Unser Ziel ist es, Wildtiere, vor allem Rothirsche, Rehe und Wildschweine, auch in Waldgebieten zu zählen. Zuverlässige Angaben über Anzahl sowie räumliche und zeitliche Verteilung der großen Säugetiere sind für viele Bereiche von großem Interesse, wie beim Management von Wildtieren, der Siedlungsentwicklung oder dem Straßenneubau oder -ausbau.
Zur Ermittlung der Bestände gibt es bereits unterschiedliche Methoden, wie Losungszählungen, Rückrechnungen aus den Jagdstrecken, Scheinwerfertaxationen oder Gruppenansitze. Ein Schwerpunkt der Wildtierforschung ist die Suche nach einer zuverlässigen und nachvollziehbaren Erfassungsmethode, die auch für große und schlecht zugängliche Gebiete geeignet ist. Dies soll durch den Einsatz eines kostengünstigen, störungsarmen Ultraleichtflugzeuges mit einem eingebauten Aufnahmesystem aus einer Infrarotkamera (IR) und einer gekoppelten hochauflösenden Echtbildkamera (VIS) erreicht werden. Die Erprobung findet von Oktober 2008 bis September 2011 statt. Die Projektgesamtkosten betragen 233.850,00 €.
In den Nationalparken Bayerischer Wald, Hainich, Kellerwald-Edersee sowie dem Biosphärenreservat und Naturpark Pfälzer Wald werden Flüge zur Erfassung der Huftiere durchgeführt werden.
Das Ultraleichtflugzeug ist mit GPS-Navigation ausgerüstet, was das genaue Abfliegen von vorher geplanten Transekten (Flugrouten) ermöglicht.
Weiterhin werden die IR-Kamera und die VIS-Kamera über ein onboard Computersystem so angesteuert, dass bei der Messung einer einstellbaren Schwellenwerttemperatur durch die IR Kamera, die VIS Kamera ausgelöst wird. Wird ein Tier mit der IR Kamera detektiert, so wird ein hochaufgelöstes visuelles Bild aufgenommen, mit dem eine artspezifische Ansprache des Tieres möglich sein soll.
Die Erfassungsmethode soll hinsichtlich der relevanten Parameter wie Befliegungszeitraum, Flughöhe/Bildfeldbreite, Schwellenwerttemperatur und Beleuchtung in Testflügen optimiert werden.
Beispiel für eine Flugplanung und die tatsächliche Flugroute (blaue Linie) entlang der Transekte im Nationalpark Bayerischer Wald.Weiterhin sind Experimente zur Ermittlung der Entdeckungswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit des Abdeckungsgrades durch die Vegetation vorgesehen.
Mit Hilfe der Transektlängen und der Bildfeldbreiten können die bei einer Befliegung detektierten Tiere auf eine Fläche bezogen werden. In Kombination mit der Entdeckungswahrscheinlichkeit soll dann der tatsächliche Bestand bestimmt werden.
Die ermittelten Bestandsangaben für die einzelnen Schutzgebiete sollen mit anderen in den Gebieten vorhandenen Monitoringmethoden, wie Scheinwerfertaxation oder Jagdstreckenrückrechnung, verglichen werden.