In den letzten Jahren wurde in zahlreichen historischen Gebäuden mit wertvoller baugebundener bzw. beweglicher Ausstattung - insbesondere Kirchen - eine starke Progression bei Rissbildungen und weiteren strukturellen Schäden an verputzten und unverputzten, materialsichtigen und / oder farbig gefassten Holzbalkendecken beobachtet. Eine wesentliche Ursache für diese Schadensbilder liegt in den aktuellen klimatischen Veränderungen und der damit verbundenen periodisch sehr starken Aufheizung der Dachräume. Vor allem an verputzten Decken stellt die Schadensdynamik neben der grundsätzlichen Gefährdung der wertvollen historischen Substanz auch eine Gefahrenquelle für die Nutzer dar. In der Praxis erfolgen Sanierungsmaßnahmen im betreffenden Deckenbereich entsprechend der empirischen Erfahrungen der jeweils Beteiligten in sehr unterschiedlicher Art und Weise und meist ohne systematische Betrachtung der individuellen konstruktiven und bauklimatischen Besonderheiten. Die i. d. R. konventionellen Sanierungsmethoden führen oft zu großflächigen baulichen Eingriffen - z. B. in die historische Deckenkonstruktion - und / oder dem kompletten Austausch von Putzflächen auf den Deckenunterseiten. Neben dem unwiederbringlichen Verlust wertvoller historischer Bausubstanz stellen die in immer engeren Zeiträumen notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen erhebliche organisatorische und finanzielle Belastungen für die betroffenen Eigentümer dar. Grundlage der Projektarbeit sind Nahfeldmessungen und exemplarisch zu erfassende Materialkennwerte in ausgewählten Kulturdenkmalen auf dem Gebiet des Freistaats Sachsen. Außerdem erfolgen Nahfeldmessungen in zwei mit nachhaltigen Dämmstoffen ausgestatteten Versuchsobjekten im Vergleich mit historischen und konventionellen Dämmstoffen. Die erfassten Daten von mindestens zwei Jahreszyklen sind wiederum Basis für parallel zu erstellende bauphysikalische Simulationsberechnungen. Auch statisch relevante Befunde werden berücksichtigt. Resultierend soll es künftig möglich sein, die bauklimatischen Eigenschaften von historischen Holzbalkendecken im Grenzbereich zum Kaltdach für möglichst viele Individualfälle auf einer normierten Grundlage zu beurteilen und im Gefährdungs- bzw. Schadensfall geeignete denkmalverträgliche und nachhaltige, energieeffiziente Sanierungsmethoden auszuwählen.
Nach einer vorbereitenden Literatur- und Materialrecherche erfolgte bisher die Konkretisierung der Versuchsaufbauten: Erstens die Auswahl exemplarisch zu untersuchender Messobjekte in ganz Sachsen hinsichtlich Deckenkonstruktion, Standort, Schadensbildern sowie die Kategorisierung nach baulichen, bauphysikalischen, geografischen und meteorologischen Gesichtspunkten. 10 dieser Objekte wurden bis jetzt mit Messtechnik bestückt und liefern nun erste Daten. Zweitens fand die Konzeption und Umsetzung des ersten Versuchsobjekts statt: innerhalb eines Gebäudes wurden thermisch voneinander getrennte Raumzellen errichtet, welche einen historischen Deckenaufbau unter vergleichbaren Parametern nachstellen. Dabei werden verschiedene Dämmstoffe parallel getestet. Dieses Versuchsobjekt liefert seit Juli 2023 Daten für Außen-, Raum- und Nahfeldklimamessungen sowie Messungen zur Materialfeuchtigkeit, thermischen Dehnung, Taupunktebenen, Hygroskopizität etc.) innerhalb der Deckenaufbauten und in den angrenzenden Bereichen. Das Versuchsobjekt 2 ist in Planung und wird zeitnah ausgestattet. Daraus resultierend soll im nächsten Arbeitspaket die Erstellung von Modellen für hygrothermische Simulationsberechnungen auf Grundlage der erfassten Daten von mindesten zwei Jahreszyklen als individuell auf andere Objekte übertragbare Bewertungsgrundlage durchgeführt werden. Nach Evaluation und Auswertung der Daten unter konservatorischen, bauphysikalischen und auch statischen Aspekten ist im letzten Arbeitspaket die Erarbeitung der Handlungsempfehlung und die Veröffentlichung vorgesehen. Besondere Bedeutung kommt innerhalb des Projektes der interdisziplinären Kooperation zwischen den Beteiligten zu. Entsprechend den Förderleitlinien der DBU werden die sich verändernden Anforderungen an den Übergangsbereich von Innenraum zum Kaltdach aufgrund des anthropogen verursachten Klimawandels untersucht. Dabei werden Dämmmaterialien nicht nur bezüglich der Energieeinsparung betrachtet, sondern aus Sicht des sommerlichen Wärmeschutzes, der im Denkmalbereich bisher wenig Beachtung findet. Weitere positive Effekte sind der Einsatz regionaler und regenerativer Materialien sowie minimalinvasive Ausführungen. Durch die Betrachtung statischer Aspekte bezüglich historischer schwerer Dämmungen ergibt sich möglicherweise eine Neubewertung bauhistorisch wertvoller Substanz. Die Erkenntnisse sind auf die Gebäudezielgruppe innerhalb der sächsischen Kulturlandschaft sowie darüber hinaus übertragbar.