Mitteleuropas rückläufig. Anders als zu Zeiten der traditionell bewirtschafteten Kulturlandschaften bieten heute strukturarme und vereinheitlichte Gebiete nur noch begrenzt Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Die Digitalisierung kann in diesem Zusammenhang Chancen für eine nachhaltige Entwicklung bieten. So hat die Landespflege Freiburg, Institut für Naturschutzökologie und Landschaftsmanagement, in enger Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Wurzacher Ried und mit Fördermitteln der DBU sogenannte Entscheidungshilfesysteme entwickelt.

»Die heutige Landwirtschaft ist prägend für große Bereiche der Kulturlandschaft und hat dadurch sehr massive Auswirkungen auf die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten«, sagte Projektleiter Dr. Thomas Kaphegyi von der Landespflege Freiburg. »Wenn etwa zu viele Nährstoffe aus landwirtschaftlichen Flächen in das Grundwasser oder angrenzende Gewässer gelangen, kann das zu gravierenden Belastungen dieser Lebensräume führen und die Artengemeinschaften empfindlich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig zu wissen, wo Nährstoffe innerhalb der Agrarlandschaft verstärkt ausgewaschen werden und wie der Austrag durch veränderte Landnutzung beeinflusst werden kann.«

Als Modellregion wurde das Einzugsgebiet des Wurzacher Beckens ausgewählt. Innerhalb des Wurzacher Beckens liegt das Wurzacher Ried, eines der größten Naturschutzgebiete Süddeutschlands. Sein weithin noch unberührter Kernbereich gilt heute als das größte zusammenhängende und noch intakte Hochmoor Mitteleuropas. Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried: »Das Wassereinzugsgebiet kann man sich als Schüssel vorstellen. Das Wasser fließt von den Rändern zum Boden hin. Und am Boden der Schüssel befindet sich unser Moorkomplex«.

Im Computer werden über ein digitales Höhenmodell die einzelnen Strömungen und deren Zusammenflüsse abgebildet und so neuralgische Bereiche erkannt. Auf diese Weise können Voraussagen für die zukünftige Lebensraumentwicklung bei entsprechendem Maßnahmeneinsatz abgeleitet werden. So könnten anhand der computergestützten Entscheidungshilfesysteme Kosten-Nutzen-Analysen bereits im Vorfeld von Maßnahmen vorgenommen werden.

Projektthema
Evidenzbasiertes Entscheidungshilfesystem zur Verbesserung der gesamtökologischen Situation von Gewässern und der umgebenden Agrarlandschaft
Projektdurchführung
Landespflege Freiburg
Institut für Naturschutzökologie und Landschaftsmanagement Konold, Kaphegyi, Wattendorf & Suchomel GbR
Stegener Str. 19
79199 Kirchzarten
Tel.  07661/9890-266
E-Mail: info@landespflege-freiburg.de
Internet: landespflege-freiburg.de
AZ 34512
Versuchen gemeinsam, in der Agrarlandschaft die Artenvielfalt wieder zu erhöhen (v.l.): Alexandra Scherer, Bürgermeisterin Bad Wurzach, Dr. Thomas Kaphegyi, Landespflege Freiburg, Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried, Alexander Bonde, Generalsekretär der DBU und Dr. Volker Wachendörfer, DBU-Referent.