Naturnaher Hochwasserschutz an der Hase in Haselünne-Eltern als Beitrag zur Revitalisierung der Haseauen
Projektdurchführung
Verein zur Revitalisierung der Haseauen e. V.
Ordeniederung 1
49716 Meppen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Hase ist auf ihrer Laufstrecke von 170 km in weiten Teilen ausgebaut, begradigt und eingedeicht worden. Obwohl im Unterlauf der Hase einige naturnahe Abschnitte erhalten geblieben sind, sind auch hier naturferne Ufer und Hochwasserdeiche vorherrschend. Die Rückverlegung des Hasedeiches auf einer Länge von fast 2 km sowie die naturnahe Ufergestaltung und extensive Bewirtschaftung des neu erstandenen Überschwemmungsgebietes ist ein wesentlicher Schritt bei der Verbesserung des naturnahen Hochwasserschutzes im Hasetal. Auch die Umweltbildung wurde im Rahmen des Projekts durch den Bau eines Bibererlebnispfades gefördert.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf einer Fläche von ca. 34 ha ist eine Deichrückverlegung sowie die Anlage von fünf Feuchtbiotopen durchgeführt worden. Die Unterhaltungstätigkeiten werden weitestgehend extensiviert. Der Naturhaushalt wird durch die Schaffung neuer, auetypischer Strukturen wesentlich aufgewertet und eigendynamische Prozesse des Flusses werden zugelassen. Durch die Verlegung des alten Deiches findet eine Aufwertung des Landschaftsbildes statt und Fluss und Aue werden wieder miteinander verbunden. Die Uferbe-reiche können sich naturnah entwickeln und die Feuchtbiotope bieten neuen Lebensraum für eine Vielzahl von heimischen Pflanzen- und Tierarten.
Neben den positiven Auswirkungen auf den Naturschutz hat das Projekt auch Einfluss auf den Hochwasserschutz der Region. Durch die Versetzung der Sommerdeiche werden neue Überschwemmungsflächen mit einer Größe von ca. 28 ha und einem Retentionsvolumen von 400.000 m³ geschaffen. Hochwasserspitzen im Sommer, die die anliegenden landwirtschaftlichen Flächen bedrohen, können somit entschärft werden. Die Flächen entlang der Hase haben wieder eine direkte Verbindung zum Fließgewässer und sollen sich zu einer Weichholzaue entwickeln bzw. als extensives Grünland genutzt werden. Die Baumaßnahmen sind im Juli 2006 fertig gestellt worden. Als nächster Schritt wurden im Frühjahr 2007 folgende Maßnahmen im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt:
Auf dem neuen Ersatzdeich ist ein Fahrradweg gebaut worden, der den Besucher einen hervorragenden Blick auf das Projektgebiet bietet.
Auf dem Deich wurde weiterhin ein Gewässererlebnispfad (mit dem Schwerpunktthema Biber) errichtet.
Ergebnisse und Diskussion
Als Vorbereitung zu den gewässerbaulichen Maßnahmen musste ein Plangenehmigungsverfahren beim NLWKN in Oldenburg durchgeführt werden.
Die Antragsunterlagen sind im Frühjahr 2006 fertig gestellt und dem NLWKN zur Verfügung gestellt worden. Eine Genehmigung der beantragten Maßnahmen erfolgte Ende April 2006. Die Baumaßnahmen wurden parallel ausgeschrieben und die Ausschreibungsunterlagen wurden vom RPA des Landkreises Emsland geprüft. Nach Prüfung der Ausschreibungsunterlagen und Erhalt der wasserrechtlichen Ge-nehmigung konnte der Auftrag im Mai 2006 vergeben werden. In den Monaten Mai 2006 bis Juli 2006 sind die Baumaßnahmen durchgeführt worden. Eine Schlussabnahme der Baumaßnahmen erfolgte am 05.10.2006. Beanstandungen gab es keine.
Im Februar 2006 ist außerdem eine beschränkte Ausschreibung zur Planung und Erstellung des Gewässererlebnispfades erfolgt. Das Ergebnis der Ausschreibung wurde vom RPA des Landkreises Emsland geprüft.
