50er-Jahre-Wohnhaus wird zum energieaktiven Gebäude

Typologische und energetische Sanierung eines Mehrfamilienwohnhauses aus den 50er-Jahren – Punkthaus

Nachkriegsbauten aus der Mitte des 20. Jahrhunderts weisen in Deutschland oft gleichartige Defizite in ihrer Statik, ihrer Bausubstanz oder in der Dimensionierung ihrer Bauteile auf. Ein exemplarisches Sanierungsprojekt zeigt nun Lösungen für ein 1958 erbautes fünfgeschossiges Wohnhaus in Mannheim auf, die sich auf eine Vielzahl von Mehrgeschosswohngebäuden aus der Nachkriegszeit übertragen lassen. Im Ergebnis entstand ein barrierearmes und energieaktives Gebäude, das gleichzeitig seinen typischen Charakter und seine architektonischen Besonderheiten bewahrte.

Grundlage der Sanierung bildete ein auf integraler Planung beruhendes Energiekonzept. In einem ersten Arbeitsschritt erfolgte eine Umgestaltung und Neuorganisation der ursprünglichen Wohnungsgrundrisse. Dabei wurden Pufferzonen ausgebildet und die natürliche Belichtung des Gebäudes optimiert, um die solar-energetischen Gewinne zu erhöhen und ein behagliches Wohnklima zu schaffen.

Kernstück des Energiekonzeptes ist eine Kollektorfassade, die erstmalig in dieser Form bei einem fünfgeschossigen Gebäude realisiert wurde: Die zweischalige Fassade mit einem Luftkollektor aus einer Polycarbonatplatte    (U-Wert: 0,83 W/[m2K]) fungiert als klimaaktive Gebäudehülle, über die in der kälteren Jahreszeit von der Sonne erwärmte Luft um das Gebäude herum verteilt wird. Im Sommer wird auf diese Weise die Kühle des Erdreiches zur Klimatisierung genutzt. Ein Steinspeicher im Untergeschoss dient als Puffer. Ergänzt wird das Energiekonzept durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.

Die Neugestaltung des ursprünglichen Grundrisses schafft großzügige, helle Räume.

Durch diese Maßnahmen gelang es, den jährlichen Heizwärmebedarf von 273 kWh/m2a auf etwa 10 bis 14 kWh/m2a zu reduzieren. Überdies erlaubt es die Luftkollektorfassade, architektonische Charakteristika der Bauzeit aufzunehmen und so typische Elemente zu bewahren. Die Baukosten der Fassade entsprechen denen eines klassischen Vollwärmeschutzes. Damit stellt das hier verwirklichte Konzept eine ökologisch, architektonisch und ökonomisch überzeugende Alternative zu Standardsanierungen im Wohnungsbau dar.

Die Luftkollektorfassade ermöglicht es, bautypische Elemente zu bewahren und nicht durch ein Wärme-verbundsystem zu verdecken.

Projektthema:
Typologische und energetische Sanierung eines Mehrfamilienwohnhauses aus den 50er-Jahren – Punkthaus

Projektdurchführung:
Technische Universität Darmstadt
Fachbereich Architektur
El-Lissitzky-Straße 1
64287 Darmstadt
Telefon    06151 16-75924
presse@architektur.tu-darmstadt.de
www.architektur.tu-darmstadt.de

Kooperationspartner:
GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH, Mannheim
mail@gbg-mannheim.de
www.gbg-mannheim.de


AZ 28538