Projekt 37294/01

Entwicklung eines Bewertungssystems für nachhaltige Freianlagen (BNF)

Projektträger

Technische Hochschule Ostwestfalen Lippe Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltplanung
An der Wilhelmshöhe 44
37671 Höxter
Telefon: +4952716877137

Zielsetzung

Im Rahmen einer Forschungskooperation zwischen der Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL, Fachbereich 9, Prof. Dr. Laue), den beiden Planungsbüros LA.BAR Landschaftsarchitekten aus Berlin sowie RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten vom Bürostandort Mannheim sowie mit dem Arbeitskreis Nachhaltige Freianlagen von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) aus Bonn wurde im Projektverlauf ein Bewertungssystem für nachhaltige Freianlagen (BNF) entwickelt und zur Anwendung gebracht. Dem Forschungsteam standen ergänzend die Fachberatung Nachhaltiges Bauen (Neuer Name seit 2022: greenUP Architektur und Bauberatung) aus Bonn und im Projektverlauf dazugekommen das Planungsbüro Planorama aus Berlin zur Seite. Ziel war es, mit einem Bewertungssystem allen urbanen Freianlagentypologien einem Maßstab zur messbaren Nachhaltigkeit zu geben. Auf Basis von Indikatoren für Freianlagen sollte eine wichtige Entscheidungshilfe für privatwirtschaftliche, kommunale oder staatliche Entwicklungen des Freiraums gegeben werden. Auch als Kommunikationsinstrument, zur Einbindung aller Akteure, um Partizipationsprozesse zu gestalten und um sichtbare Transparenz von Entscheidungsprozessen deutlich zu machen. Basis waren dabei primär der Leitfaden Nachhaltige Freianlagen von der FLL und das Bewertungssystem des Bundes für gebäudebezogene Freianlagen BNB_AA. Da der entwickelte Leitfaden von der FLL nur einen Kriterienkatalog zur Verfügung stellte aber keine Bewertung möglich macht und das Bewertungssystem BNB_AA des Bundes für Freianlagen des Bundes mit Gebäude Bezug konzipiert wurde, fehlt derzeit ein allgemeingültiges Bewertungsprinzip für typische urbane Freianlagen (Grünanlagen, Parks, Stadtplätze u.w.). Hier sollte das Forschungsprojekt eine Lücke zur Nachhaltigkeitsbewertung und somit für Qualitätsbenennungen von Planungsentwicklungen urbaner Freianlagen schließen.

Arbeitsschritte

Das Projekt wurde entsprechend der Vorgaben des Forschungsantrages in fünf Projektphasen bearbeitet. In Projektphase I sind zum einen die Kriterien aus dem o.g. Leitfaden Nachhaltige Freianlagen (FLL) sowie zum anderen vorhandene Kriteriensätze aus internationalen und nationalen Bewertungssystemen ausgewertet worden. Die Nähe zum BNB_AA und zu den Kriteriensätzen des Leitfadens von der FLL haben sich als fruchtbar erwiesen. Ergänzend haben die allerdings primär gebäudebezogenen Bewertungssysteme wie DGNB (D), LEED (USA) und BREEAM (UK) sowie das Bewertungssystem für Freianlagen SITES (USA) einige formale und inhaltliche Beiträge geliefert und beigesteuert. In Projektphase II ist anschließend in mehreren Abstimmungsschritten eingebettet in sechs Qualitäten (Ökologische -, Ökonomische -, Sozio-kulturelle -, technische Qualitäten, sowie Prozessqualität und Standortqualität) ein bewertbarer Kriteriensatz von 50 Kriterien entstanden. Bedeutend war hier neben dem Blick auf die quantitative und qualitative Bewertungsmethodik zum einen, eine Bewertbarkeit für unterschiedliche Freiraumtypologien zu ermöglichen und zum anderen, formale Grundsätze als Ausgangslage zu definieren: Die Messbarkeit der Nachhaltigkeit stützte sich zum einen auf quantitative Indikatoren (z.B. Biotopflächenfaktor), auf quantitativ ermittelbare Qualitäten (z.B. Menge des Baumerhalts) sowie auf quantitativ bewertbare Qualitäten (u.a. bepunktete Quecklisten von definierten Qualitäten). Hier wurden für die sechs Qualitäten Gewichtungen vorgenommen und für die einzelnen Kriterien Bedeutungsfaktoren vergeben. Um typologisch zu unterscheiden und passgenau bewerten zu können, wird auch in den einzelnen Kriteriensteckbriefen teilweise typologisch differenziert. Die Projektphase III diente im Weiteren der Überprüfung der Praxistauglichkeit der unter Phase II entwickelten Kriterien. Hier führten die Forschungspartner und Planungsbüros RMPSL, LA BAR und das im Projekt dazugekommene Büro Planorama komplette Bewertungstest von unterschiedlichen aktuellen Freiraumprojekten (Pilotprojekte) von unterschiedlichen Projektgebern (Stadt Leipzig, Stadt Nürnberg, Stadt Schweinfurt, Deutsche Bundesgartenschaugesellschaft dbg) mit dem ersten Kriteriensatz aus Projektphase II durch. Die Erkenntnisse zur Praxistauglichkeit wurden anschließend in Projektphase IV ausgewertet und mündeten in der abschließenden Projektphase V in einen aktualisierten Kriteriensatz (37 Kriterien) und ein komplettes Bewertungssystem.

Ergebnisse

Das vorliegende Forschungsprojekt erreicht mit seinen Ergebnissen sein gestecktes Ziel einer ganzheitlichen Betrachtung von Nachhaltigkeit urbaner Freianlagen im vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen. Die Ergebnisse bieten einer mehr nachhaltig zu entwickelnden gebauten Umwelt ein Instrument zur Nutzung. Insbesondere durch aktuelle Strategien und definierte Standards zur Nachhaltigkeit in den letzten fünf Jahren, stellt das entwickelte System einen Vorgriff dar und kann einen bedeutenden Beitrag für zukünftige Entwicklungen leisten. Entstanden ist ein ganzheitliches Bewertungssystem für Freianlagen. Typologische Besonderheiten jeder Freianlagen wurde in einzelnen Steckbriefen differenziert berücksichtigt. Die Methodik grundsätzlich integriert zum einen klassisch wissenschaftliche Arbeitsschritte (Analyse, Auswertung, Benennung quantifizierbarer und qualifizierbarer Qualitäten) und zum anderen anwendungsbezogene Arbeitsschritte. Hier wurde durch Partner aus der freien Wirtschaft das entwickelte Bewertungssystem in einem ersten Schritt praxistauglich getestet und in einem zweiten Schritt validiert. Die Qualitäten sind in einem komplexen Messschlüssel quantifizierbar ausgedrückt und i.d.R. direkt einzeln bereits Qualitätsstufen zugeordnet. Die Forschungsarbeit nutzt für seine Bewertungsmethodik klassische quantifizierbare Methoden, integriert messbare Indikatoren und legt qualitative Rahmenbedingungen fest. Quantifizierbare Methoden und eindeutige Indikatoren wurden immer dann genutzt, wenn dementsprechend Maßstäbe und Datengrundlagen der Messbarkeit auch vorlagen. Ansonsten wurde qualitativ benannt und definiert. Die Methodik ist entsprechend der Arbeitsweisen der Profession von Landschaftsarchitektur vielschichtig. Die festgesetzten Quantitäten und Qualitäten messen sich an einem hier und heute von Daten und Standards und erheben keinen dauerhaften Anspruch auf richtige Bewertungsmaßstäbe. Das entwickelte Bewertungssystem ist insofern von regelmäßigen Neubetrachtungen und Überarbeitungen abhängig.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) zur Verfügung gestellt werden. Geplant ist, ein weiterentwickeltes Handbuch Bewertungssystem nachhaltige Freianlagen (BNF) 2024 über die FLL zu veröffentlichen. Vorabgesprochen ist auch eine mögliche Zertifizierung zur Nachhaltigkeit von Projekten im Freiraum dauerhaft über die FLL und ihre Partner auf Basis der Forschungsergebnisse anzubieten. Durch ein ganzheitliches Bewertungssystem für die Nachhaltigkeit von Freianlagen sollten dauerhaft integrale Planungs- und Prozessschritte unter Betrachtung gleichberechtigter standortbezogener, ökologischer, ökonomischer, sozialer, technischer und prozessbezogener Qualitäten über den gesamten Lebenszyklus einer Freianlage gestärkt werden. Hier hat die FLL als Organisation unterschiedlicher Interessenvertreter der Profession eine wichtige Rolle im zukünftigen Transformationsprozess hin zu einer nachhaltig gebauten Umwelt. Die geplante Publikation zu den entwickelten Erkenntnissen über die FLL wäre dafür ein richtiger und wichtiger Schritt.

Fazit

Das Forschungsprojekt BNF entwickelte ein Bewertungssystem für die Nachhaltigkeit von Freianlagen. Es wurden in Anlehnung an deutsche Bewertungssysteme aus dem Hochbau entsprechend in Kernqualitäten (Ökologie, Ökonomie, Soziales) und Querschnittsqualitäten (Technik, Prozess und Standort) unterschieden. Die Methode zur Bewertung integriert qualitative und quantitative Bewertungsprozesse. Hier sind beide Methoden stark von tiefgründig zusammengetragenen Datengrundlagen und von klar definierten Standards abhängig. Insbesondere qualitativ benannte Standards sind i.d.R. von einem permanenten Prozess der Neubetrachtung abhängig. Das Bewertungssystem hatte den Anspruch alle urbane Freianlagen bewertbar zu machen. Dies ist bezogen auf die gewählten fünf Pilotprojekte gelungen, da die wichtigsten Differenzierungen in den Steckbriefen für die entsprechenden Typologien der Pilotprojekte enthalten waren. Vermutlich sind aber weitere Anwendungen auszuwerten oder genauere typologische Einschränkungen zur Bewertung zu definieren. Das entwickelte Bewertungssystem hat auf Grund seiner national angepassten Systematik der sechs Qualitäten keine definierte ökologische Basis (Ziel des Erhalts möglichst aller Ökosystemfunktionen) entsprechend aktueller Nachhaltigkeitsmodelle. Hier sollte in Zukunft eine andere Betrachtungsweise und eine andere systemische Verknüpfung verfolgt werden.

Übersicht

Fördersumme

107.331,00 €

Förderzeitraum

01.09.2021 - 01.07.2023

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter