Viele in der Tiermedizin verwendete Antibiotika, die über Urin und Kot in die Gülle gelangen, lassen sich in Biogasanlagen nicht beseitigen. Das ist das Ergebnis eines DBU-Projektes der Justus-Liebig-Universität Gießen. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde stellte in diesem Zusammenhang fest: »Antibiotika müssen schon bei der Vergabe im Stall verringert werden, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen.«
Projektleiterin Dr. Astrid Spielmeyer vom Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie an der Universität Gießen erläutert: »Rund ein Drittel der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika gehören zu den antibakteriell wirkenden Sulfonamiden und Tetrazyklinen, die wir untersucht haben.« Für die beiden genannten Antibiotika-Gruppen sind bereits resistente Keime nachgewiesen worden.
Der Rückgang von Antibiotika in Güllebehandlungsverfahren wie das Lagern oder das Kompostieren war in mehreren Studien bereits beschrieben worden – allerdings mit ganz verschiedenen Ergebnissen.
Im Projekt stellte sich heraus, dass unterschiedliche Temperaturen, Säure- und Salzgehalte kaum Einfluss auf die Wirkstoffe hatten. Bei Zusatz von einem Feststoff wie Maissilage, der auch in Biogasanlagen erfolgt, sei es allerdings zu einem Rückgang der Antibiotika-Konzentration gekommen. »Ein derartiger Rückgang heißt nicht unbedingt, dass die chemischen Strukturen zerstört und unwirksam werden«, erklärt Spielmeyer. Wenn sich zum Beispiel Bestandteile der Gülle mit den Wirkstoffen verbinden, könnten die einzelnen Antibiotika zwar nicht mehr nachgewiesen werden, befinden sich aber noch – stabilisiert durch die Bindung – in der Gülle oder den Gärresten. Spielmeyer: »Wenn Wirkstoffe gebunden werden, können sie sich später auch wieder lösen, sodass es zu einem erneuten Freisetzen der Antibiotika in der Gülle oder auch im Boden kommen kann.«