Dabei wurden Lösungen für bisherige Schlüsselprobleme der Redox-Biokatalyse entwickelt, um Ausgangsverbindungen für Pharma-Grundstoffe in innovativen und umweltfreundlichen Biokatalyseverfahren herzustellen. In einem interdisziplinären und integrativen Ansatz wurden elektrochemische Prozesse verbessert, neue Biokatalysatoren aus natürlicher Diversität isoliert sowie Biokatalysatoren rational und evolutiv für die Bioelektrokatalyse verbessert.
Maßgeschneiderte Biokatalysatoren
Die Kooperationspartner haben Durchmusterungssysteme entwickelt und sowohl in ihren Stammsammlungen als auch verschiedenen Umweltproben eine Reihe (18) viel versprechender neuartiger Biokatalysatoren gefunden, die Hydroxylierungs- und Epoxydierungsreaktionen an industriell bedeutsamen Substraten katalysieren. Diese werden biotechnologisch produziert und durch gelenkte Evolution mithilfe eines neuen Mutageneseverfahrens (SeSaM) verbessert.
Eingesetzt wurden die neuartigen und hoch spezialisierten Biokatalysatoren, so genannte Oxidoreduktasen, um Sauerstoffatome in Kohlenwasserstoffe einzubauen. Dadurch werden diese Grundstoffe in wertvolle Zwischenverbindungen überführt, welche beispielsweise in der Pharmaindustrie Anwendung finden. Der enzymatische Sauerstoffeinbau ersetzt traditionell mehrstufige chemische Verfahren, die häufig den Einsatz teurer, umweltschädlicher Schwermetallkatalysatoren in hoher Konzentration benötigen und darüber hinaus in ihrer Selektivität begrenzt sind.
Screening am Computer
Neben dem klassischen Screening wurde in diesem Projekt auch ein so genanntes in-silico-Screening durchgeführt. Dazu wurde für eine bestimmte, als Modellenzym ausgewählte Dehydrogenase eine Datenbank mit homologen Proteinsequenzen erstellt und aufbauend darauf ein Modell der Bindungstasche und des Katalysators entwickelt. Dieses dient der Vorhersage gerichteter Mutationen, um die Substratspezifität zu ändern und die Prozessstabilität zu erhöhen. Aus einer zweiten Datenbank mit potenziellen Pharma-Grundbausteinen wurden geeignete Ausgangsverbindungen für die vorliegenden Biokatalysatoren ausgewählt und hergestellt.
Elektroenzymatische Verfahren
Für die Anwendung geeigneter Oxidoreduktasen bedarf es der Regenerierung der bei der enzymatischen Reaktion verbrauchten Cofaktoren; dies funktioniert nebenproduktfrei durch Anwendung der Elektrochemie - eine breit einsetzbare Basistechnologie für umweltfreundliche enzymatische Verfahren.
In der industriellen Biotechnologie werden elektroenzymatische Verfahren bisher nur selten eingesetzt. Durch Verwendung des verbesserten Elektrodenmaterials (RVC - reticulated-vitrous-carbon-Elektrode®) sowie eines robusten elektrochemischen Mediators wurde eine deutliche Steigerung der elektrochemischen Regenerationsrate erzielt, welche eine wirtschaftliche Basis für die anstehende Prozessentwicklung darstellt.
Projektthema
Biokatalytische Verfahren zur Herstellung wertvoller Zwischenprodukte
Projektdurchführung
Universität Dortmund
Prof. Dr. Andreas Schmid
Telefon 0231|755-7381
Telefax 0231|755-7382
andreas.schmid@bci.uni-dortmund.de
Projektpartner
Internationale Universität Bremen
Universität Stuttgart
Brain AG, Zwingenberg
EMC microcollections GmbH, Tübingen
BASF AG, Ludwigshafen