„Biotopoptimierung zur Wiederansiedlung der Rohrdommel (Botaurus stellaris) im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen“

Das Verschwinden charakteristischer Brutvögel in wasserständigem Röhricht sollte gestoppt werden, so steht die Rohrdommel stellvertretend für viele weitere Arten.

Seit 1963 ist die Rohrdommel (Botaurus stellaris) als Brutvogel der großen seenbegleitenden Röhrichte im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen verschwunden. Sie gilt inzwischen in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben. Zeitgleich verschwanden auch die größeren, zusammenhängenden wasserständigen Röhrichtflächen in den Verlandungsgebieten der durch Torfstich entstandenen Krickenbecker Seen und mit ihnen zahlreiche weitere, auf Röhrichte angewiesene Brutvögel wie z. B. Schilfrohrsänger und Beutelmeise. Weidengebüsche und zahlreiche weitere Gehölze nahmen den Raum ein, Schilf wuchs nur noch landseits. Die Ursache für den Rückgang von wasserständigem Röhricht wurde in den angereicherten Schadstoffbelastungen der Seesedimente vermutet. Nach dem Ausbau der Kläranlagen in den letzten Jahrzehnten hat sich die Wasserqualität der die Seen durchfließenden Nette deutlich verbessert, neue Röhrichte entstanden spontan und kleinflächig. Meist sind sie zu kleinflächig für spezialisierte Brutvögel der Röhrichte, wie Drosselrohrsänger, Zwergdommel oder eben für die Rohrdommel. Dieser spezielle Lebensraum ist sehr selten geworden und es galt ihn wiederherzustellen.

Rodung der Gehölze zur Vorbereitung der Röhrichtfläche
Rohrdommel

Eine verlandete, ca. 10 ha große und direkt südlich der zentralen Krickenbecker Seen im Naturschutzgebiet gelegene ehemalige Feuchtgrünland- und spätere Pappelaufforstungsfläche wurde von der Stadt Nettetal dem Naturschutz zur Verfügung gestellt. Im Zuge des Projektes zur Wiederansiedlung der Rohrdommel wurde sie gerodet, alle Gehölze entnommen, bis zum ursprünglichen Niedermoorboden abgeschoben und wiedervernässt. Durch Zu- und Abläufe kann der Wasserstand geregelt und z. B. zur Pflege der wachsenden Röhrichte die Fläche auch zeitweise trockengelegt werden. Neben der spontanen Besiedlung durch Röhrichtpflanzen, z. B. aus dem Samenpotenzial im Boden, wurden auch neue Schilfpflanzungen angelegt und verschiedene Anpflanzversuche organisiert. Inzwischen haben sich unterschiedliche Röhrichtpflanzengemeinschaften zusammenhängend ausgebreitet und es brüten wieder die ersten Brutvögel der Röhrichte, wie Teichrohrsänger, Rohrammer und Wasserralle. Im Winter 2011/2012 wurde die erste Rohrdommel rastend angetroffen. Die Entwicklung des Gebietes wird fachlich von der Biologischen Station Krickenbecker Seen begleitet und ein regelmäßiges Monitoring ist angelaufen.

Auf der wiedervernässten Fläche entwickelt sich erstes Röhricht.

Das Projektgebiet liegt nicht nur in einem Biotopverbund mit den letzten verbliebenen Röhrichten des Naturschutzgebietes Krickenbecker Seen, es wird auch von einem Wanderweg an seiner Ostseite randlich erschlossen. So bestand die einmalige Chance, die Entwicklung und Aktivierung des Gebietes mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit zu verbinden und zu begleiten. Vorträge, Führungen, die Erstellung eines Flyers und einige Infotafeln im Gebiet sowie der Bau einer ganzjährig nutzbaren Beobachtungskanzel, trugen zu einem breiten Verständnis der Maßnahmen in der Öffentlichkeit bei und es kam nach anfänglichen Protesten zu einer breiten Unterstützung des Projektes durch die Bevölkerung. Die Besucherlenkung hat dazu geführt, dass sich empfindliche Röhrichtflächen mit seltenen Vogelarten direkt vom Wege aus beobachten lassen und die Störungen durch uneinsichtige Erholungssuchende minimal sind. Das Gebiet hat sich zu einem hochfrequentierten Magneten für Naturliebhaber der näheren und weiteren Umgebung entwickelt.

Erschließung des Gebietes für die Öffentlichkeit.

Auf großflächig verlandeten und zugewachsenen, ehemaligen Röhrichtflächen, die derzeit von Gehölzen dominiert werden, lassen sich mit Hilfe von Rodungsmaßnahmen, Abschieben von nährstoffreichem Oberboden und Wiedervernässung mit regelbarem Wasserstand, dauerhafte und wasserständige Röhrichte entwickeln. Diese neugeschaffenen Röhrichtflächen können dazu beitragen, ehemalige spezialisierte Brutvögel der Röhrichte, die europaweit annähernd überall zurückgehen wieder anzusiedeln bzw. zu erhalten. Auch wenn die Namensgeberin des Projektes, die Rohrdommel derzeit noch nicht wieder Brutvogel ist, haben sich andere sehr seltene Brut- und Rastvögel wieder angesiedelt und ausgebreitet.

 

Projekttitel

Biotopoptimierungen zur Wiederansiedlung der Rohrdommel (Botaurus stellaris) im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen
Stand des Projekts Abgeschlossenes Vorhaben
Aktenzeichen 24476-33/2
Projektträger


Biologische Station Krickenbecker Seen e. V.
Krickenbecker Allee 17
41334 Nettetal
Ansprechpartner          
Herr Dr. Ansgar Reichmann
Telefon 02153/958350
E-Mail info[at]bks.de
Internet www.bks.de