Cleanup-Sneaker: Von alten Schuhen zu neuen Gewohnheiten

Alte Schuhe schmeißt man schneller weg als alte Gewohnheiten. Dies ist ein deutsches Sprichwort, um zu beschreiben, wie schlecht man seine Gewohnheiten ändern oder ablegen kann. Doch wenn man sich die Zahlen und Fakten anschaut, ist dies leider nicht nur ein Sprichwort. Jährlich werden rund 380 Millionen Paar alte, getragene Schuhe aus Deutschland nach Afrika geschickt und „entsorgt“. Eine fachgerechte Entsorgung ist hier vielfach jedoch gar nicht möglich. So landen die Schuhe am Ende in der Umwelt und verursachen in Afrika ein großes Müll- und Klimaproblem.

Innovative Idee mit unerwartetem Ende

Vorab: Im April 2024 hat sich das Unternehmen GRND, eine Kooperation von Flip und Monaco Ducks, dazu entschieden, das Sneaker-Projekt zu beenden und für einen symbolischen Euro an African Collect Textiles (ACT) zu verkaufen. Dem nachhaltigen Unternehmen ist es leider nicht gelungen, sich langfristig selbst zu tragen. In einer Stellungnahme heißt es: „Wir haben die Komplexität, so einen Sneaker zu produzieren, völlig unterschätzt.“ Was bleibt, sind die Marke, die Story und die Hoffnung, dass ACT eines Tages mit dem GRND-Sneaker made in Kenia auf den Markt geht. Jedoch ist diese Geschichte keine vom kompletten Scheitern. Es wurde dafür sensibilisiert, dass unser Schuhmüll ein Problem ist und es gute Konzepte wie dieses braucht, um ihn in den Griff zu kriegen.

Erster kreislauffähiger Sneaker

Aber von Anfang an: Das Münchener Label Monaco Ducks stellte sich nicht nur dem Kampf gegen die Vermüllung durch die alten Schuhe, sondern auch dem gegen die alten Gewohnheiten. Im DBU-Projekt wurde neben dem ersten kreislauffähigen Sneaker ein Pfandsystem für Schuhe entwickelt und ausführliche, journalistische Aufklärungsarbeit geleistet. Ziele des Vorhabens waren die Herstellung eines Sneakers aus nicht mehr nutzbaren Schuhen aus Kenia, transparent über die Entwicklung zu berichten und den Vorgang wissenschaftlich zu bilanzieren. Dafür kooperierten die Bavaria Ventures UG – das Unternehmen hinter Monaco Ducks – , das Journalismus-Start-up Flip GmbH aus Hamburg und die Hochschule Reutlingen.

Um Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen und zu sichern, übernahm ACT aus Nairobi die Sammlung der Schuhe. Zusätzlich wurde dadurch die Expertise der Menschen vor Ort einbezogen. Für die Herstellung der Sneaker wurden die alten Schuhe anschließend in feines Granulat zerlegt, welches als „African Grind“ das Dämmungsmaterial in der Zwischensohle übernahm. Herkömmliche Sneaker bestehen aus über 50 Einzelteilen, die fest verklebt sind. Für eine bessere Recyclingfähigkeit hatte Monaco Ducks für die Herstellung des Schafts die Anzahl der Einzelkomponenten eines Sneakers um etwa 80 % reduziert und den Fokus auf Monomaterialien gelegt.

Der erste entwickelte Sneaker, der GRND Marabu Sneaker, schneidet in seiner Klimabilanz bis zu drei Mal besser ab als herkömmliche Sneaker. Er punktet mit weniger CO2-Emissionen, fossilen Energieressourcen und Versauerung. Versauerung beschreibt die Abnahme des pH-Wertes auf Flächen und in Meeren. Pluspunkte gibt es auch für das entwickelte Pfandsystem. Die Sneaker können gegen eine monetäre Belohnung bei Monaco Ducks zurück gegeben werden. So wird verhindert, dass sie am Ende wieder in Afrika landen. Dieses Pfandsystem bleibt auch nach der Beendigung dieses Projektes bestehen. 

Das Projekt hat durch die ausführliche und sehr transparente, journalistische Begleitung nicht nur viele Menschen in Deutschland, sondern auch weltweit erreicht. Es ist trotz der aktuellen Umstände ein Erfolg, denn: „Ja, es geht! Man kann einen Schuh bauen, der dabei hilft, den Textilmüll aufzuräumen“, so Flip.

Mehr im Abschlussbericht des Projektes.

AZ 38246