Verringerung von Risikopotenzialen auf Grund landwirtschaftlicher Nutzung für den Naturschutz im Peenetal
Projektdurchführung
Hochschule Neubrandenburg
Fachbereich Agrarwirtschaft und
Lebensmittelwissenschaften
Brodaer Str. 2
17033 Neubrandenburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das geplante Vorhaben leistet einen Beitrag zur Reduzierung von Umweltrisiken in den Randbereichen des Peenetals, die aus der landwirtschaftlichen Nutzung der angrenzenden Flächen entstehen. Hierzu zählen Risiken durch Stoffausträge aus den landwirtschaftlich genutzten Flächen und Beeinträchtigungen der Biodiversität an den Schutzgebietsrändern. Es wurde eine Methode entwickelt, die einem kooperativen Ansatz folgt, indem landwirtschaftliche Betriebe im Rahmen freiwilliger Maßnahmen eingebunden werden. Teilziel für die Methodenentwicklung war es, mit einem für die Praxis leistbaren geringen Aufwand Verdachtsflächen bzw. Risikoflächen (prioritäre Flächen nach verschiedenen Kriterien) zu identifizieren und auf dieser Informationsgrundlage basierend Landwirte zur freiwilligen Teilnahme zu bewegen. Um einen effizienten Fördermitteleinsatz zu erreichen, wurde auch die Ausschreibung gewünschter Umweltleistungen für die Gebietskulisse geprüft.
Der angestrebte effiziente Mitteleinsatz beruht auf zielgerichteten ökologischen Maßnahmen der Landwirte. Dazu können die Landwirte (mit Unterstützung eines Beraters) die Bewertungs- und Managementsoftware MANUELA des Institutes für Umweltplanung der Universität Hannover einsetzen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem ersten Arbeitsschritt wurde eine Risikoanalyse zur Auswahl prioritärer Flächen entwickelt, auf denen vorrangig Maßnahmen zur Verringerung von Umweltrisiken ökonomisch effizient durchgeführt werden können. Diese Risikoanalyse basiert auf einem Verfahren zur Eingrenzung der in Frage kommenden Flächen auf Grundlage vorhandener und verfügbarer Daten (ohne aufwändige Vor-Ort-Untersuchungen). Zur Beurteilung des Risikopotenzials werden die Daten in einem GIS kombiniert.
Für die Flächen, denen im ersten Arbeitsschritt ein hohes Risiko zugeordnet wurde, wurden im Rahmen des Forschungsvorhabens entsprechende Maßnahmen bzw. Maßnahmenbündel differenziert nach den Risikopotenzialen für den Naturschutz, Bodenschutz und Wasserschutz entwickelt und angeboten. Auf der Grundlage von Literaturwissen, bestehenden Agrarumweltprogrammen sowie durch eine Befragung bzw. offene Gruppendiskussion eines Expertengremiums wurden zielgerichtete Maßnahmen erarbeitet, die einen positiven Beitrag zur Reduzierung der jeweiligen Umweltrisiken leisten können.
Zudem wurde eine Akzeptanzuntersuchung bezüglich der Maßnahmenauswahl sowie eventueller Kompensationsbeträge durchgeführt. Zur Unterstützung der Landwirte wurde das Naturschutzmanagementsystem MANUELA für die im Peenetal relevanten Maßnahmen weiterentwickelt und regional adaptiert. Darüber hinaus wurde eine Methode zur ökonomischen Bewertung der geplanten Maßnahmen aus landwirtschaftlicher Sicht entwickelt. Weiterhin wurden auch Demonstrationsflächen (beispielhafte Umsetzung von Maßnahmen) für die Beratung und Informationsbereitstellung sowie für die Öffentlichkeitsarbeit eingerichtet.
