Immissionsorientierte Feinsedimentuntersuchungen in den Lachsgewässern von NRW (Kurztitel: IMI Lachs)
Das Projekt widmet sich der Habitatqualität von Lachslaichgewässern des Wanderfischprogramms Nordrhein-Westfalen. Schwerpunkt bilden in-situ-Versuche mit Lachsbrut sowie die Anwendung und Weiterentwicklung innovativer Feldmethoden in Kombination mit chemischer Laboranalytik. Mit den Ergebnissen sind neue Erkenntnisse zur „Qualitätskomponente Fisch“ in Zusammenhang mit Feinsedimentbelastungen des Interstitials zu erwarten (Kolmation und Schadstoffanreicherung). Außerdem wird ein Beitrag für die Beurteilung der betreffenden Gewässer als Lebensraum für rheo-phile Fischarten geleistet.
Die Motivation der durch die Antragssteller durchgeführten und angestrebten Untersuchungen resul-tieren aus einer unbefriedigenden Situation hinsichtlich der autochthonen Reproduktion v. a. von Lachsen in den Gewässern des im Jahre 1998 gestarteten Wanderfischprogramms NRW und einer mangelnden Kenntnis zu den Ursachen.
Die Fragestellung knüpft an die Ergebnisse mehrjähriger, methodisch ausgerichteter Arbeiten des Planungsbüro Zumbroich im Gewässersystem der Sieg an (DBU AZ 35211-01 sowie div. universitäre Abschlussarbeiten). Während dabei die Abhängigkeit von Bruterfolg und Kolmationsintensität im Vordergrund stand, wird nunmehr der Fokus gelegt auf die Frage: in welchem chemischen Zustand sind die kolmatierenden Feinsedimente und lassen sich Abhängigkeiten zur Entwicklung des Lachs-laiches in den Laichgruben feststellen?
Somit wird ein wesentlicher Schwerpunkt auf die qualitative, schadstofforientierte Untersuchung des kolmatierenden Materials gelegt. Dazu werden Dhünn und Eifgenbach (Einzugsgebiet Wupper), Agger und Bröl (EZG Sieg) sowie Vichtbach und Wehebach (Einzugsgebiet Eifel-Rur) in die Untersuchun-gen miteinbezogen. Für das in-situ-Untersuchungsprogramm wird durch die Landesfischereianstalt NRW Lachsbrut zur Verfügung gestellt.
Die Probebereiche (simulierte Laichplätze mit Brutmaterial zzgl. Probenahmestellen für Interstitial-wasser und suspendierte Feinsedimente) werden so verortet, dass sich möglicherweise Aussagen zu Eintragspfaden bestimmter Schadstoffgruppen sowie deren Auflösung im weiteren Gewässerverlauf treffen lassen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Immissionen von Straßenabläufen gelegt werden, da diese, insbesondere nach Starkregenereignissen, durch Überläufe nur gering behandelt in die Gewässer gelangen und oftmals schadstoffbelastet sind.
Möglicherweise lassen sich aus den Ergebnissen gezielte Entwicklungs- und Schutzmaßnahmen zur Habitatqualität ableiten und auch die Priorisierung der Gewässer für die Wiederansiedlung des Lachses justieren. Mit dem Projekt sind außerdem weitergehende Erkenntnisse zur Eignung der neuartigen Samplermethode für das investigative Gewässermonitoring gem. EG-WRRL zu erwarten.
Antragsteller
- Planungsbüro Zumbroich – Landschaft und Gewässer, Prof. Dr. Thomas Zumbroich
Kooperationspartner
- Geographisches Institut, Universität Bonn (GIUB), Prof. Dr. Mariele Evers
Assoziierte Partner bzw. Berater
- Rheinischer Fischereiverband von 1880 e.V. (Wanderfischprogramm NRW, Fachbearbeitung Lachs)
- Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Abteilung Fischereiöko-logie und Aquakultur (LANUV)
- Aggerverband, Gummersbach
- Wasserverband Eifel-Rur (WVER), Düren
- Wupperverband, Wuppertal
- Verbändeübergreifendes Kooperations- und Forschungsprojekt „Lebendige Alster“ Hamburg (NABU, BUND und Aktion Fischotterschutz)
Das Projekt wird zudem von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet.
Die Laufzeit beträgt 2 Jahre, von Dezember 2021 bis Dezember 2023.
Die Projektarbeiten beginnen mit der Auswahl geeigneter Probestellen.
Die Auswahl geeigneter Gewässer und Probestellen orientiert sich an den durch das Ministerium für Umwelt, Natur, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausgewiesenen Zielartengewässern für Lachse (Nordrhein-Westfalen). Sie gehören zum historischen Verbreitungsgebiet dieser Fischart.
Anschließend erfolgen vielfältige Geländearbeiten (u. a. Erhebung allgemeiner chemisch-physikalischer Parameter, Entnahme und Untersuchung partikulärer Feinsedimente des Interstitials, Kolmationsmessungen, Anlage simulierter Laichgruben und Datenerhebung zum Reproduktionserfolg von Lachsen).
Die chemische Analyse der Feinsedimente erfolgt in akkreditierten Wasserlaboratorien.
Die Reproduktionsbedingungen im Interstitial potenzieller Lachslaichhabitate werden über das in-situ Einbringen von Lachseiern im Augenpunktstadium und deren Schlupferfolg geprüft. Dafür werden Lachseier in mit Gaze umwickelte und mit Grobkies befüllte Whitlock-Vibert-Boxen in der Gewässer-sohle vergraben und nach dem Schlupf auf ihre Überlebensrate begutachtet.