Projekt 37417/01

Nachhaltigkeitsbewertung als Basis für Kreditanreize am Beispiel des Modells der Edekabank für den Lebensmitteleinzelhandel Beitrag zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens

Projektdurchführung

Leibniz-Fachhochschule
Expo Plaza 11
30539 Hannover

Zielsetzung

Das 36 Monate laufende Projekt hat zum Ziel, die Nachhaltigkeitsleistung von Lebensmitteleinzelhändler*innen zu fördern.
Die Erreichung des vorrangigen Pariser Klimaziels (1,5°C) ist eine hehre Aufgabe unserer modernen Gesellschaft, und viele Bereiche mit wirtschaftlicher Ausrichtung müssen dazu adäquat - d.h. klimakompatibel - transformiert werden, so auch der Lebensmitteleinzelhandel.
Finanzdienstleistern kommt bei solchen Transformationsprozessen eine besondere Rolle zu, da sie das dazu erforderliche Kapital bereitstellen.
Im Rahmen des Projektes werden am Bespiel der Edekabank AG erste Schritte aufgezeigt, wie diese Transformation im Lebensmitteleinzelhandel aus Bankensicht durch gezielte Beratung mit finanzieller Anreizsetzung gefördert werden kann. Neben der konzeptionellen Entwicklung der dazu erforderlichen Instrumente ist die modellhafte Erbprobung mit Praxispartnern aus dem Lebensmitteleinzelhandel (Großhandelsregionen EDEKA Rhein-Ruhr und EDEKA Nord sowie Lebensmitteleinzelhändler*innen) ein wesentlicher Bestandteil des Projektes, um so schließlich eine praxistaugliche Vorlage für die Bankenlandschaft zu kreieren. Insbesondere das Bewertungskonzept für den Lebensmitteleinzelhandel könnte für andere Banken als Blaupause von Interesse sein. Denn gerade für den Lebensmitteleinzelhandel – der eine enorme Bedeutung für unsere Gesellschaft und das Erreichen der Pariser Klimaziele hat – existieren noch keine systematischen Bewertungsinstrumente im Finanzdienstleistungssektor.
Konkretes Ziel des Projektes ist es also, Verfahren und Instrumente in der Kreditvergabe zu entwickeln und modellhaft mit den o. g. Kooperationspartnern zu erproben, mittels derer der Lebensmitteleinzelhandel bei der Transformation hin zu nachhaltigerem Handeln im Einklang mit den Pariser Klimazielen motiviert und unterstützt werden kann. Dazu sollen am Beispiel der Edekabank AG selbstständige Lebensmitteleinzelhändler*innen (kurz LEH) hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung wissenschaftlich fundiert bewertet und auf Basis dieser Bewertung Maßnahmen zur Verbesserung systematisch aufgezeigt werden.

Arbeitsschritte

Das Projekt entfaltet sich durch Folgende Hauptschritte:
1. Qualitative Typenbildung von Lebensmitteleinzelhändler*innen auf Basis von qualitativen Interviews und quantitativen Umfragen.
2. Entwicklung und Erprobung eines Bewertungsschemas zur Beurteilung der Nachhaltigkeitsleistung einzelner Lebensmittelmärkte u. a. unter Berücksichtigung von
a.) ausgewählten Lebensmitteln aus den emissionsstärksten Bereichen,
b.) Kühleinheiten sowie
c.) Gebäudeverbräuchen.
Dieser ökologische Fußabdruck und der Temperaturbeitrag bilden die Grundlage der Schätzung des Transformationswillens eines LEH.
3. Entwicklung von Bankprodukten als Anreizsystem (Bonuspunkte für die Kreditvergabe gemäß Beitrag zum 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens) sowie
4. Erarbeitung und Erprobung eines Beratungsleitfadens für Firmenkundenberater*innen.

Ad 2.
In der durchgeführten quantitativen Analyse wurden 29 Kaufleute und eine Kauffrau mittels binärer Skala und 5-stufiger Likert-Skala zu den folgenden Bereichen befragt und die Ergebnisse anschließend gemessen:
 Rahmenbedingungen (Eigentümerstruktur, Region etc.)
 Umwelteinstellung, Technologieaffinität, Strategisches Mindset, Selbstwirksamkeit
 Maßnahmen zu Energie-, Sortiments-, Personalmanagement und
 Motive zu den einzelnen Maßnahmen
Dazu wurden insgesamt 97 (Items) Fragen bzw. Aussagen, die es einzuordnen galt, konzipiert; sie sind in Anlage A dargestellt.

Mittels der binären und 5-stufigen Likert-Skala wurden Ausprägungen zu den obigen Konstrukten gemessen; diese werden nun kurz etwas plastischer mit ausgewählten Beispielen der Befragung dargestellt:
 Umwelteinstellung misst die Wertschätzung bzgl. des Einstellungsobjektes Umweltschutz.
„Pflanzen und Tiere existieren hauptsächlich, um von den Menschen genützt zu werden.“
 Technologieaffinität misst, wie aktiv Personen die Interaktion mit Technologien suchen.
„Das Befassen mit neuartigen Energietechnologien stresst mich.“
 Strategisches Mindset misst, wie oft eine Person Strategien nutzt, um effektiv Zie-le zu verfolgen.
„Wenn Sie mit etwas zu kämpfen haben, wie oft fragen Sie sich, ob es einen besseren Weg gibt?“
 Selbstwirksamkeit misst das Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit.

Ergebnisse

Die Wirksamkeit der nachfolgenden Erkenntnisse konnte sich bereits in der Praxis zeigen.
So haben bereits mehr als 150 Kaufleute einen Kredit in Anspruch genommen, um nachhaltige Maßnahmen umzusetzen.
Dabei wurde bis zum heutigen Tag ein Kreditvolumen von mehr als 100 Millionen Euro für nachhaltige Maßnahmen aufgenommen.

Dabei ist Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel mehrdimensional und wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:
1. Rahmenbedingungen;
2. Persönliche Einstellungen (z.B. Umwelteinstellung, strategisches Mindset, Selbstwirksamkeit)
3. Managementmaßnahmen

Untersuchungsergebnisse dazu:
Positive Korrelation zwischen Umwelteinstellung, strategischem Mindset und wahrgenommener Selbstwirksamkeit.

Beispielhafte Befragungsinhalte für diese Untersuchungsergebnisse waren:
Umwelteinstellung: „Pflanzen und Tiere existieren hauptsächlich, um von den Menschen genutzt zu werden.“
Strategisches Mindset: „Wenn Sie mit etwas zu kämpfen haben, wie oft fragen Sie sich, ob es einen besseren Weg gibt?“
Selbstwirksamkeit: „Mein Handeln hat einen Einfluss auf die globale Erwärmung.“
Hohe Selbstwirksamkeit fördert Energiemaßnahmen, allerdings nur bei ausreichenden Ressourcen.

Wichtige Erkenntnisse aus der Analyse der Scope 1- und 2-Emissionen bei LEH sind:
Strom, Wärmeenergie und Kühlmittel sind Haupttreiber der CO2-Emissionen.
Temperaturbeitrag: Die meisten LEHs sind nicht Paris-kompatibel.
Investitionen in Energiemaßnahmen könnten jedoch das Ziel erreichbar machen.

So sind die Managementmaßnahmen, die für eine Paris-Kompatibilität vornehmlich ergriffen werden sollten, folgende:
Einsatz von Ökostrom; Nutzung einer Wärmepumpe/Wärmerückgewinnung und Nutzung einer CO2-Kühlanlage
Eine teilweise Umsetzung der Maßnahmen kann auch bereits einen deutlichen Impuls Richtung Paris-Kompatibilität setzen.

Ein Anreizsystem für Lebensmitteleinzelhändler wird entwickelt werden,
basierend auf psychologischen Theorien und Literaturrecherche.
Monetäre und nicht-monetäre Anreize sollen kombiniert werden, wobei der Fokus auf monetären Anreizen liegt,
da diese bei wenig ausgeprägter Umwelteinstellung am effektivsten sind.

Projektpartner Leibniz FachhochschuleProjektpartner Edeka Bank

Öffentlichkeitsarbeit

•Workshop zu Nachhaltigkeit und Anreizsystemen bei Kreditvergaben am 22. Mai 2024 bei der Edekabank. Hier wurden in Präsenzform mit mehr als 7 Teilnehmenden der Edekabank die bisherigen Arbeitsergebnisse vorgestellt und im anschließenden Workshop auf noch zu untersuchende Zusammenhänge und eine mögliche Ausgestaltung von Anreizsystemen und Beratungsleitfaden hin diskutiert.
•Vorstellung der bisherigen Ergebnisse auf Workshops bei Nachhaltigkeitsbeauftragten der Firma S+N Invent (Software für Bankdienstleistungen) am 8. April 2024 und bei der Verbundvolksbank OWL in Paderborn (am: 5. April 2024) und bei der Sparkasse Paderborn – Höxter – Detmold (am 28. Mai 2024) in Detmold.
•Ein Vortrag mit dem Titel “Estimating Eco-Efficiencies of Food Retailers – A Bilevel Optimization Problem” wurde auf der EWEPA XVIII – The 18th European Workshop on Efficiency and Productivity Analysis – gehalten (https://www.ewepa.org/program/scientific-program).
•Gastbesuch bei der Woche der Umwelt, um sich u.a. über die aktuelle Projektarbeit und Aspekte der Kreislaufwirtschaft auszutauschen.
Ausblick auf das Jahr 2025:
•Geplant ist die Abschlussveranstaltung in der vorletzten/letzten Januarwoche 2025 in Hannover

Projektauftritt Nachhaltiger Lebensmitteleinzelhandel

Übersicht

Fördersumme

124.591,00 €

Förderzeitraum

01.04.2022 - 01.04.2025

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Landnutzung
Umweltkommunikation