ESD for 2030: Dilemmas between Energy and Biodiversity: Adressing, Transforming, Engaging! DEB:ATE!
Projektdurchführung
Europäische Akademie Berlin e. V.
Bismarckallee 46/48
14193 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Obwohl Erneuerbare Energien (EE) für die Energiewende unverzichtbar sind, wurden im Jahr 2020 in Deutschland auffällig wenig neue EE-Anlagen errichtet. Grund dafür ist ein Nachhaltigkeitsdilemma zwi-schen Artenvielfalt und Klimaschutz, das bei Bürger*innen oft heftigen Widerstand gegen den Bau von Windkraftanlagen hervorruft. Das Ziel des Projektes DEB:ATE! besteht darin, gemeinsam mit Bürger*innen und Expert*innen in Sachsen und Nordböhmen nach Auswegen aus diesem Dilemma zu suchen, das im Erzgebirge seit Jahren besonders greifbar ist. Da sich die politischen Rahmenbedingungen für eine Ener-giewende sowohl in Sachsen als auch in Tschechien beständig im Wandel befinden, bietet sich hier ein neues Gelegenheitsfenster zur Kompromissfindung zwischen Natur- und Klimaschutz
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenProjektauftakt bildete ein halbtätiger Digitaler Runder Tisch, mit dem Ziel, das Dilemma zwischen Erneu-erbaren Energien und Naturschutz grenzüberschreitend zu erfassen. Bei dieser Zusammenkunft wurde sowohl das Bewusstsein für die Thematik bei den Teilnehmenden geweckt als auch die Wichtigkeit der Erneuerbaren Energien für Klimaschutz und den Erhalt der Artenvielfalt erörtert.
Im Anschluss an den Digitalen Runden Tisch fand eine Reihe von halbtägigen öffentlichen vor-Ort-Debatten statt, die in einer Kombination aus Informations- und Beteiligungsformaten organisiert wurden. Im Zuge der Debatten hatten Bürger*innen die Gelegenheit, sich mit Expert*innen aus Tschechien und Deutschland über die vor Ort konkret umstrittenen Fragen auszutauschen und zu informieren. Eine dieser Veranstaltungen konnte mit Schüler*innen einer tschechischen Gesamtschule organisiert werden.
Aufgrund der Entwicklung der pandemischen Lage im Herbst 2021 konnte das Vorhaben, einen Study Trip, um sich gemeinsam ein Bild von Best Practice Beispielen zu machen, zu unternehmen, nicht realisiert werden.
Um die während der vor-Ort gewonnenen Erkenntnisse dennoch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die gelungenen Projekten im EE Bereich auf beiden Seiten der Grenze als Inspiration zu nutzen, wurden Interviews mit Akteur*innen geführt, die in einen 30-minütigen Videocast eingebettet wur-den. (https://youtu.be/7Y3pFAXDTk0)
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe lud die EAB erneut zu einer öffentlichen halbtägigen Abschluss-Konferenz, um die während verschiedenen Begegnungen auf unterschiedlichen Ebenen gewonnenen Er-kenntnisse zu reflektieren und in den politischen Entscheidungsprozess einzubringen.
Um nicht nur ein Fachpublikum, sondern vor allem Teilnehmer*innen aus unterschiedlichsten Bereichen und zu adressieren, wurde für alle Veranstaltungen eine deutsch-tschechische Simultanverdolmetschung bereitgestellt.
Ergebnisse und Diskussion
Besonders hervorzuheben sind folgende Ergebnisse: Insgesamt nahmen 132 Personen an den Projektak-tivitäten (drei Bürgerdialoge, Auftakt- und Abschlussveranstaltung) teil, diskutierten gemeinsam mit den deutschen und tschechischen Expert:innen, sowie untereinander. Aus den Debatten gingen einige Erkennt-nisse in Bezug auf das Nachhaltigkeitsdilemma hervor:
Erstens, bereits in der Kick-Off Veranstaltung wurde durch die Beiträge der Experten und in der Diskussion der Facettenreichtum des angesprochenen Nachhaltigkeitsdilemmas sichtbar. Zentral war dabei, dass sich das Dilemma nicht auf den Konflikt zwischen Klimaschutz vs. Naturschutz reduzieren lässt. Das tat-sächliche Dilemma bezieht sich somit auf Zielkonflikte zwischen Klimaschutz und vielen anderen Interes-sen. Zugleich wurde die Verzahnung und Abhängigkeit der beiden Ziele Klimaschutz und Naturschutz sichtbar. Daraus leitete sich ab, dass es im Falle von Nachhaltigkeitsdilemmata um eine Balance zwischen Komplexität und Facettenreichtum sowie Komplexitätsreduktion und Zugänglichkeit geht.
Zweitens, ein wiederkehrendes und zentrales Ergebnis der Vor-Ort Debatten war die Notwendigkeit der Beteiligung betroffener Bürger:innen und Stakeholder:innen bei der Planung und Umsetzung von Anlagen Erneuerbarer Energien. Dabei geht es sowohl um eine Mitsprache und Informationsteilhabe im Planungs-prozess, offene Austausche und Diskussionsrunden (wie die durchgeführten Debatten), als auch um eine Beteiligung bei der Umsetzung durch finanzielle Vorteile (vergünstigter Strom, Gewinne, Investition) oder in Form von Energie-Genossenschaften.
Drittens, die Bürgerdebatten vor Ort zeigten insbesondere ein enormes Informationsdefizit der Betroffe-nen und Interessierten. Zwar waren eine grundlegende Informationen bekannt, diese waren jedoch häufig oberflächlich und/oder undifferenziert. Durch den Einbezug von Experten in die Debatten konnte zu Beginn zunächst eine gemeinsame Wissensbasis geschaffen werden, um damit auch eine Grundlage für die Dis-kussion zu schaffen.
Viertens, im Abschluss der Bürgerdebatten und auch in Auftakt- und Abschlussveranstaltung äußerten die Beteiligten widerholt eine Wertschätzung für den regionalen, grenzübergreifenden Austausch, der bis-her nicht stattgefunden hatte. Der Ansatz entlang gemeinsamer Grenzen auch gemeinsame Lösungen zu finden, löste bei den Beteiligten eine positive Resonanz aus.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die EAB hat die Projektaktivitäten umfassend auf ihren sozialen Medien und in den wöchentlichen Newslet-tern begleitet.
Für die vor-Ort Begegnungen mit Bürger*innen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet wurden Anzeigen in den lokalen Medien geschaltet. Darüber hinaus wurden die Kanäle der Austragungs- und Veranstaltungs-partner vor Ort (Kulturzentrum, Stadtverwaltung) genutzt, um auf die Veranstaltung hinzuweisen und lokal Veranstaltungshinweise in öffentlichen Gebäuden ausgelegt.
Fazit
Im Projekt DEB:ATE! gelang es einen neuen Zugang zur Diskussion um das Nachhaltigkeitsdilemma zwi-schen Klimaschutz und Naturschutz zu ermöglichen und damit einen Beitrag zu einem notwendigen Aus-tausch in einer stark betroffenen Region zu leisten. Trotz der Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie konnten Präsenzformate erfolgreich durchgeführt werden, die einige Erkenntnisse und hilfreiche Erfahrungen hervorbrachten. Die gesteckten Projektziele konnten mehrheitlich erreicht werden. Bei einer erneuten Durchführung wären dennoch Anpassungen in Bezug auf die Zusammensetzung der Teilnehmen-den sinnvoll, um eine breite, lösungsorientierte Debatte zu ermöglichen. Zusätzlich wäre eine Kombination mit vorgelagerten Informationsformaten sinnvoll, um eine Basis für einen differenzierten Austausch zu schaffen und dadurch auch noch konkretere Ergebnisse zu erreichen. Ziel sollte es dann sein, die ergeb-nisoffenen Formate zugänglich zu gestalten und durch eine flankierende öffentliche Kommunikation die relevanten Themen niedrigschwellig zu vermitteln.
Fördersumme
27.900,00 €
Förderzeitraum
01.12.2020 - 31.03.2022
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik