Der Gesundheitssektor ist für rund fünf Prozent der CO2-Emissionen und für den Rohstoffkonsum in gleicher Größenordnung in Deutschland verantwortlich. Krankenhäuser sind hierzulande der fünftgrößte Müllproduzent. Der Ressourcenverbrauch im Gesundheitssektor ist seit 1995 um rund 80 Prozent gestiegen. In den letzten Jahrzehnten sind wenig Fortschritte und sogar Rückschritte zu verzeichnen. Das muss sich ändern. Grund genug, das Thema Klimaschutz und Ressourcenverbrauch auf die Agenda zu setzen. Der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) und die DBU haben daher kürzlich zu einem parlamentarischen Abend „Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung im Gesundheitswesen“ eingeladen. Bei der Veranstaltung im dbb Forum in Berlin diskutieren Dr. Kirsten Kappert-Gonther (MdB B´90/Die Grünen, amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschuss im Bundestag), Dr. Herbert Wollmann (MdB SPD, Gesundheitsausschuss), Dr. Anne Hübner (Klimamanagerin, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit KLUG), Prof. Marc Kraft (TU Berlin, Vorsitzender VDI-Fachbereich Medizintechnik) und Dr. Maximilian Hempel (DBU) darüber, wie der Ressourcenverbrauch im Gesundheitswesen reduziert und die Kreislaufwirtschaft gestärkt werden kann.
Erhebliche Potenziale für Ressourceneffizienz
Es gibt erhebliche Potenziale für Ressourceneffizienz, ohne die Infektionsprävention zu vernachlässigen, und es mangelt an Informationen und best practice-Beispielen – dies sind einige Kernaussagen des Abends. In einer Keynote nannte Prof. Dr. Petra Gastmeier, Direktorin am Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Charité Universitätsmedizin, Beispiele für nicht nachhaltige Vorgehensweisen im Gesundheitssystem wie das Verwenden von Einwegprodukten aus Kostengründen, Lüftungssysteme mit hohem Energieaufwand und die lange Tradition der routinemäßigen ungezielten Flächendesinfektion. Zuvor betonte Dieter Westerkamp, Bereichsleiter VDI Technik und Gesellschaft, dass gerade in und mit der Medizintechnik viele Chancen zur Verringerung der Umweltwirkungen verbunden seine, ohne Kompromisse z.B. bei Patientensicherheit eingehen zu müssen. Die Herausforderungen müssten hier interdisziplinär angegangen werden. DBU Generalsekretär Alexander Bonde sagte, der Druck, effizienter mit Ressourcen umzugehen, nehme zu. Das bisherige Motto „take-make-waste “ sei am Ende, gebraucht werde eine echte Kreislaufführung – auch und gerade im Gesundheitswesen.
Politik am Zug
„Dass wir Leben retten, rechtfertigt keine Klimasünde“, unterstrich Hübner in der anschließenden Podiumsdiskussion und mahnte ein Umdenken und Vorgaben seitens der Politik an. Kappert-Gonther sagte, Ressourcen und CO2-Ausstoß müssen verringert werden. Die Politik sei am Zug mit Anreizen und Ordnungsrecht, aber auch das Gesundheitswesen selbst müsse seine Rolle für Klima und Gesundheit anerkennen. Auf Maßnahmen zum Klimaschutz und Ressourceneinsparung warten müssten die Einrichtungen nicht.
Prozess weiter unterstützen
Die DBU und VDI werden diesen Prozess weiter unterstützen und das Thema weiterverfolgen – auch, um die in den DBU-Projekten erarbeiteten Lösungen in die Anwendung zu bringen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am 29. Januar 2024 auf der Konferenz des Netzwerks Ressourceneffizienz in Berlin, die sich dem Thema „Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft im Gesundheitswesen“ widmet.
Um eine klimaneutrale und ressourcenschonende Gesundheitsversorgung zu erreichen, fördert die DBU zudem im Rahmen der Initiative „CirculAid – Kreislaufwirtschaft im Gesundheitswesen“ die kreislauffähige Gestaltung von Produkten und Verfahren sowie Bewertungskonzepte und Qualifizierungsmaßnahmen.
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