Wie Dachbegrünung auf Leipziger Fahrgastunterständen sich auf das Mikroklima und die Biodiversität auswirken

Angesichts der Herausforderungen von Städten, sich mit Klimaanpassungsmaßnahmen zu beschäftigen, ist ein Umdenken in der Stadtplanung, verbunden mit der Implementierung von neuen Strukturen, notwendig. Hier kommen Gründächer als multifunktionale blau-grüne Infrastruktur infrage, da sie Niederschlagswasser aufnehmen, speichern und verzögert an die Kanalisation abgeben können, die direkte Umgebung kühlen und als Orte für eine allseitige Biodiversität fungieren können. Genutzt als Strategie zur Anpassung an den Klimawandel wurden in der Stadt Leipzig seit 2019 knapp 500 Fahrgastunterstände, insbesondere entlang stark bebauter, versiegelter und frequentierter Verkehrsinfrastruktur, mit einem Gründach ausgestattet. Ihre erwartete Wirkung können die Gründächer jedoch nur entfalten, wenn sie hinsichtlich ihrer Begrünungsqualität beobachtet und regelmäßig gepflegt bzw. ausgetauscht werden. Dies geht jedoch mit hohen kommunalen Betriebskosten und Anwendungen einher. Ziel des Vorhabens ist es daher, Lösungsstrategien für eine verbesserte, standortgerechte und insektenfreundliche Begrünung für Fahrgastunterstände zu entwickeln und die Dachbegrünung im urbanen Raum für Schüler*innen als Lernanlass zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen zu nutzen.  

Schüler*innen, Auszubildende sollen Messkampagne durchführen

In der ersten Projektphase sollen Schüler*innen, Auszubildende und optional Studierende aus unterschiedlichen Stadtquartieren eine Messkampagne durchführen, bei der sie ein Vegetationsmonitoring sowie entomologische Beobachtungen an standortbedingten (dach-)begrünten und unbegrünten Fahrgastunterständen vornehmen. Themenübergreifend sollen hierfür etwa zehn Arbeitsgruppen entstehen, in der sich je acht bis zwölf Schüler*innen aus den verschiedenen Schulen und sozialen Gebieten begegnen. Die Arbeitsgruppen behandeln konkrete Themen wie Messtechnik und Sensorik oder Botanik. In einer zentralen Arbeitsgruppe entwickeln die Mitwirkenden ein Konzept für ein anschließendes Reallabor, wofür neben den Schüler*innen interessierte Akteur*innen aus Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Verwaltung gewonnen werden sollen. In der zweiten Phase sollen dann gemeinsam mit weiteren interessierten Akteur*innen praxisorientierte Lösungsansätze erarbeitet und erprobt werden, um Lösungen für die standortbedingte Anpassung der Pflanzenzusammensetzung, die Intensivierung des Begrünungsnetzes und (zivilgesellschaftliche) Maßnahmen wie Patenschaften zur Verbesserung der Pflegeeingriffe und Bewässerung, hervorzubringen. 

Begrünungsstrategie, Bereitstellung einer Messmethodik sowie eines digitalen Informationssystems

Die Ergebnisse des Vorhabens, einschließlich einer Begrünungsstrategie, einem Katalog der genannten zivilgesellschaftlichen Maßnahmen und die Bereitstellung einer Messmethodik sowie eines digitalen Informationssystems, können in die städtebaulichen Planungen von Haltestellenpunkten und Fahrgastunterständen anderer Kommunen, aber auch in die Begrünung weiterer Strukturen wie öffentlicher WC-Anlagen, Garagen und Litfaßsäulen, einfließen. 

Projektdurchführung: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Leipzig, Sachsen 

Ansprechpartner*In: Prof. Dr. Mathias Rudolph 

Kooperationspartner:  

DBU-AZ: 39713/01, Förderzeitraum: März 2025 – März 2028