„Wir wollen die guten Ideen wecken“ – Interview zur DBU-Förderinitiative Speicher und Netze

Seit September 2024 sucht die DBU mit ihrer neuen Förderinitiative „Speicher und Netze – Dezentrale saisonale Stromspeicher und netzdienliche Innovationen“ nach innovativen Speicherlösungen für Stromüberschüsse aus regenerativen Quellen und nachhaltigen Ideen zur Lastflexibilisierung sowie zur Steuerung der Verteilnetze. Nach wie vor ist die Initiative für Bewerbungen offen. Über die Hintergründe, den Stand der Dinge und ein erstmalig eingesetztes Förderformat sprach DBUaktuell mit DBU-Referentin Dr. Katrin Anneser und DBU-Referent Dr.-Ing. Jörg Lefèvre, die die Initiative betreuen.

Anneser Lefevre Speicher und Netze
Dr. Katrin Anneser und Dr.-Ing. Jörg Lefèvre beim Start der DBU-Förderinitiative Speicher und Netze
© DBU

DBUaktuell: Speicher und Netze – was steckt hinter diesen beiden Schlagworten?

Lefèvre: Strom für die spätere Verwendung speichern zu können, das ist eine gute Idee – insbesondere, wenn man überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen sonst nicht nutzen kann. Wir kennen Elektroenergiespeicher beispielsweise für die Nachtstunden, wenn Photovoltaikanlagen keinen Strom liefern. In unserer Initiative zielen wir darauf, die Stromüberschüsse länger zu speichern. Wer würde nicht gern seinen im Sommer selbst erzeugten Überschussstrom im Winter in seiner Wärmepumpe nutzen? Welches kleine Unternehmen würde sich nicht gern mit selbst produziertem regenerativen Strom über das ganze Jahr versorgen? Darum suchen wir nach tragfähigen neuen Lösungen für saisonale Stromspeicher.

Anneser: Die dezentrale, fluktuierende – also schwankende – Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien stellt eine Herausforderung für unsere Stromnetze dar. Denn ursprünglich wurden sie zur Verteilung von Strom erbaut: In relativ wenigen Großkraftwerken wurde Strom erzeugt und dann zu den Verbrauchenden, also Industrie und Haushalten, transportiert. Heute tragen zahlreiche im Land verteilte Photovoltaik- und Windkraftanlagen bereits signifikant zur Stromversorgung bei. Darum benötigen wir neue Lösungen zur Lastflexibilisierung sowie zur Steuerung der Verteilnetze, um das Abregeln von einzelnen Anlagen und „Blackouts“ zu vermeiden.

DBUaktuell: Zugänge zur Förderinitiative bestehen über die DBU-Projektförderung und die Green Start-up-Förderung. Auch der wissenschaftliche Nachwuchs ist angesprochen: Um spannende neue Ansätze aus der Forschung aufzugreifen, ist das DBU-Promotionsstipendienprogramm eingebunden. Welche innovativen Ideen sind inzwischen bei der DBU eingetroffen?

Lefèvre: Erste Vorhaben zielen beispielsweise auf das optimierte Steuern von Batteriespeichern mittels Künstlicher Intelligenz (KI). Erprobt werden auch neue Konzepte für die Hochtemperaturwärmespeicherung mit direkter Ohmscher Wärmeeinspeicherung aus Überschussstrom. Darüber hinaus existieren erste valide Ideen für neuartige Speicher auf Metall-/Metalloxidbasis. Speziell in diesem Bereich wäre noch viel Weiterführendes denkbar.

DBUaktuell: Neben den etablierten Fördermöglichkeiten gibt es noch etwas Neues: Den Ideenwettbewerb…

Anneser: Ja, wir wollen die guten Ideen wecken, die noch in den Köpfen schlummern. Darum haben wir erstmalig einen Ideenwettbewerb ausgerufen. Projektideen müssen dafür kurz skizziert werden und sich dann im Wettbewerb durchsetzen. Wer ausgewählt wird, erhält eine Unterstützung von bis zu 15 000 Euro für bis zu sechs Monate, um die Idee auszuarbeiten. Aussichtsreiche Ergebnisse können im Anschluss eine weitere Förderung erhalten. Auch hier gibt es schon erste Ansätze, die in die Förderung gegangen sind, unter anderem zur Einbindung von Kleinspeichern und Steckersolargeräten sowie zu einem Planungstool für den Ausbau der Netzinfrastruktur auf Basis von KI und Geoinformationstechnologie.

DBUaktuell: Wie geht es weiter?

Anneser: Nach wie vor sind gute Ideen und Projektskizzen willkommen. Was ich persönlich spannend fände, wären Vorhaben zu Lastflexibilisierungsoptionen der Industrie.

Zudem haben Studierende der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität München eine Ausarbeitung zu „Speicher und Netze“ bei der Digital Future Challenge, einem Ideenwettbewerb zu Digital Responsibility, eingereicht. Sie haben sich für das Finale qualifiziert und konnten ihre Idee am 18. Februar im Bundesministerium für Digitales und Verkehr vor Minister Volker Wissing präsentieren. Und da haben sie den 1. Platz belegt!

Lefèvre: Anfang Mai gehen wir als DBU mit unserem Messestand auf die Messe Smarter E Europe in München. Bis dahin werden wir eine weitere Zwischenbilanz der Förderinitiative ziehen. Bis zur Messe können jedenfalls noch neue Ideen zur Förderung eingereicht werden.

Weitere Informationen zur Förderinitiative: https://www.dbu.de/themen/foerderinitiativen/speicher-und-netze/ .