Projekt 04197/01

Dauerhaft umweltgerechte Entwicklung in besiedelten Bergökosystemen: Unternehmensorientierte Modellbeispiele und Umsetzungskonzepte im Alpen- und Voralpenraum für eine umweltgerechte Regionalpolitik

Projektträger

Alpenforschungsinstitut gGmbH
Am Kurpark 21
82467 Garmisch-Partenkirchen
Telefon: 08821/183300

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Vorhabens ist die Erarbeitung und Umsetzung von Konzepten zur dauerhaft umweltgerechten Entwicklung in den Bereichen Wirtschaft, Verkehr und Berglandwirtschaft. Im Teilprojekt Wirtschaft besteht das Ziel in einer kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes. Ziel des Teilprojektes Verkehr ist die Schaffung eines langfristig umweltgerechten Verkehrssystems im oberen Loisachtal. Ziel des Projektteils Landwirtschaft ist die Aufrechterhaltung und umweltgerechte Gestaltung der bäuerlichen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen im südlichen Landkreis Berchtesgadener Land.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie grundsätzliche Vorgehensweise des Projektes besteht in einer Analyse der wesentlichen Problembereiche, der Entwicklung von Konzepten für eine Verbesserung der Situation und ihrer gemeinsamen Umsetzung mit den betroffenen Personen und Institutionen unter Einbeziehung der relevanten Ebenen von Politik und Verwaltung.
Im Teilprojekt Wirtschaft orientiert sich die Projektarbeit an der Systematik der EG-Öko-Audit-Verordnung. Hierzu gehören die Formulierung und Verabschiedung der Umweltpolitik, eine umfassende Datenerhebung zur Erstellung von Input-/Output-Bilanzen sowie die Implementierung eines Umweltmanagementsystems.
Die Methodik im Teilprojekt Verkehr besteht in der Definition von Zielen, der Feststellung von Mängeln, dem Entwurf eines Leitbildes für ein umweltgerechtes Verkehrssystem im Oberen Loisachtal und von Maßnahmen. Arbeitsgruppen formulieren die Anforderungen an das Verkehrssystem und bewerten die nachteiligen Wirkungen des Verkehrs. Die Ergebnisse fließen in eine Agenda als zukünftige Handlungs- und Planungsgrundlage für die Kommunen im Oberen Loisachtal ein.
Im Teilprojekt Berglandwirtschaft werden im Rahmen von Arbeitsgruppen Umsetzungsteilprojekte konzipiert und anschließend durchgeführt. Dies beinhaltet die inhaltliche Konzeption, die Organisation von Trägergruppen und das Ermitteln von bereitstehenden Fördermitteln. Berührt werden hiervon sowohl die landwirtschaftliche Produktion, als auch die mit der Berglandwirtschaft in Verbindung stehenden Wirtschaftsbereiche wie Tourismus und Handwerk.


