Wie finanzieren wir die Transformation? Symposium zum Deutschen Umweltpreis 2024

„Wir stehen in einer Situation, wo die naturwissenschaftlichen Herausforderungen, aber auch die ökonomischen Herausforderungen groß sind. Es braucht mehr zielgerichtete Bewegung – in den Köpfen, aber auch in den Brieftaschen und Bankdepots“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde in seiner Einführung zum Fachsymposium „Wie finanzieren wir die Transformation?“ am 26. Oktober im Vorfeld der Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU in Mainz. Die ökonomischen Herausforderungen sind in der Tat beträchtlich: Studien beziffern die Kosten der Klimaneutralität Deutschlands auf rund 5 Billionen Euro (in Zahlen: 5.000.000.000.000), davon sind 2 Billionen zusätzliche Kosten, die über den reinen Ersatzbedarf, der ohnehin anfallen würde, hinausgehen. Für Europa werden zusätzliche Kosten von 10 Billionen Euro ausgewiesen. „In der Gesamtrechnung dürfen wir auch die Schwellen- und Entwicklungsländer mit ihrem schnell wachsenden Energiebedarf nicht vergessen“, so Bonde weiter.

Privates Kapital mobilisieren

Die öffentlichen Haushalte werden diese Summen nicht stemmen können, nicht in Deutschland und erst recht nicht in Schwellenländern. Aber auch das Bankensystem kommt bei diesen Summen an seine Grenzen. Wie können wir die notwendigen Mittel für den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft aufbringen? Was muss getan werden, um privates Kapital zu mobilisieren? Dazu diskutieren Expert*innen aus der Finanzbranche im Verlauf des Symposiums, moderiert von der Wirtschaftsjournalistin Sissi Hajtmanek. Eine der Schwierigkeiten im Hinblick auf privates Kapital: Viele Privatanleger*innen haben zwar ein Interesse an nachhaltigen Kapitalanlagen, erhalten aber von den Bankberater*innen häufig nicht die passenden Angebote – so die Ergebnisse von Studien, die Prof. Dr. Christian Klein von der Universität Kassel in seinem Impulsvortrag vorstellte. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch die persönliche Präferenz und ausreichendes Wissen des Anlageberaters sowie die Breite der Angebotsauswahl. Hier müssten die Schulungen erweitert und verbessert werden, so Klein. In der anschließenden Fachdiskussion berichtete DBU-Finanzchef Michael Dittrich über die guten Erfahrungen der DBU mit nachhaltigen Kapitalanlagen: „In der langfristigen Betrachtung und bei einer breiten Diversifizierung über viele Branchen bringen diese Anlagen keine Renditenachteile gegenüber konventionellen Anlagen mit sich.“ Silke Stremlau, Vorsitzende des Sustainable Finance Beirates (SFB) der Bundesregierung, verwies darauf, dass das Ziel der Transformation heute nicht mehr in Frage gestellt werde: „Es ist ganz klar, wir müssen uns dekarbonisieren, wir laufen auf eine Kreislaufwirtschaft hin. Die Frage ist nur noch wie.“

Nachhaltigkeitsstandards international festlegen

Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, führte aus, dass das Ziel der Dekarbonisierung klar sei, aber die Frage gestellt werden müsste, was der effizienteste Weg sei. Bei einer Investitionslenkung auf der Basis von Empfehlungen an die Politik sei nicht sichergestellt, ob das CO2 wirklich dort eingespart werde, wo es am preiswertesten sei. „Oder wir gehen einen Weg, der über CO2-Preise funktioniert“, regte Krämer an. Dann könne jeder Einzelne selbst entscheiden, wo er einsparen wolle und wo nicht. Dr. Ndidi Nnoli-Edozien, Vorstand im International Sustainability Standard Board (ISSB), verwies darauf, dass der gesamte afrikanische Kontinent nur für weniger als 4 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sei. Dennoch seien viele afrikanische Länder bereit, sich internationalen Vereinbarungen anzuschließen. Es sei dringend notwendig, Nachhaltigkeitsstandards international festzulegen, damit eine gemeinsame Sprache zu Fragen der Nachhaltigkeit über die Kontinente hinweg möglich sei. DBU-Generalsekretär Bonde fasste es so zusammen: „Es gilt, Teil der Lösung und nicht Teil des Problems zu sein. Das Beispiel der DBU zeigt: Erfolgreiches Wirtschaften und nachhaltiges Investment sind kein Widerspruch!“

Das Forum „Wie finanzieren wir die Transformation?“ kann im YouTube-Kanal der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) nachgeschaut werden unter:

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