Ergebnisse und Diskussion
Für das Projekt konnte eine Methode zur Risikoanalyse und zur Ermittlung von prioritären Flächen entwickelt werden. Die Risikoanalyse hat aufgezeigt in welchen Bereichen ggf. Handlungsbedarf zum Schutz vor Erosion und Stoffeinträgen in angrenzenden Naturschutzflächen besteht. Das Verfahren wurde mit den naturräumlichen Daten des Projektgebietes erfolgreich erprobt. Auch die Übertragung der Methodik auf andere Gebiete mit abweichenden naturräumlichen Gegebenheiten ist durch die Anpassung von Kriterien und mithilfe des Wichtungsschrittes möglich. Derzeit läuft dazu das Pilotprojekt Naturschutzberatung für Landnutzer in Mecklenburg-Vorpommern. Dieses Projekt wurde mit dem Landschaftspflegeverband Sternberger Endmoränengebiet e. V. und der LMS Landwirtschaftsberatung MV/SH GmbH mit der Unterstützung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV initiiert. Die Hochschule Neubrandenburg hat dafür im Rahmen dieses Projektes bereits erste Ergebnisse vorlegen können.
Mit der erarbeiteten Risikoanalyse lässt sich also eine Vorauswahl von Flächen für Agrarumweltmaßnahmen, ökologische Vorrangflächen oder andere ökologisch orientierte Maßnahmen treffen. Vorhandene, amtliche und offizielle Daten stellen hierfür eine praktikable Grundlage dar. Einschränkungen ergeben sich derzeit noch durch die heterogene Datenlage und den noch nicht 100 %igen Digitalisierungsgrad.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Neben der Entwicklung von Projektflyern und Postern erfolgte die Projektpräsentation auf den Internetseiten der Hochschule Neubrandenburg und der Universität Hannover. Das Projekt und dessen Ergebnisse wurden des Weiteren durch die aktive Teilnahme an 9 Fachtagungen bzw. Workshops präsentiert.
Einer breiten Fachöffentlichkeit konnte das Projekt im Rahmen einer abschließenden Fachtagung in Neubrandenburg und durch die Leitung einer Exkursion der Deutschen Vernetzungsstelle ländlicher Raum näher gebracht werden. Auch die angelegten Demonstrationsflächen trugen im Rahmen von Feldbegehungen zur Öffentlichkeitsarbeit bei. Es entstanden weiterhin 7 Veröffentlichungen, darunter in der Zeitschrift Naturschutz und Landschaftsplanung und abschließend in der Hochschulschriftenreihe, 7 Poster und 5 wissenschaftliche Vorträge (dt./engl.). Auch im Rahmen der Lehre wurde das Projekt mehrmals thematisiert.
Fazit
- Mit der entwickelten Risikoanalyse lässt sich eine Vorauswahl von Flächen für Agrarumweltmaßnahmen, ökologischer Vorrangflächen oder anderer ökologisch orientierter Maßnahmen treffen.
- Mit diesem Ansatz lässt sich die Treffergenauigkeit deutlich steigern, eine Flächenvorauswahl kann vergleichsweise effizient erfolgen, was gerade dann von Bedeutung ist, wenn es sich um große Flächenareale handelt.
- Die Verknüpfung der Ergebnisse der Risikoanalyse mit den Bewertungen aus MANUELA war Basis für eine Ableitung von Maßnahmen. Eine begleitende Bewertung des Biotopentwicklungs- und Biotopverbundpotenzials ist vorteilhaft.
- Die Nutzung anerkannter, bewiesenermaßen wirksamer und gezielt anwendbarer Einzelmaßnahmen ist wichtig für die Akzeptanz und Umsetzung der Maßnahmen.
- Eine Risikoanalyse wird vor allem dann die Zielgenauigkeit von ökologischen Maßnahmen in der Ag-rarlandschaft erhöhen, wenn es sich um große Gebietskulissen handelt oder sich die Nutzungsformen dynamisch verändern.
- Die Risikoanalyse, die für das Peenetal beispielhaft erprobt wurde, lässt sich durch die Anpassung von Kriterien und Gewichtungsfaktoren an unterschiedliche regionale Gegebenheiten anpassen.
- Ein Teil der Ökologisierungskomponente der zukünftigen GAP ist die Ausweisung von ökologischen Vorrangflächen. Ein hoher Bedarf könnte deshalb zukünftig im Bereich der Naturschutzberatung liegen, welche von einer fachlich fundierten Vorauswahl potenzieller Flächen profitieren würde
Fördersumme
395.147,00 €
Förderzeitraum
01.12.2008 - 31.12.2012
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation