Besser spenden statt wegwerfen

Keywords: Lebensmittelverschwendung

Gegenstand und Ziele des Projektes

Das Projekt zielte auf die Eindämmung der Lebensmittelverschwendung in Tschechien (CZ) durch Weitergabe von Fertiggerichten aus Gastronomiebetrieben und Großkantinen an sogenannte Bedürftige, um gleichzeitig deren Lebensqualität zu verbessern. Der Projektschwerpunkt lag in der Entwicklung und dem Testen einer Web-Applikation, die Gastronomiebetriebe und Wohltätigkeitsorganisationen miteinander verbindet und die Umsetzung erprobt. Ein weiterer Fokus lag in der Vernetzung von Gastronomiebetrieben / Großkantinen, Logistikpartner*innen (Lebensmittelbanken / Kurierdienste) und Verbraucher*innen (NGOs / Bedürftige). Konkret wurden neue Partnerschaften durch eine enge partizipative Zusammenarbeit mit 7 Gastronomiebetrieben realisiert, die sich an der Entwicklung der Web-Applikation sowie beim Testen von zwei Modellen für die Weitergabe von Fertiggerichten beteiligten. Es wurden zwei Pilotmodelle von Spenden von Fertiggerichten in zwei Prager Stadtteilen erprobt. Am 01.07.2023 trat die Verordnung Nr. 121/2023 Slg. über die Anforderungen an Lebensmittelspenden in Kraft und ermöglicht es, die Lebensmittel während des gesamten Freigabezeitraums zu kühlen und einzufrieren.

Es gab folgende Arbeitsschritte:

  1. Problemdefinition und Netzwerkaufbau
    Zuerst wurde der Austausch mit Vertreter*innen aus staatlichen Landwirtschafts- und Lebensmittelaufsichtsbehörden, mikrobiologischen Labors und Gastronomiebetrieben eingerichtet. Im Anschluss fanden zwei Beratungen mit Jurist*innen und zwei Treffen mit Regierungsvertreter*innen statt.
  2. Pilotprojekt zur Weitergabe von Fertiggerichten
    Für die Entwicklung der Pilotmodelle wurden sechs Interviews mit Vertreter*innen wohltätiger Organisationen und fünf Interviews mit Vertreter*innen von Gastronomiebetrieben durchgeführt. Zwei Pilotmodelle zum Spenden von Fertiggerichten wurden durchgeführt: Modell 1 konzentrierte sich auf das Spenden von warmen Gerichten direkt an Wohltätigkeitsorganisationen in der Nähe. Modell 2 konzentrierte sich auf das Spenden von abgekühlten Gerichten. Im Rahmen dieses Modells wurden Gerichte in einem Gastronomiebetrieb und bei der Prager Tafel gekühlt. Im Rahmen der mikrobiologischen Tests wurden 72 Stunden nach der Kühlung Proben entnommen und im Labor untersucht. Es wurde festgestellt, dass die Kühlung in der Praxis durchführbar und sicher ist. In beiden Fällen wurde es getestet, wann es am sinnvollsten ist, die Gerichte zu transportieren, welche Einweg- oder Mehrwegbehälter für den Transport am besten geeignet sind und wie die Route optimal geplant werden muss. Beide Pilotmodelle wurden intern evaluiert und die Machbarkeit einzelner langfristiger Lösungen bewertet. Basierend auf den Erkenntnissen wurde ein Leitfaden „Wie spendet man Fertiggerichte?“, mit Empfehlungen für Gastronomiebetriebe, Wohltätigkeitsorganisationen und Tafeln veröffentlicht und an relevante Akteure verschickt.
  3. Entwicklung einer Web-Applikation zur Weitergabe von Fertiggerichten Eine Recherche zu Web-Applikationen aus anderen Ländern wurde durchgeführt. Im Anschluss wurde eine Web-Applikation entwickelt, die durch Name, Logo und Design die Nutzer*innen anspricht. Die Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit wurden getestet. Mitarbeiter*innen von Gastronomiebetrieben und gemeinnützigen Organisationen wurden in der Nutzung der Web-Applikation geschult. Um den Start der finalen Web-Applikation zu fördern, wurde eine Crowdfunding-Kampagne in Zusammenarbeit mit 6 Influencer*innen durchgeführt; beteiligt waren sogar 4 der größten tschechischen Gastro-Influencer*innen. An der Verbreitung der Kampagne nahmen 7 Gastrounternehmen teil. Bis Ende 2022 wurden ca. 9.300 EUR von 305 Spendern gesammelt.
  4. Öffentlichkeitsarbeit
    Eine Kommunikationskampagne begleitete das Projekt in sozialen und traditionellen Medien. Im Laufe des Projektes wurden vier Newsletter an 9.200 Kontakte versendet, 20 Posts in sozialen Medien mit der Reichweite von mindestens 100.000 Nutzer*innen und vier Pressemitteilungen veröffentlicht. Zusätzlich wurde auf den Webseiten der Tafel-Akademie und Zachraň jídlo regelmäßig über das Projekt informiert. Es wurde eine neue Webseite (zachranobed.cz) eingeführt, die sich speziell an Catering-Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen richtet. Zum Projekt wurden Foto- und Videomaterialien produziert.