Ergebnisse und Diskussion

Im Teilprojekt Wirtschaft konnten bei drei Betrieben im Alpenraum erfolgreich Umweltmanagementsysteme eingeführt und damit die wesentlichen Projektziele erreicht werden. Die Bayerische Zugspitzbahn (BZB) ist europaweit die erste Bergbahn, die eine Zertifizierung nach DIN ISO 14.001 erhalten hat. Das Müllheizkraftwerk Rosenheim (MHKW) gehört bundesweit zu den ersten nach Öko-Audit-Verordnung validierten kommunalen Eigenbetrieben. Die Privatbrauerei Wieninger wurde als erste oberbayerische Brauerei validiert. Entsprechend der Vorgehensweise nach Öko-Audit-Verordnung ergreifen alle Betriebe Maßnahmen zur Umweltentlastungen über gesetzliche Vorgaben hinaus. Hierzu gehören:
BZB: erhebliche Reduktion der Restmüllmenge (zwischen 1994 und 1995 um 100 m³), Ersatz von Hochglanzbroschüren durch Broschüren aus Recyclingpapier, Vermarktung von Kombitickets (Bahn/BZB, Regionalbus/BZB), Sensibilisierung der Besucher für Umweltbelange durch Faltblätter, Schautafeln und Ausstellungen sowie der Beschluß für ein langfristiges Pistenmonitoring als Grundlage des Schutzes von Natur und Landschaft. MHKW Rosenheim: Reduzierung des Gesamt-Wasserverbrauchs von 1994 auf 1995 um fast 50 %, Installation eines Zyklons zur Emissionsreduktion im bypass-Betrieb, Steigerung des Wirkungsgrades durch ein Energiedatenerfassungskonzepts. Brauerei Wieninger: Einstellung der Abfüllung von Einweggebinden (Dosen), Reduzierung des Wasserverbrauchs um 2000 m3 durch Sensibilisierungsmaßnahmen, Reduzierung des Energieverbrauchs und der Emissionen des Fuhrparks, ständige Prüfung der Einsatzmöglichkeiten von Produkten aus ökologischem Anbau.
Im Teilprojekt Verkehr konnten ebenfalls die wesentlichen Projektziele realisiert werden. Dies trifft zunächst auf die Sensibilisierung der regionalen Entscheidungsträger für umweltgerechten Verkehr zu. Erreicht wurde dies durch die Erstellung und gemeindliche Verabschiedung eines Entwicklungsleitbildes Dauerhaft umweltgerechter Verkehr im Oberen Loisachtal, sowie eine Mobilitätsstudie zum Verkehrsverhalten der Einwohner im Oberen Loisachtal, bei der bisher nicht bekannte mobilitätsbedingte Ursachen für negative Auswirkungen des PKW-Verkehrs auf die Umwelt des oberen Loisachtales aufgedeckt wurden. An einzelnen Meßgrößen läßt sich bereits eine Reduktion verkehrsbedingter Umweltbelastungen nachweisen. Eine erhebliche Reduktion ist zu erwarten, wenn die begonnenen Umsetzungsmaßnahmen abgeschlossen sind. Hierzu gehören insbesondere die Umsetzung des Nahverkehrsplans für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen sowie die Umsetzung des Radwegekonzepts im Ortsbereich von Garmisch-Partenkirchen und dem südlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Auch in diesem Projektteil wird damit bei der Umweltentlastung deutlich über die gesetzlichen Vorschriften hinausgegangen.
Das Teilprojekt Landwirtschaft konnte vor allem durch die Schließung regionaler Stoffkreisläufe erhebliche Entlastungen der Umwelt erzielt und damit die wesentlichen Projektziele erreicht werden. Ein wesentlicher Projektschritt war dabei ein deutlicher Ausbau der Vermarktung bäuerlicher Produkte. Methodisch bedingt sind die damit verbundenen Umweltentlastungen schwer zu quantifizieren. Plausibel und qualitativ nachvollziehbar sind sie jedoch bei den nachfolgend genannten Teilergebnissen.
Durch die Einrichtung einer Holzhackschnitzelanlage im neuen Kur- und Freizeitbad Berchtesgaden (die Belieferung des Jahresbedarfs 850 t erfolgt im Rahmen einer 15-jährigen Abnahmegarantie bei ebenfalls garantierten Mindestpreisen durch die örtliche Waldbauernvereinigung) ermöglicht die Einsparung fossiler Energieträger. Die Vermarktung weiterer bäuerlicher Produkte erfolgt über neu aufgebaute Vermarktungsstrukturen. Insbesondere sind zu nennen der örtlichen Bauernmarkt (Wiederbelebung nach über 50 Jahren!), die Gründung des bäuerlichen Vereins zur Förderung und Erhaltung der Bergbauern e.V., die Einrichtung eines Zerlege- und Lagerkühlraums im kommunalen Schlachthof Berchtesgaden und die professionelle Vermarktung über die Hotellerie/Gastronomie. Sekundäreffekte auf die Umwelt sind eine Verminderung der Verkehrsbelastungen durch Viehtransporte und die Aufrechterhaltung der umweltgerechten bäuerlichen Landbewirtschaftung durch Sicherstellung der produktbezogenen Einkommen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

In allen drei Teilprojekten wurden durchgeführt: Pressekonferenzen, Behördeninformationen, Erstellung von Informations-Broschüren, PR-Veranstaltungen mit politischen Entscheidungsträgern (mehrfach mit Vertretern der Bayerischen Staatsregierung), Präsentation des Projektes auf Messen, Berichte in Rundfunk und Fernsehen, Präsentation bei Tagungen, Durchführung einer Fachtagung Nachhaltige Entwicklung im Alpenraum. Die Ergebnisse und Erfahrungen des Projektes wurden bereits bei zahlreichen Anlässen an Interessierte, Vertreter aus Politik, Verwaltung, klein- und mittelständischen Unternehmen weitergegeben, dort mit großem Interesse aufgenommen und zum Teil erfolgreich übertragen.


Fazit

Von dem Projekt sind erhebliche positive Umweltwirkungen auf den Alpenraum ausgegangen. Die entwickelten Methoden konnten bereit mehrfach auf andere Regionen bzw. Unternehmen übertragen werden. Das Projekt hat eine erhebliche Öffentlichkeitswirksamkeit erzielt und damit der in den Fördergrundsätzen der DBU enthaltenen Forderung nach Modellhaftigkeit umfänglich entsprochen.

Übersicht

Fördersumme

1.080.437,97 €

Förderzeitraum

01.05.1994 - 08.10.1998

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik