Bis zur politischen Wende in Europa waren Bären in Bulgarien streng geschützt und ihre Bejagung nur wenigen Personen vorbehalten. Heute hingegen stehen die Tiere großen Gefahren gegenüber: Die zunehmende Zerschneidung von Natur und Landschaft durch den Ausbau des Verkehrsnetzes und die Wilderei hat dem Braunbärenbestand stark zugesetzt.
Zu Beginn des Projektes im Jahr 2006 wurde der Bestand auf 600 bis 700 Tiere geschätzt. Diese lebten zu diesem Zeitpunkt in drei bis vier Vorkommen in den Gebirgsregionen, die im Rahmen des EU-Natura-2000-Programmes als zu schützende Gebiete ausgewiesen wurden.
Inzwischen wird seit dem EU-Beitritt Bulgariens das Verkehrsnetz ausgebaut, wodurch die Lebensräume der Tiere voneinander abgetrennt werden. Hierdurch ist nicht nur der genetische Austausch zwischen den Braunbärpopulationen und damit ihr Fortbestand massiv bedroht – auch viele andere Arten, insbesondere solche mit hohem Raumbedarf sowie Arten mit geringer Ausbreitungsdynamik, werden stark eingeschränkt.
Für den Fortbestand der Arten ist der genetische Austausch unter den einzelnen Populationen essentiell. Ziel muss also ein Schutzgebietsnetz sein, in dem nicht nur die Habitate, sondern auch die Verbindungen – also Korridore – zwischen diesen Gebieten gesichert und gefördert werden. Hierfür bietet sich der Braunbär an als Zielart für andere Arten mit ähnlichen Ansprüchen, wie beispielsweise Balkangämse, Wolf, Goldschakal und Luchs.
Unabdingbare Voraussetzung für die Planung des Schutzgebietsnetzes ist die Erfassung des aktuellen Braunbärbestandes, der unterschiedlichen Lebensräume und der dazwischen liegenden, potentiellen Korridore. Weiterhin wird ein Monitoringkonzept entwickelt, das eine längerfristige Beobachtung der Tiere ermöglicht.
Hier wird die radiotelemetrische Überwachung angewendet. Einzelne Individuen erhalten ein Halsband mit einem integrierten GPS-Empfänger. Dieser empfängt Satellitensignale und so kann zu jeder Zeit der genaue, aktuelle Aufenthaltsort bestimmt werden. Die erfassten Daten werden kontinuierlich zentral ausgewertet, aufbereitet und stehen in Form eines digitalen Informationssystems weltweit zur Verfügung.
Aufgrund ihres possierlichen Aussehens genießen Bären zwar in der Bevölkerung einen hohen Sympathiestatus, jedoch löst das leibhaftige Erscheinen eines Bären in der freien Natur oder gar in der besiedelten Landschaft nach wie vor Unbehagen und Panik unter den Menschen aus. Nicht selten wird eine solche Situation als Bedrohung für das Weidevieh oder sogar für das eigene Leben empfunden.
Parallel zu den Schutzmaßnahmen muss die Notwendigkeit des Braunbärschutzes somit auch in der Öffentlichkeit kommuniziert werden. Sanfte, naturnahe Tourismus- und Erlebnisangebote sollen direkt vor Ort an die relevanten Themenbereiche heranführen und Hemmschwellen abbauen.
In dem Bildungszentrum „Large Carnivore Information and Education Center“ in Vlahi, am Fuße des Pirin-Gebirges, können sich Besucher über Großraubtiere informieren. Weiterhin besteht hier auch für interessierte Fachkräfte die Möglichkeit, sich für ähnliche Projekte weiter zu qualifizieren.
Kurzinfo:
Projekttitel | Braunbärenschutz und -management durch Schaffung von Korridoren und durch Erhebung von dessen Raumnutzung mit Hilfe moderner Untersuchungsmethoden sowie Ermöglichung des Zusammenlebens von Mensch und Bär durch breite Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsmaßnahmen |
Stand des Projekts | Abgeschlossen (09/2011) |
Aktenzeichen | 24529-33/2 |
Projektträger | ENEA - European Academy for Nature and Environment e.V. Goebenstraße 3a 30161 Hannover |
Ansprechpartner | Dr. Wolfgang Wesely |
Telefon | (0511) 965 69-0 |
wesely@enea-net.eu | |
Kooperationspartner | - BWS - Balkani Wildlife Society - Zoologische Gesellschaft Frankfurt |
Internet | www.balkani.org - www.zgf.de |