Projekt 37989/01

Integriertes Indikatorenset Urbane Gesundheit

Projektdurchführung

Universität Bremen Institut für Public Health und Pflegeforschung
Grazer Str. 4
28359 Bremen

Zielsetzung

Eine umfassende Integration von Gesundheit und gesundheitlicher Chancengleichheit fehlt bislang in der räumlichen Planung in Deutschland. Ressortübergreifende Zusammenarbeit und das Verfolgen eines Health in All Policies-Ansatzes sind in Kommunen nicht fest etabliert. Ein urbanes Monitoringsystem, das kleinräumige Daten zu Umweltsituation, Gesundheit und sozialer Lage der Bevölkerung integriert und gesundheitsrelevante Umweltveränderungen erfasst, kann die Qualifizierung der Prozesse und Ergebnisse räumlicher Planung hinsichtlich einer grundlegenden Berücksichtigung von Gesundheit im Sinne von Planetary Health unterstützen. International wurden bereits Konzepte und Instrumente für Urban Health Indicators entwickelt. Diese sind jedoch nicht unmittelbar auf die kommunale Ebene in Deutschland anwendbar. Erste Ansätze einer Integration von Daten aus den Bereichen Umwelt, Gesundheit und Soziales gibt es zwar in Deutschland, ein standardisierter Satz von Indikatoren oder eine standardisierte Methodik der Indexbildung steht bisher aber nicht für Kommunen in Deutschland zur Verfügung.
Das Projekt hatte daher zum Ziel, ein Integriertes Indikatorenset Urbane Gesundheit mit zielbezogenen, handlungsorientierten und raumbezogenen Indikatoren zu entwickeln. Adressaten für dieses Indikatorenset sind neben der öffentlichen Verwaltung kreisfreier und kreisangehöriger Städte insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (private Planungs- und Gutachterbüros), die im Auftrag der Kommunen viele Leistungen der Planungspraxis auf örtlicher Ebene in Deutschland übernehmen.

Arbeitsschritte

Um den aktuellen Stand der Entwicklung zu erfassen, wurde in einem ersten Schritt eine international angelegte Recherche zu bestehenden Indikatoren im Bereich urbaner Gesundheit durchgeführt. Diese führte zu ca. 4.000 Indikatoren inkl. Überschneidungen bei den Themenfeldern. Im Weiteren wurde die entsprechende Datenlage in Städten in Deutschland recherchiert und dafür 15 Städte kriterienbasiert ausgewählt. Wichtiges Auswahlkriterium war die Datenverfügbarkeit mit dem räumlichen Fokus auch auf städtische Teilräume. In diesen Städten wurden die statistische Datenlage und Berichte, Konzepte und Planungen der räumlichen Planung und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes hinsichtlich ihrer Datengrundlagen analysiert.
Nach einem mehrstufigen inter- und transdisziplinären Vorgehen zur fundierten Reduzierung der Indikatoren, die auch Expert*innengeleitet war, wurden 17 Kern- und vier Vertiefungsindikatoren als zentrale Ergebnisse der Forschung ausgewählt. Für diese Indikatoren wurde jeweils ein kompakter Steckbrief erstellt. Das zweite zentrale Ergebnis des Projekts ist ein Prototyp für ein interaktives digitales Tool einschließlich eines Kommunikationsdesigns. Beide Ergebnisse wurden hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit durch Rückkopplung der Anwendbarkeit mit Expert*innen aus Planungs- und Gutachterbüros sowie der Verwaltung überprüft. Die Projektergebnisse werden in die anwendungsbezogene Planungspraxis kommuniziert.

Ergebnisse

Das Integrierte Indikatorenset Urbane Gesundheit umfasst 21 Indikatoren und erweitert die bereits in Kommunen für räumliche Planung genutzten Daten um spezifische gesundheitsrelevante Komponenten. Darüber hinaus wurde ein Prototyp eines webbasierten Tools für den Einsatz der Indikatoren vorgestellt.
Das neu entwickelte Indikatorenset ist ergänzend zu etablierten Indikatoren einzusetzen und dient der Qualifizierung der in die Abwägung einzustellenden gesundheitsrelevanten Belange in der formellen örtlichen Planung (v.a. Bauleitplanung) und in der informellen Planung im städtebaulichen Bestand (v.a. städtebauliche Rahmenplanung, Stadtumbau, Soziale Stadt, Quartiersentwicklung). Weitere potenzielle Nutzungen können Entscheidungsprozesse des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Sozialplanung sein. Angesichts der angestrebten Beschleunigung von Planungsprozessen mit standardisierten Komponenten und dem erforderlichen Umgang mit den räumlichen Auswirkungen von Krisen leistet das Integrierte Indikatorenset Urbane Gesundheit einen Beitrag zu Qualifizierung von an Planungsprozessen und -verfahren beteiligten Expert*innen, aber auch zivilgesellschaftlichen Kräften mit Blick auf Gesundheitsschutz und –förderung. Es ist nun in der Praxis der räumlichen Entwicklung und Planung zu erproben.

Öffentlichkeitsarbeit

Es ist vorgesehen, dass die Ergebnisse des Forschungsprojekts sowohl in der anwendungsbezogenen Planungspraxis als auch im Bereich der Gesundheitswissenschaften kommuniziert werden.

Fazit

Mit dem Integrierten Indikatorenset Urbane Gesundheit wurde ein Konzept für ein praxisorientiertes Indikatorenset mit einem Prototyp für eine webbasierte Vermittlung der Indikatoren vorgelegt. Dieses soll im Wesentlichen auf für Kommunen in Deutschland verfügbaren Daten und Informationen beruhen und zu einer besseren Integration von gesundheitsförderlichen Aspekten in räumliche Planung von Planungs- und Gutachterbüros beitragen. Die Standardisierung von gesundheitsrelevanten Informationen für die räumliche Planung auf lokaler Ebene und damit die komplexen Lebenswelten der Bevölkerung wurden auf der Basis einer umfassenden Recherche internationaler und nationaler Datensätze und Indikatoren abgeleitet. Als ein Baustein zur Qualifizierung der Raumbeobachtung und des Gesundheitsmonitoring wurden die für das Projekt gesetzten Ziele der inter- und transdisziplinären Zusammenarbeit von Public Health und Stadtplanung erreicht.

Übersicht

Fördersumme

123.114,00 €

Förderzeitraum

01.04.2022 - 31.12.2023

Bundesland

Bremen

Schlagwörter

Umwelttechnik