Im Herbst 2006 sind zusammen mit dem Büro Cognitio aus Niedenstein die Tafeln und interaktiven Standorte des Bibererlebnispfades entwickelt worden. Bereits im Dezember 2006 sind die z. T. mit Klappen ausgestatteten Tafeln, die Camera natura, das Fernrohr und ein Modell zur Hochwassersimulation an der Hase geliefert worden.
Im Frühjahr 2007 sind die einzelnen Stationen auf dem neuen Deich installiert worden. Weiterhin sind eine Biberburg aus Weidenholz sowie ein weiteres Feuchtbiotop und ein Aussichtshügel gebaut worden. Zudem sind Biberattrappen aus Holz entlang des Lehrpfades zu entdecken.
Eine besondere Attraktion für die Kinder ist das Hochwassermodell am Projektgebiet. Auf einer 2,20 m x 1,20 m großen Platte ist der Verlauf der Hase von Haselünne bis Meppen einschließlich der ungefähren Geländehöhen simuliert. Mit Hilfe einer Handschwengelpumpe kann man nun Wasser in die Hase leiten und mittels eines Schiebers verschiedene Hochwasserereignisse (10-jähriges und 100-jähriges Hochwasser) nachstellen. Der Lehrpfad ist im Mai 2007 eröffnet worden und erfreut sich in den ersten Wo-chen einer außerordentlichen Beliebtheit.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Öffentlichkeit wird durch den Erlebnispfad umfassend über das Projekt und die Ziele informiert. Um die Bewohner und Besucher des Hasetals auf den Erlebnispfad aufmerksam zu machen, sind verschiedene Pressemitteilungen in den örtlichen Zeitungen erfolgt bzw. geplant. Ein Faltblatt über das Projektgebiet ist erstellt worden und liegt bei den verschieden Tourismusverbänden (u. a. Zweckverband Hasetal, Emsland-Touristik), am Campingplatz sowie beim Landkreis und in den Städten aus. Auch die Kanuverleiher und Cafés entlang der Hase erhalten Exemplare des Faltblattes.
Fazit
Die Baumaßnahmen sind ein weiterer wichtiger Schritt im Rahmen des Gesamtkonzeptes Revitalisierung der Haseauen. Die Ufer- und Auebereiche am Hase-Unterlauf können sich in den folgenden Jahren naturnah und weitestgehend ungestört entwickeln. Es gibt ausgedehnte Sukzessionsflächen, die sich zur Weichholzaue entwickeln und extensive Grünländer, die vorrangig mit Extensivrassen (Schottische Hochlandrinder) beweidet werden.
Das Projekt Naturnaher Hochwasserschutz an der Hase in Haselünne-Eltern sollte ursprünglich auch den Wiederanschluss von zwei Hase-Altarmen östlich von Haselünne beinhalten. Das Vorhaben konnte wegen der Widerstände eines betroffenen Eigentümers nicht umgesetzt werden.
Da alle Vorhaben entlang der Hase nur mit Einverständnis der Eigentümer durchgeführt werden, mussten nach der Absage neue Wege zur Förderung eines naturnahen Hochwasserschutzes gefunden werden.
Die nun durchgeführten Baumaßnahmen werden sich in den nächsten Jahren positiv auf den Naturhaushalt der Hase auswirken. Es ist ein weiterer Schritt für einen verbesserten Biotopverbund an der Hase.
Das Projektgebiet ergänzt das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben Hasetal, da nun auch östlich der Stadt Haselünne zusammenhängende extensiv genutzte Auenabschnitte zu finden sind, die sich eigendynamisch entwickeln können. Auch der Biber wird weiterhin seinen Beitrag zur Gestaltung der Landschaft leisten können.
Zur besseren Information der Anwohner und Besucher des Hasetals kann der Bibererlebnispfad einen wertvollen Beitrag leisten. Er gibt allen Interessierten Einblicke in das Leben am Fluss. Der Verein zur Revitalisierung der Haseauen e. V. und die Landkreise entlang der Hase werden auch zukünftig an der Realisierung weiterer Projektideen arbeiten. Die nächsten Maßnahmen zur Revitalisierung der Haseauen sind bereits in Planung. In der Samtgemeinde Bersenbrück sollen weitere Deichrückbaumaßnahmen folgen. Der zuständige Landkreis Osnabrück ist an den Planungen federführend beteiligt.
Fördersumme
179.500,00 €
Förderzeitraum
01.01.2006 - 25.09.2007
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik