Projekt 20148/01

Anwendung von LEGOE auf den Gebäudebestand – Vorstudie zur Erhebungsmethodik

Projektträger

Ascona GbR Gesellschaft für ökologische Projekte König Holger & Jama Shlomo GbR
Wacholderweg 1
82194 Gröbenzell
Telefon: 08142 / 6518696

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Gebäude- und Baubestand in Deutschland ist mit geschätzten 10 Mrd. t bzw. 126 t/EW (nach KOHLER; HASSLER; PASCHEN) aus Sicht der Ressourcenökonomie das größte Materiallager. Der künftige Umgang mit den vorhandenen Bauwerken und insbesondere das Planen und Bauen im Bestand haben einen großen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung im Baubereich. Die Ausbildung an den Universitäten und Fachhochschulen sowie die Weiterbildungsangebote durch die Architektenkammern tragen den genannten Umständen noch zu wenig Rechnung. Sowohl für die Aus- und Weiterbildung als auch für konkrete Entwurfs- und Bauaufgaben werden u. a. Planungs- und Bewertungshilfsmittel benötigt, die einerseits vorhandenes Wissen zu vorhandener Bausubstanz anwendungsorientiert zur Verfügung stellen und andererseits die eigentliche Planung im Bestand unterstützen. Ziel ist daher die Entwicklung von professionellen Hilfsmitteln und Werkzeugen für die Diagnose- und Planungsaufgaben im Rahmen der Er-neuerung des Altbaubestandes. Das Projekt umfasst die Erarbeitung von:
Grundlagen zur Beschreibung und Beurteilung vorhandener Bauteile und bestehender Gebäude, Diagnoseinstrumenten für den Bauzustand; Verfahren zur ökonomischen und ökologischen Bewertung der vor-zuschlagenden Sanierungs-, Modernisierungs- und/oder Umbaumaßnahmen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenErstellung eines Katalogs zur Beschreibung und Beurteilung vorhandener Bausubstanz in Form von Bestandselementen für unterschiedliche Gebäudetypen und Baualtersklassen. Im Unterschied zu vorhan-denen Katalogen, die vorzugsweise für die energetische Sanierung entstanden sind, können unter Verwendung des Bestands-Elemente-Kataloges vollständige Gebäude beschrieben werden; Erarbeitung und Erprobung eines Diagnoseinstruments zur Zustandsbeschreibung der Bausubstanz und der technischen Ausstattung zur Unterstützung der Planer bei der systematischen Erfassung des Bauzustandes; Bereit-stellung eines Maßnahmenkatalogs, der auf die Zustandsbeschreibung referenziert. Er wird als Vorschlagsliste geführt, vermeidet jedoch den Automatismus fest mit dem Bauzustand verknüpfter Sanierungs- und/oder Modernisierungsmaßnahmen. Außer der Leistungsbeschreibung wird der Maßnahmekatalog mit Angaben zu Preiskennziffern, mit bauphysikalischen Kennwerten und mit umweltrelevanten Informationen ausgestattet. Dadurch wird den Planern ermöglicht die ökonomische und ökologische Vorteilhaftigkeit ausgewählter Lösungen zu bewerten; Implementierung der Kataloge und Methoden in ei-ne marktgängige Datenbank und Software. Im Sinne einer Erprobung werden vorhandene Gebäude beschrieben und Modernisierungsvorschläge bilanziert; Mit dem Projekt wird eine integrale Betrachtungs-weise des Bestandes und der bestandsverbessernden Maßnahmen erreicht. Die Beschreibung des Be-standes und der Maßnahmen wird in eine bauübliche Vorgehensweise und Sprache überführt.


Ergebnisse und Diskussion

1. Zwischenbericht 2004
Dokumentiert wurden:
- die Recherche über veröffentlichte Kataloge und Programme zur Lebenszyklusanalyse von Materialien, Bauteilen und Gebäuden,
- die Ergebnisse der Arbeit an der Attributierung von Bestandselementen der Kostengruppe 300 und 400 (nach DIN 276)
- die Erweiterung der Programmfunktionen für die Abbildung von Bestandsgebäuden.
2. Schlussbericht 2005
Teilergebnis A:
Beschreibung der Anforderungen an ein Planungsinstrument für die ökonomische und ökologische Be-schreibung und Bewertung von Bestandsgebäude
Teilergebnis B:
Entwicklung eines Arbeitskonzeptes für die bauliche Erneuerung nach Halter; Unterscheidung von drei Phasen: Analytische Phase für die strategische Planung, die technische Diagnose und Instandsetzungsplanung, die kreative Phase mit Nutzungsoptionen, die deskriptive Phase für die Projektausarbeitung.
Teilergebnis C:
Entwicklung einer Methodik zur Beschreibung von Bestandsgebäuden; Klassifizierung des Gebäudebe-standes in Baualtersgruppen und Lokalisierung der signifikanten Gebäudemengen; Eingrenzung des Untersuchungsraumes.
Teilergebnis D:
Methode der Attributfindung; Unterscheidung verschiedener Erfassungsebenen: Material, Bauteilschicht, Bauteil, Gebäude; Sammlung von möglichen Attributen, Selektionsprozess in Zusammenarbeit mit dem Forschungsbeirat.
Teilergebnis E:
Bestandselementekatalog mit Attributen, Erweiterung des Kataloges zur Beschreibung von über 60 Bestandsgebäuden in verschiedenen Baualtersklassen, Regionen und Baustandards; Vorhalten des Kataloges in elektronischem Austauschformat und als RTF-Datei.
Teilergebnis F:
Konzept zur Vorgehensweise der Beschreibung, Diagnose und Bewertung von Bestandsgebäuden; der Instandsetzung, Sanierung und Modernisierung; Implementierung der Arbeitsabfolge in der Software mit den notwendigen Berechnungen und Dokumentenausgabe.
Teilergebnis G:
Anwendung der Ergebnisse in mehreren Projekte; Überprüfung der Arbeitsmethodik, Erfahrungsaustausch mit Architekten, Plausibilitätsprüfung der Ergebnisse mit durchgeführten Projekten.
Bei der Auswertung von vorliegenden Projekten wurde deutlich, dass die bisher übliche arbeitsteilige Bearbeitung eines Projektes (Architekt, Energieplaner, Hausverwaltung) trotz hohen Zeitaufwands unzureichende bzw. widersprüchliche Ergebnisse erzeugen kann. Im Gegensatz dazu unterstützt die erarbeitete integrale Lösung sowohl die multikriterielle Beurteilung der Objekte und Maßnahmen als auch die konsistente Datenhaltung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Zur Präsentation des Projektes in der Öffentlichkeit wurde ein Internetauftritt gestaltet, erreichbar unter www.dbu-bestand.de und ein Leporello angefertigt, der auf Messen (z. B. ACS 2003/2004) ausgelegt wurde. Einzelne Projektergebnisse wurden bereits während der Projektlaufzeit eingesetzt. Es wurde ein Beitrag zu dem DBU-Projekt Energetische Gebäudesanierung mit Faktor 10 geleistet und mittels Poster auf einer Veranstaltung des Forschungsprojektes in Nürnberg präsentiert. Die Anwendung von LEGEP auf den Baubestand wurde für das Kirchliche Immobilien Management auf einer Veranstaltung in Frankfurt (Mai 2005) präsentiert, bei der zahlreiche Vertreter der Bauabteilungen beider Konfessionen anwe-send waren. In der Publikation LEGEP-Aktuell wurde über das Projekt berichtet (2004).


Fazit

Die Projektinhalte wurden vollständig bearbeitet und mit positivem Ergebnis abgeschlossen. Es wurde sowohl eine einheitliche Planungsmethodik für die Erfassung, Beschreibung und Beurteilung von Bestandsgebäuden erarbeitet, als auch die dafür benötigten Inhalte dokumentiert. Ein Bestandselementekatalog mit umfangreicher Attributierung liegt in druckfähiger sowie elektronischer Form vor. Ein Programm für die Erfassung und integrale Bearbeitung von Bestandsobjekten wird mit der erweiterten LEGEP-Software bereitgestellt. Die Anwendung der Datenbanken und der Software in der Praxis haben sowohl belastbare Ergebnisse geliefert als auch eine positive Resonanz seitens der Anwender gefunden.
Bei der Bearbeitung des Projektes wurde deutlich, dass das dokumentierte Wissen über historische Konstruktionen und Materialien bezüglich der Anforderungen des Planungsprozesses bisher noch begrenzt ist. Im Gegensatz zu bauhistorischen Details sind verwertbare Aussagen zur Bauphysik, zur Statik, zum Brand- und Schallschutz sowie zu gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffen kaum dokumentiert und daher nur schwer aufzufinden. Hier musste das Forschungsprojekt sich begrenzen.
Die Weiterbearbeitung und Vertiefung der hier dargestellten Ergebnisse erfordert die Aufnahme weiterer regional- und zeittypischer Baukonstruktionen sowie die Erhebung oder Ermittlung noch fehlender Einzeldaten. Angeregt wird die Entwicklung von Katalogen zu Bestandgebäuden, die eine vollständige Be-schreibung existierender typischer Objektbeispiele umfassen.

Übersicht

Fördersumme

227.178,00 €

Förderzeitraum

18.10.2002 - 18.04.2005

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik