Entwicklung von Konzepten und Instrumenten zur Bewahrung national wertvoller Kulturlandschaften am Beispiel des UNESCO-Weltkulturerbes Pückler-Park Bad Muskau (Deutschland-Polen) und der Landschaft um Kuks (Tschechien)
Projektdurchführung
Fachhochschule Potsdam
Institut für Bauforschung
Pappelallee 8 - 9
14469 Potsdam
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Am Beispiel der UNESCO-Welterbestätte Fürst-Pückler-Park Bad Muskau (deutsch-polnische Park- und Schloßanlage) sowie der Kulturlandschaft um Kuks (früher Bad Kukus, Tschechische Republik, Nominierungsvorschlag zur Welterbestätte) wurden Instrumente und Modelle entwickelt, die der verbesserten Erfassung, Erschließung und Entwicklung der Standorte dienen. Projektschwerpunkt Kuks: Beitrag zur Inwertsetzung der Anlage durch datenbankgestützte Inventarisation und Entwurf eines Managementplanes; Schwerpunkt Muskau: Modellbildung für binationale Parkverwaltung.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMethodik Projektstandort Kuks, Ziel: Inventarisations- und Managementhilfen aufbauen.
- Räumliche Definition des Untersuchungsgebietes unter vorläufiger Zugrundelegung der Grenze der ehemaligen Stiftungsherrschaft Kuks zur Definition einer potenziellen Schutzzone für eine mögliche Welterbestätte sowie interne Zonierung des Untersuchungsgebietes unter Zugrundelegung bestehender Denkmalschutzbereiche (Nationales Kulturdenkmal NKP) zur Definition potenzieller Kernzonen einer möglichen Welterbestätte.
- Entwicklung eines synoptischen, nach kulturlandschaftlichen Funktionsbereichen und zuzuordnenden, typisierbaren Elementen gegliederten Thesaurus.
- Archiv- und Feldarbeiten zur Inventarisation der Kulturlandschaftselemente.
- Entwicklung und Aufbau einer objektbasierten Facility-Management-Datenbank der Kulturlandschaftselemente der Stiftungsherrschaft Kuks sowie Entwurf eines Managementplanes.
Methodik Projektstandort Muskau, Ziel: Modellbildung für institutionalisierte, deutsch-polnische Parkverwaltung.
- Grundlagenermittlung: Analyse grenzübergreifend operierender Organisationen im Kultursektor und Analyse der aktuellen EU-rechtlichen Rahmenbedingungen der neuen Kohäsions- und Strukturfonds.
- Modellbildung: Entwurf und Akzeptanzüberprüfung für Modell Deutsch-polnische Stiftung Park Muzakowski als EU konforme Körperschaft Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit.
Ergebnisse und Diskussion
Das Im Jahre 1697 gegründete Kukusbad im Riesengebirge, ein ausgedehnter Komplex von Schloss, Hospitalkomplex, Dreifaltigkeitskirche, Bädern, Volksarchitekturen und weiteren Bauten, gehört mit seinen monumentalen Felsskulpturengruppen zu den herausragenden Leistungen des böhmischen Barock. Kukus sollte nach dem Willen seines Gründers Franz Anton Graf von Sporck (1662 - 1738) ein zweites Karlsbad werden. Der vermögende Graf wollte einen Ort schaffen, der unter seinem Patronat eine ständeübergreifende Geselligkeit, verbunden mit aufklärerischen und caritativen Inhalten, ermöglichte. Will man die noch vorhandenen zahlreichen baulichen und räumlich auf einander bezogenen Strukturen der Kulturlandschaft um Kuks, die in diesem Modellprojekt erstmalig in ihrem ganzen Umfang methodisch, qualitativ und quantitativ neuartig dokumentiert sind, zukünftig erhalten, weiter erforschen, pflegen, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen und vermitteln, so sind neben der Schaffung einer mit zahlreichen rechtlichen Kompetenzen und einem verlässlichen Etat ausgestatteten Institution, die ihrerseits die Kontinuität von Entscheidungen und langfristig konzipierte Strategien garantieren würde, vor allem zwei Garanten des Erfolges zu nennen: nämlich die Transparenz von Entscheidungen und die Involvierung möglichst breiter öffentlicher Interessen. Mit Blick auf das erfolgreiche Sitemanagement in Muskau sind es wohl gerade diese Komponenten, die neben der finanziellen und personellen Ausstattung eine stabile, im Sinne des Denkmals und der Kulturlandschaft handelnde Verwaltungsstruktur garantieren.
Der Vermittlung des Denkmalwertes, der Denkmaleigenschaften und der kulturellen Bedeutung des Ortes kommt dabei große Bedeutung zu. Es wurde im Verlauf der Projektarbeit einmal mehr deutlich, dass Kulturlandschaftspflege zunächst den Rekurs der an diesem Prozess Beteiligten auf den eigentlichen Wert der Landschaft verlangt. Dieses setzt die Erfassung vorhandener Kulturlandschaftselemente voraus, um mit diesem Wissen Kulturlandschaften pfleglich behandeln zu können, denn sie sind ein Archiv unserer Geschichte. Kulturlandschaften müssen dabei verstanden werden als Erinnerungsmomente für das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft, sie bilden Archive kunst- und kulturgeschichtlicher Entwick-lungen und sind häufig Archive aufgegebener Produktions- und Wirtschaftsweisen. Als Wissensspeicher vergangener Epochen und Gesellschaften können sie im Sinne einer erweiterten Ressourcenökonomie zugleich als wertvolle Ressourcen betrachtet werden.
Von großem Interesse ist die Entwicklung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Muskauer Park / Park Muzakowski als zweitem Projektstandort vor allem vor dem Hintergrund der zukünftigen EU-Politik zu betrachten, deren politische Zielsetzungen und Fördermöglichkeiten eine in diesem Zusammenhang zukünftig auszuschöpfende Basis darstellen. Seit Beginn des Jahres 2007 besteht die Möglichkeit, Europäische Verbünde zur territorialen Zusammenarbeit (EVTZ) als grenzübergreifende Körperschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit zu gründen. So sollen Instrumente zur Erleichterung und Förderung der Zusammenarbeit von Verwaltungen und Behörden im Rahmen von Strukturfördermaßnahmen etabliert werden, es können EVTZ aber auch von öffentlich rechtlichen Stiftungen und außerdem auch unabhängig von EU-Strukturfonds gegründet werden. Hier bietet sich ein qualitativ grundsätzlich neuer, körperschaftlicher Ansatz, neue Strukturen der Zusammenarbeit zu etablieren und bestehende Netzwerke auszubauen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Durchführung eines Abschlusssymposiums zur Kulturlandschaft um Kuks und eines deutsch-polnischen workshops zur Welterbestätte Park Muskau; Veröffentlichungen in Vorbereitung
Fazit
Im Rahmen dieses Projektes wurde erstmalig in der Tschechischen Republik überhaupt eine Kulturlandschaft unter kulturlandschaftlichen Gesichtspunkten datenbankgestützt erfasst. Die aufgebaute Datenbank als FM-Datenbank ist dabei gleichzeitig ein Element zum zukünftigen Standortmanagement, da sie integrativer Bestandteil des vorgelegten Entwurfs des Managementplanes ist. Dieser für die Tschechische Republik neuartige methodische Ansatz verdient umso mehr Beachtung, da eine Kulturlandschaft einer flächenmäßigen Ausdehnung von 6.000 ha untersucht wurde; zum Vergleich umfasst die deutsch-polnische Welterbestätte Park Muskau etwa 600 ha. Hier wurde vor dem Hintergrund der aktuellen EU-Programme ein Modell für eine gemeinsame deutsch-polnische Parkverwaltung als Deutsch-polnische Stiftung Park Muzakowski vorgeschlagen, die als EU konforme Körperschaft mit dem Status Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit aufgebaut werden sollte.
Fördersumme
116.874,00 €
Förderzeitraum
03.01.2005 - 31.10.2007
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz