Projekt 34526/01

Modellhafte Konzeption zur denkmalgerechten und ökologischen Inwertsetzung des Hospital- und Klostergartens der Borromäerinnen in Prag im Schnittpunkt zwischen UNESCO-Welterbe und Natura 2000

Projektdurchführung

Technische Universität Dresden Lehr- und Forschungsgebiet Geschichte der Landschaftsarchitektur/Gartendenkmalpflege
Helmholtzstr. 10
01062 Dresden

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen dieses Vorhabens wurde am Beispiel des Hospitalgartens der Barmherzigen Schwestern in Prag eine modellhafte Dokumentation, ökologisch-denkmalpflegerische Rahmenkonzeption sowie ein Planwerk unter Berücksichtigung kultursoziologischer Aspekte, die sich aus der Nutzung als Hospital- und Klostergarten ergeben, erarbeitet. Vorher fehlte es an einer Gesamtkonzeption für das Gelände sowie an konzeptionell-strategischen Überlegungen zur Einbindung in seine wertvolle Umgebung. Es ging hier um den langfristigen Erhalt und Inwertsetzung einer Fläche, die seit Jahrhunderten frei von Bebauung geblieben ist und somit eine noch weitgehend intakt erhaltene Landschaft seit der Zeit der hochmittelalterlichen Besiedlung aufweist.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Gesamtprojekt war in drei Phasen unterteilt:

Phase 1: Grundlagenermittlung
In dieser Phase wurde die Entwicklungsgeschichte des Hospitalgartens und seiner Umgebung anhand archivarischer Quellen und unter Auswertung historischer Abbildungen, Pläne und Karten dargestellt. Dazu gehörten eine umfangreiche Archiv- und Literaturrecherche. Parallel dazu wurde der Hospitalgarten in seinem Bestand nach denkmalpflegerischen Kriterien aufgenommen und mit Plänen, Text und Fotos dokumentiert. Zur Feststellung des ökologischen Potentials wurden durch externe Spezialisten faunistische (Insekten, Vögel, Säugetiere mit Fledermäusen und Kleinsäugern), botanische und bodenkundliche Untersuchungen durchgeführt. Weitere wichtige Bausteine waren die Untersuchung des historischen unterirdischen Wassersystems sowie Messungen der verfügbaren Wasserressourcen auf dem Gelände.

Phase 2: Ökologisch-denkmalpflegerische Rahmenkonzeption
In dieser Phase wurde eine ökologisch-denkmalpflegerischen Rahmenkonzeption unter Berücksichtigung medizinisch-therapeutischer und spiritueller Anforderungen, die sich aus der Nutzung als Hospital- und Klostergarten ergeben in Abstimmung mit den tschechischen Kooperationspartnern erarbeitet.

Es wurden der umgebende Naturraum und die Stadtlandschaft auf Sichtbeziehungen analysiert sowie Planüberlagerungen erstellt. Weiterhin wurden ökologische und denkmalpflegerische Erhaltungs- und Entwicklungsziele unter Berücksichtigung der Nutzungsanforderungen als Krankenhausgarten festgelegt.

Phase 3: Planung
Aufbauend auf den Ergebnissen aus den Phase 1 und 2 wurden Entwurfs-, Genehmigungs- sowie Aus-führungsplanungen erarbeitet. Alle Planungen erfolgten in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, wie z. B. dem Nationalen Denkmalamt, den Bau- und Umweltbehörden.
Im Rahmen des Projektes wurde die Baugenehmigung durch das Bauamt der Hauptstadt Prag erteilt. Auf Grundlage dieser Genehmigung wurde für die Ausführungsplanung eine umfangreiche Dokumenta-tion in tschechischer Sprache erstellt, die den Vorgaben des tschechischen Baugesetztes entspricht. Dieses Planwerk ist eine verbindliche Grundlage für die Kongregation, um das Gartenprojekt fortzuführen und in Etappen umzusetzen.

Begleitende Arbeitsschritte
Es wurde eine interdisziplinäre und internationale Projektgruppe, u.a. mit Vertreter des Nationalen Denkmalamtes, Ökologen (Entomologe, Ornithologe, Botaniker, Zoologe), Bodenkundler, Landschafts-architekten, Speläologen, Wasserplanern, Kunsthistorikern und Therapeuten aufgebaut. Es fanden regelmäßige Arbeitstreffen statt. In der ersten Projekthälfte wurde eine zweitägige Fachexkursion zu funktionierenden Klöstern in Deutschland durchgeführt. Es wurden Klöster-, Therapie- und Umweltgärten in Bayern und Baden-Württemberg angeschaut.



Ergebnisse und Diskussion

Zu Beginn des Projektes wurde die bislang weitgehend unerforschte Geschichte des Hospitalgartens anhand von Archivalien nachgezeichnet/nachvollzogen. Des Weiteren konnten umfassende ökologische und bodenkundliche Kartierungen im Bearbeitungsgebiet weiße Flecke auf der floristischen, faunistischen und pedologischen Landkarte des ansonsten gut untersuchten Grün- und Höhenzuges „Pet?ín“ schließen. Außerdem konnten – wenn auch nur wenige – historische wasserbauliche Elemente auf dem Gelände der Borromäerinnen identifiziert, untersucht und dokumentiert werden, die zukünftig nutzbar gemacht werden können. Hierbei wurden hydrodynamische Messungen der Wasserdurch-flussmengen vorgenommen, um später ein nachhaltiges Bewässerungssystem für die Gartenanlagen zu entwickeln.
Aufbauend auf den Ergebnissen der kulturhistorischen, ökologischen und hydrologischen Grundlagenermittlungen wurde eine Entwurfs-, eine Genehmigungs- und eine Ausführungsplanung für den Hospitalgarten in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden erstellt. Zum Abschluss des Projektes erteilte das Bauamt der Hauptstadt Prag die Baugenehmigung.
Mit dem Vorhaben und der jetzt begonnenen Umsetzung wird ein lokaler Beitrag zu zwei zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts geleistet, die auch Bestandteil der „Sustainable Development Goals“ der UNO sind. So wird einerseits die Biodiversität am Standort mittels artenreicher Neupflanzungen von Stauden und Gehölzen, aber auch durch die Anlage von offenen Wasserstellen, erhöht. Andererseits wird auch ein nachhaltiges Bewässerungssystem unter Verwendung natürlicher Quellen geschaffen: Bisher abfließendes Wasser soll im Gebiet verbleiben, gespeichert und vor Ort genutzt werden, womit die Entlastung städtischer Wasserversorgungs- und Wasserentsorgungsnetze einhergeht.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen des Projektes wurden verschiedene Werbe- und Informationsmedien gefertigt. Dazu gehören die Projektpräsentation auf den Internetseiten des Antragstellers und des Kooperationspartners, ein Imagefilm, Informationsflyer, Jahreskalender und ein Universelles Tagebuch. Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist die Bekanntmachung des Gartenprojektes, um für die Realisierungsmaßnahmen potentielle Unterstützer, wie Sponsoren, zu gewinnen. Zusätzlich sollen Förderanträge bei staatlichen und privaten Institutionen gestellt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten für das Jahr 2020 und 2021 geplante öffentliche Veranstaltungen nicht durchgeführt werden.


Fazit

Mit der vorliegenden Baugenehmigung wurde ein wichtiger Meilenstein zum Erhalt und Erneuerung der Gartenanlagen am Krankenhaus der Borromäerinnen erreicht. Abschließend ist festzuhalten, dass das Projektziel mittels einer partizipativen Projektstruktur (es wurden regelmäßige Treffen aller Projektpartner, eine gemeinsame Fachexkursion durchgeführt sowie die Entscheidungsträger frühzeitig in die Abstimmungen eingebunden) in einem offenen und konstruktiven Dialog erreicht wurde. Die Einbeziehung von Experten und Wissenschaftlern mit überragenden Ortskenntnissen war für den Projekterfolg entscheidend. Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern hat die Projektfortführung übernommen, in weiteren Schritten erfolgt die Realisierung in Bauabschnitten. Es konnten bereits erste Fördermittel bei öffentlichen und privaten Institutionen erfolgreich akquiriert werden.

Übersicht

Fördersumme

124.953,00 €

Förderzeitraum

05.02.2018 - 30.04.2021

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Naturschutz
Umweltkommunikation