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Zachraň jídlo ist eine Einrichtung, die sich seit 2013 mit Lebensmittelverschwendung beschäftigt. Sie ist eine der wenigen Initiativen, die sich mit diesem Thema in der Tschechischen Republik befasst und ist die einzige Organisation, die systemische Veränderungen in diesem Bereich verfolgt.

Der innovativste Teil des Projekts bestand in der Entwicklung und dem Testen von Modellen für die Weitergabe von Fertiggerichten, wobei hier der Bedarf und die Ansätze von Gastronomiebetrieben und Empfänger*innen mitberücksichtigt wurden und im Rahmen derer auch die Anforderungen auf die Verpackung und Transport von Lebensmitteln mit betrachtet wurden. Die Web-Applikation spiegelt dann diese Anforderungen wider. Für den Erwerb einer zusätzlichen Finanzierung wurde auch ein innovativer Weg in Form einer Crowdfunding-Sammlung genutzt.

Das Thema des nachhaltigen Umgangs mit Lebensmitteln ist auch dank der Aktivitäten von Zachraň jídlo zu einer Mainstream-Idee geworden, die für die Medien und die Öffentlichkeit von Interesse ist. Der Verein öffnet neue Themen und sucht nach systemischen Lösungen in Bereichen, die von anderen vernachlässigt werden, weil sie oftmals noch unerforscht sind. Durch kreative Kampagnen und Veranstaltungen gelingt es, eine gesellschaftliche Diskussion zu eröffnen, an der private Unternehmen, staatliche Institutionen und NGOs gleichermaßen beteiligt werden.

Die Projektergebnisse können für weitere größere Städte interessant sein.

Besondere Aspekte des Projektes

Der Verein Zachraň jídlo ist im Kontakt mit ähnlichen Organisationen im Ausland (darunter Feedback Global aus Großbritannien, FSE Network aus Belgien, Krommkomer aus den Niederlanden und Foodhsharing.de aus Deutschland) und ist Mitglied verschiedener Online- und Offline-Plattformen, in welchen die Erfahrungen, das Wissen und Ideen ausgetauscht werden. Durch dieses Netzwerk werden die Ergebnisse der realisierten Aktivitäten des Projekts effektiv vermittelt. Wenn weitere Organisationen an der Thematik interessiert sind, werden die gewonnenen Erkenntnisse zur Verfügung gestellt.

Förderthema 2: Nachhaltige Ernährung und nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln

Projektdurchführung:

Wirkungsorte: Deutschland und Tschechien

Förderzeitraum: September 2021 bis Juni 2023

Projektkosten: Gesamtvolumen: 230 778 Euro, Förderung durch DBU: 115 389 Euro

DBU-AZ: 37522

Stand: 14.05.2024

Titelbild: © Štěpán Lohr