Ziel eines Projekts zur Entwicklung einer dezentralen Biodieseltechnologie war es, größere landwirtschaftliche Betriebe oder Genossenschaften in die Lage zu versetzen, aus nachwachsenden Rohstoffen, wie vorzugsweise selbst angebautem Raps, in einer kompakten, vollautomatisierten Anlage kostengünstig Biodiesel für den eigenen Bedarf zu produzieren.
In Landsberg am Lech hat das neue Verfahren zur Herstellung von Biodiesel auf einem Hof erfolgreich seine Demonstrationsphase absolviert und während der gesamten Pilotphase Kraftstoff produziert, der die einschlägigen DIN und Europanormen (DIN 51606 und EN 14214) einhält.
Kompakte Kleinanlage für jeden Bauernhof Die Produktionseinheit ist in einem Technikcontainer untergebracht; sie beinhaltet die eigentliche Umesterungsanlage. Der Container wird durch eine gasdichte Zwischenwand in zwei Bereiche untergliedert und ist komplett wärme- und schallisoliert. Der Aggregatbereich fasst Behälter, Reaktoren und Pumpen. Im Bodenbereich ist durchgängig über die gesamte Fläche des Aggregatbereichs eine mediendichte und medienbeständige Auffangwanne angeordnet. Der Technikbereich fasst das Heizgerät, das Kühlgerät, die Wasseraufbereitung und die Steuereinheit. Daneben stehen zwei Tanks für den Rohstoff Pflanzenöl und für das Produkt Biodiesel. Kernstück der Anlage ist ein beheizbarer Rührwerksreaktor, in dem die Produktion des Biodiesels in einem aus sieben Schritten bestehenden Kreislauf erfolgt. Vom Befüllen bis zum tankfertigen Biodiesel läuft der gesamte Prozess in diesem einen Behälter ab. Die Prozesstechnik ermöglicht es, verschiedene Pflanzenöle und natürliche Fette einzusetzen. Der Prozess ist nach acht bis zehn Stunden komplett abgeschlossen. Die Ansteuerung der Anlagentechnik ist über eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) automatisiert. Über eine Visualisierung und Datenaufzeichnung wird die ständige Prozesskontrolle sichergestellt. So wird ein reproduzierbarer Prozess möglich und der Arbeits- und Überwachungsbedarf minimiert. Zur Bedienung der Kleinanlagen sind keine spezialisierten Kenntnisse erforderlich. Sie arbeiten vollautomatisch im 24-Stunden-Betrieb weitestgehend ohne Bedienpersonal. Die Wertschöpfungskette beinhaltet günstigstenfalls (I) Anbau und Ernte ölhaltiger Pflanzen, (II) Herstellung von Pflanzenöl, (III) Produktion von Biodiesel/Veresterung und (IV) Verwertung der Nebenstoffe, wie Presskuchen. In dieser Konstellation - die auf die meisten landwirtschaftlichen Betriebe zutrifft - beträgt der Erzeugerpreis nach gegenwärtigem Stand (unter Einbeziehung aller relevanten Kalkulationsgrößen) für einen Liter Biodiesel 0,673 bis 0,745 €/Liter, je nach Anlagengröße, wovon allein die Ölkosten mir 0,602 €/Liter zu Buche schlagen (Stand: Nov. 2006).
Ökologische und ökonomische Alternative Jeder Landwirt kann mit der entwickelten Anlage seinen Treibstoff selbst produzieren. Nur wenige Stunden, nachdem der Raps vom Feld geerntet und das Öl ausgepresst wurde, ist der Biodiesel fertig. Dabei werden nicht nur Ressourcen geschont und die CO2-Bilanz der Landwirtschaft verbessert, das Verfahren ist auch kostensparend. Auf diese Weise kann der Betreiber, der gleichzeitig Verbraucher ist, flexibler agieren. Transportketten werden erheblich verkürzt und es wird möglich, regionale Kreisläufe zu schließen. Gerade für landwirtschaftliche Betriebe bietet sich die Chance, die Wertschöpfung im Unternehmen zu steigern und sich von den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen auf dem Kraftstoffsektor weitestgehend unabhängig zu machen.
Projektziel Dezentrale Herstellung von Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen