Besonders schützenswert: Kulturlandschaftskorridor Saale-Unstrut

Lebensraum für zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten, eine charakteristische Geologie, mehr als 7 000 Jahre alte Zeugnisse menschlicher Kultur – das »Triasland« zwischen den Flüssen Saale und Unstrut kennzeichnet eine Vielzahl von herausragenden Natur- und Kulturgütern.

Besonders prägend für das Landschaftsbild sind Burgen, Schlösser und Kirchen des Hochmittelalters wie die Rudelsburg, das ehemalige Kloster Schulpforte oder der Naumburger Dom sowie die 1 000 Jahre alte Weinbaukultur mit ihren Weinbergen und Trockenmauern. Um diese einmalige Natur- und Kulturlandschaft vor schädlichen Umwelteinflüssen oder einer Überformung durch Siedlungs- und Verkehrsbau zu schützen, wurde das Projekt »Kultur-Landschaftskorridor Saale-Unstrut« initiiert.

Memleben Klosterkirche

Ziel des Projektes unter der Leitung des Geowissenschaftlichen Zentrums der Georg-August-Universität Göttingen war es, verbindende Aspekte zwischen den geologischen Stätten, historischen Bauwerken, den Wasserwegen Saale und Unstrut sowie den Naturräumen herauszuarbeiten und so die einzelnen Einheiten zu vernetzen. Dabei wurde auch die lokale Bevölkerung eingebunden und informiert, um insbesondere Kindern und Jugendlichen die Saale-Unstrut-Region als schützenswertes Ganzes nahezubringen. Am Anfang der Arbeiten erfolgte eine umfangreiche Analyse des Ist-Zustandes und der Historie der Kulturlandschaft, um innerhalb der Region die besonders schützenswerten Landschaftselemente auszumachen, die zusammen mit den herausragenden Baudenkmälern den Kulturlandschaftskorridor bilden sollten.

Der Kathertsche Weinberg am nördlichen Unstrut-Hang in Karsdorf

Als Grundlage für zukünftige Maßnahmen zum Erhalt aller Elemente einer Kulturlandschaft dienten unter anderem Untersuchungen zu umweltbedingten Schäden und zur Konservierung an ausgewählten Objekten wie dem Kloster Memleben, der Ruine Saaleck, der »Steinernen Bibel« in Großjena oder an Weinbergsmauern und Weinbergshäuschen. Dabei wurde auch untersucht, inwieweit Aufwuchsflora und in das Gestein eindringende Mikroorganismen zu einer Zersetzung der Natursteine beitragen. Aus Sicht des Naturschutzes standen die Weinberge sowie die Trockenrasen und Gebüsche mit ihrer typischen Fauna und Vegetation im Mittelpunkt. Aktuelle und künftige Nutzungsformen wurden vor allem in ihrer Auswirkung auf das Arteninventar bewertet.

Mühle am Saale-Wehr, Bad Kösen

Als Ort der Umweltbildung und Information dient ein wieder hergestellter historischer Weinberg, auf dem alte Rebsorten kultiviert und als wichtige genetische Ressource auch weiterhin genutzt werden können. Durch einen beschilderten Pfad auf dem Weinberg wird das Wissen um die Kulturlandschaft vor Ort weiterverbreitet. Informationen für Jedermann bietet zudem eine Smartphone-App für Android-Systeme mit dem Titel »Kulturlandschaft Saale-Unstrut«. Darüber hinaus mündeten die gemeinsamen Anstrengungen von Geologen, Geografen, Ur- und Frühgeschichtlern, Historikern, Vegetationskundlern und Weinbau-Fachleuten zum Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft in einem interdisziplinären Fachbuch, das die Saale-Unstrut-Region auch jenseits ihrer Grenzen und »offline« erlebbar macht.

 

Schadenskartierung an einem nach Westen exponierten Portal des Klosters Memleben

Projektthema:
Kulturlandschaftskorridor Saale-Unstrut –Bewahrung einer historischen Kulturlandschaft

Projektdurchführung:
Geowissenschaftliches Zentrum Göttingen
Georg-August-Goldschmidtstr. 1 – 3
37077 Göttingen
ssieges@gwdg.de
www.uni-goettingen.de/de/125309.html

 

AZ 29445