Kann eine Erdbeere, Rübe oder Pechnelke politisch sein? Können Moos oder Zuckerrohr Einfluss auf moralische und politische Entscheidungen haben? Ja, sie können! Pflanzen haben eine große politische und gesellschaftliche Bedeutung, das zeigt seit 2019 das DBU-Projekt „Pflanzen, Wissen, Engagement – Entwicklung, Erprobung und Verbreitung innovativer Bildungsformate an Naturschutzakademien und Botanischen Gärten“. Anfang 2023 ist das Projekt mit der Kurzbezeichnung „Die politische Pflanze“ nun abgeschlossen worden und liefert als Ergebnis eine Fülle an Wissen, Material und Anregungen zum Thema.
Wann können Pflanzen „politisch“ sein?
Der Begriff der „politischen Pflanze“ bezieht sich dabei auf die Tatsache, dass Wild- und Kulturpflanzen – auch jene in der Landwirtschaft – Gegenstand politischen Überlegens, Gesetzgebens, Eigentums oder auch Gemeineigentums sein könnten. Pflanzen könnten zum Beispiel dann „politisch“ sein, wenn sie als Wildpflanzen durch Gesetze und Verordnungen geschützt werden. Oder wenn das Produzieren, Handeln oder der Nutzen von Nahrungsmitteln, Energie oder Fasern zu kritischen Fragen führen. Diese komplexen Zusammenhänge sollten verschiedenen Zielgruppen durch das Projekt nähergebracht werden.
Angebot von Infotafeln über Podcasts bis zu Fortbildungen
Zu diesem Zweck bildeten Botanische Gärten und staatlich getragene Naturschutzakademien – teilweise unterstützt durch Biologiedidaktiken – acht Bundesländerteams und konzipierten innovative Veranstaltungsformate und Bildungsangebote, die die Teilnehmenden mit der gesellschaftlichen und politischen Bedeutung der Pflanze vertraut machen. Geleitet wurde das Projekt von der Didaktik der politischen Bildung und dem Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen der Universität Kassel. Strategische Partner sind der Verband Botanischer Gärten e.V. (VBG) und der Bundesweite Arbeitskreis der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz (BANU). Das Angebot reichte von Veranstaltungsreihen über Präsenz- und Online-Seminartage, Infotafeln und -pfaden, Podcasts, Diskussionsrunden und Umfragen bis zu Fortbildungen und Lehrmaterialien. Dafür wurde das Projekt im Oktober 2022 im Rahmen des UNESCO-Programms BNE 2030 ausgezeichnet.
Ergebnisse als Reader zusammengefasst
Zum Ende haben die Projektverantwortlichen einen umfangreichen Reader erstellt, der das Vorhaben vorstellt, den Begriff der politischen Pflanze einordnet, umfangreiche Links und vor allem 16 Steckbriefe der acht Länderteams präsentiert, die zeigen, warum Erdbeere, Rübe und Co. politische Pflanzen sind und welche ökologischen, sozialen und politischen Aspekte den Teams wichtig waren. Ergänzt wird dies durch die Vorstellung von neun Veranstaltungskonzepten, die auf andere Bildungsorte übertragbar sind und Impulse für eigene Bildungsangebote geben sollen.
Der Reader kann hier heruntergeladen werden:
Umfangreiche Informationen und Materialien bietet auch die Webseite zum Projekt: www.die-politische-pflanze.de
Titelbild: Daniel Liepold