Die bewegte Geschichte der Flächen des Nationalen Naturerbes – auch ihrer Naturschutzgeschichte – ist bislang kaum systematisch aufgearbeitet. Dabei reicht ihre gesellschaftspolitische Bedeutung bis in die Gegenwart. Der heutige Zustand der Flächen ist das Ergebnis von vergangenen Eingriffen in die Landschaft durch Militär, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus usw., aber auch von Naturschutzaktivitäten seitdem 19. Jahrhundert. Für die Flächeneigentümer*innen des Nationalen Naturerbes stehen neben der eigentumsrechtlichen Sicherung vor allem die Erkundung, Erfassung und Entwicklung dieser ökologischen Lebensräume auf den Flächen im Vordergrund. Orte, an denen nationalsozialistische Verbrechen stattfanden, an denen sich die geteilte Geschichte Deutschlands in Übungsmanövern der Alliierten und der beiden deutschen Streitkräfte manifestierte, sind potenzielle Bestandteile einer Erinnerungskultur.
Betrachtung von Naturerbeflächen aus einer historischen Perspektive
Das Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig hat sich mit dem DBU-Projekt „Naturerbeflächen interdisziplinär kommunizieren – Leitfaden für NaturschützerInnen und MultiplikatorInnen“ auf die Betrachtung solcher Naturerbeflächen aus einer historischen Perspektive fokussiert und interdisziplinäres Wissen für Naturschützer*innen und weitere Multiplikator*innen erforscht und standardisiert aufbereitet. Die im DBU-Projekt entstandene Publikation mit dem Titel „Leipziger Leitfaden: Geschichte von Flächen des Nationalen Naturerbes erfolgreich erforschen, Erinnerung und Verantwortung überzeugend wahrnehmen“ ist so aufgebaut, dass sie zunächst eine fachliche Klärung erleichtert, ob überhaupt historisch-politische Bildung auf der Fläche geboten erscheint. Es werden Hilfestellungen gegeben, wie die Geschichte der Flächen unter besonderer Berücksichtigung von Quellen aus der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR recherchiert werden kann. Es folgen in einem weiteren Teil Kommunikationshilfen, um Missverständnisse in der sprachlichen Kommunikation über die Flächen zu vermeiden und weitere Unterstützung zu Techniken historischen Arbeitens.
Ziel: Kompetenzen in der historisch-politischen Bildung mit Bezug zum Naturschutz zu erweitern
Ziel des Leitfadens ist es, das Wissen um die Ökologie der Flächen zu festigen, vor allem aber bei den Akteur*innen vor Ort Kompetenzen in der historisch-politischen Bildung mit Bezug zum Naturschutz zu erweitern. Dazu wurden die historischen Hintergründe der Flächen Peenemünde, Wahner Heide und Prora aus dem DBU-Naturerbe und der Fläche Pötenitz des Nationalen Naturerbes erarbeitet und in Einzeltexten wissenschaftlich dargestellt. Des Weiteren wurden auf allen Flächen bis auf Prora jeweils zwei Workshops durchgeführt, und der Leitfaden in diesem Kontext praktisch erprobt, erweitert und die Erfahrungen in ihn integriert. Außerdem erfolgte ein Workshop mit Lehrer*innen und zwei Seminare mit Studierenden im Zuge der Konzeption und fachdidaktischen Optimierung des Leitfadens.
Den Abschlussbericht gibt es hier zum Download.
Leitfaden zum DownloadAZ 37159
Kurzvorstellung des DBU-Projekts beim #DBUdigital Online-Salon zum Thema „Politische Bildung durch und für nachhaltige Entwicklung“