Die Artenvielfalt des Grünlands in Deutschland ist seit Jahrzehnten rückläufig. Agrarumweltmaßnahmen erreichen weite Teile des intensiv genutzten Grünlandes vor allem im Tiefland nicht. Ziel des transdisziplinären Projektes ADAM ist es daher, gemeinsam mit intensiv wirtschaftenden Grünlandbetrieben in Norddeutschland Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität zu erproben, zu analysieren und (weiter-) zu entwickeln.
In einem ersten Schritt wurde auf zwölf norddeutschen Grünlandbetrieben eine Potentialanalyse zu den Chancen einer botanischen Aufwertung von Feldrändern durchgeführt. Es konnte festgestellt werden, dass auch auf den Rändern praxisüblich intensiv wirtschaftender Grünlandflächen die Vegetation artenarm ist; das gilt auch für die Diasporenbank im Boden. Daraus ergab sich die Notwendigkeit der gezielten botanischen Anreicherung mit eingebrachtem Saatgut. In einem zweiten Schritt wurden in Zusammenarbeit mit vier milcherzeugenden Grünlandbetrieben Aufwertungsmaßnahmen ergriffen, es handelte sich dabei um jeweils zwei Betriebe, deren Flächen entweder überwiegend auf Moor- oder auf Marschböden liegen. Je Betrieb wurden auf vier Flächen Feldränder etabliert, bei denen 15 verschiedene Methoden der Aufwertung und nachfolgenden Bewirtschaftung erprobt wurden. Die botanische Anreicherung erfolgte durch Ansaat und durch Mahdgutübertragung, jeweils mit und ohne vorherigen Oberbodenabtrag. Die nachfolgende biodiversitätsorientierte Bewirtschaftung war entweder 1-, oder 2- Schnitte je Jahr. Im Ansaatjahr und über zwei Hauptnutzungsjahre hinweg wurden detaillierte Erhebungen zum Etablierungs- und Durchsetzungserfolg der eingebrachten Arten und zu den Konsequenzen für ausgewählte faunistische Artengruppen (Vögel, Heuschrecken, Laufkäfer) durchgeführt. Gleichzeitig wurden die agronomischen und ökonomischen Auswirkungen erfasst.
Sämtliche Aufwertungsmaßnahmen erwiesen sich auf den Betrieben und bei beiden Bodentypen als erfolgreich. Die Anzahl an Pflanzenarten konnte vervielfacht werden, der Ertragsanteil der eingebrachten Arten erreichte relevante Ertragsanteile, z.T. über 50%. Es konnte auch eine größere Anzahl an HNV (high nature value) Arten etabliert werden. Bei den faunistischen Artengruppen wurden grundsätzlich auch größere Artenzahlen und Abundanzen festgestellt, insbesondere in Kombination mit nachfolgend extensiver Bewirtschaftung der Feldränder, allerdings sind die Befunde wegen des eher kleinräumigen Versuchsdesigns und der begrenzten Zeit weniger stark belastbar als die floristischen Ergebnisse. Die Ertragsleistung der Grasnarben auf den Feldrändern sowie die Futterqualität der Aufwüchse war deutlich reduziert gegenüber den praxisüblich bewirtschafteten Zentralflächen. Dies war jedoch nicht auf die durch die geänderte botanische Zusammensetzung der Grasnarbe verursacht sondern durch die Extensivierung der Nutzung in Bezug auf die Düngung und die Nutzungsfrequenz (keine Düngung auf den Randstreifen und geringe Schnitthäufigkeit). Die Kostenanalyse ergab, dass durch die Anlage angereicherter Randstreifen je nach Standort, methodischer Vorgehensweise und Anpassungsstrategie zur Kompensation von Ertragseinbußen Kosten von 8 bis 17 ct/m² Randfläche je Jahr entstehen. Hochgerechnet auf den ha entspricht das bei 6% Feldrandfläche etwa € 50 bis € 100 € je ha, bei 12% Feldrandfläche etwa € 100 bis € 200 ja ha.
ADAM stieß auf vielfältiges Interesse in der landwirtschaftlichen und naturschützerischen Praxis. Das Projekt wurde als Teil des sog. Niedersächsischen Wegs anerkannt. Projektergebnisse wurden wissenschaftlich ausgewertet und werden auf Kongressen und in wissenschaftlichen Journalen präsentiert. In der einschlägigen landwirtschaftlichen Fachpresse wurden Projektanlass und -ergebnisse der Fachöffentlichkeit präsentiert. Die Praxispartner von ADAM, insbesondere die Landwirtschaftskammer und das Michael-Otto Institut (NABU) gewährleisten, dass die Ergebnisse für die relevanten Akteure verfügbar und nutzbar sind. Feldtage mit der landwirtschaftlichen Praxis waren hierbei ein wesentliches Mittel.
ADAM konnte erfolgreich nachweisen, dass mit einem transformativen/transdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsansatz, bei dem insbesondere die landwirtschaftliche Praxis unmittelbar eingebunden ist, Ziele des Artenschutzes und der Diversifizierung des Grünlandes auch bei intensiven landwirtschaftlichen Produktionssystemen erreicht werden können. Die Anreicherung mit bisher nicht vorhandenen Arten auf Randstreifen ansonsten intensiv bewirtschafteter Grünlandflächen war durchweg erfolgreich. Für weitere F & E Arbeiten ist es notwendig, die Bedeutung der Anreichungstechnik, der Artenauswahl, geeigneter Zeitpunkte und den mittel- bis langfristigen Erfolg besser zu verstehen, um noch zielgerichteter and standortsspezifischer vorgehen zu können. Darüber hinaus wurde es als wichtig angesehen, dass Honorierungskonzepte so weiterentwickelt und sachgerecht genutzt werden, um die landwirtschaftliche Praxis noch stärker für Artenvielfalt auf intensiv genutztem Grünland zu gewinnen.