Bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2024 durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angesichts der Herausforderungen beim Klima- und Umweltschutz ein vehementes Plädoyer für die „Stärke der Demokratie“ gehalten. „Dieser Ansatz wird dem Populismus und der Willkür einer Autokratie immer überlegen bleiben!“, sagte Steinmeier Ende Oktober beim Festakt in der Rheingoldhalle in Mainz. Der Deutsche Umweltpreis zählt zu den höchstdotierten Umweltauszeichnungen Europas. Dieses Jahr teilen sich die Moorforscherin Dr. Franziska Tannebergerund der Diplom-Ingenieur Thomas Speidel als Wegbereiter für E-Mobilität die Auszeichnung in Höhe von insgesamt 500 000 Euro.
Preisträger, für die Verantwortung Berufung ist
„Vertrauen wir der Demokratie, und stärken wir sie durch unser Engagement; jede und jeder Einzelne trägt Verantwortung dafür. Ich bin dankbar, dass wir heute zwei Preisträger ehren, für die diese Verantwortung so etwas wie Berufung ist“, sagte der Bundespräsident. Thomas Speidel stamme aus dem deutschen Südwesten, „aus dem mit Carl Benz und Gottlieb Daimler zwei der visionärsten deutschen Erfinder, Tüftler und Unternehmer stammen“, so Steinmeier. Der klassische Verbrennungsmotor werde an sein Ende kommen, war sich der Bundespräsident sicher. „Aber: Wie schnell E-Mobilität flächendeckend Wirklichkeit wird, hängt davon ab, ob wir Mittel und Wege finden, die noch bestehenden technischen und faktischen Hindernisse im Alltag zu überwinden.“ Hier hat Thomas Speidel, eine Lösung gefunden: Seine Produkte Charge Box und Charge Post ermöglichen es, ein Auto auch an Orten ohne ausgebaute Ladeinfrastruktur in 10 Minuten mit Strom aufzuladen. Dies könne viele vielleicht dazu motivieren, auf E-Mobilität umzusteigen. „Carl Benz und Gottlieb Daimler hätten jedenfalls wohl nichts dagegen“, sagte Steinmeier.
Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel (57) ist Geschäftsführer des mittlerweile an der Börse gelisteten Unternehmens ads-tec Energy in Nürtingen. Er stellte seine Unternehmensstrategie schon vor über einem Jahrzehnt um – vom Ausrüster für Verbrennungsmotoren zu einem Vorreiter der E-Mobilität. Im Gespräch mit Moderatorin Tatjana Geßler plädierte Speidel dafür, als Gesellschaft zusammenzuwirken: „Wir müssen den Leuten mehr Freiheit geben. Eine Stärke, die wir haben und vor allem hatten, ist das Über-uns-Hinausdenken. Und wenn das jeder an seiner Position tut und seine Freiheitsgrade nutzt, dann wird daraus nicht eins plus eins gleich zwei, sondern dann kommt die E-Funktion und dann werden wir sehen, was abgeht.“
Nicht damit zufriedengeben, Ziele nicht zu erreichen
Moorforscherin Tanneberger, die unter anderem am ersten globalen Moor-Zustandsbericht mitgewirkt hat und Co-Leiterin des Greifswald Moor Centrums ist, würdigte Bundespräsident Steinmeier mit einem rhetorischen Ausflug in die deutsche Dichtung: Moor sei in Erzählungen, Romanen, Liedern und Lyrik kaum Thema – und wenn, dann eher in düsteren Varianten wie etwa bei der westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Tanneberger sei es jedoch gelungen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie bedeutend intakte Moore für ein gutes Klima und auch für die Biodiversität sind und dass sich Moorschutz auch ökonomisch auszahlen könne. „Franziska Tanneberger ist für unser Land in vielen internationalen Institutionen tätig, und sie ist hoch anerkannt für ihre Arbeit für die ökologisch bedeutsame Rettung oder Wiederherstellung von Mooren und Moorlandschaften“, sagte Steinmeier.
Tanneberger selbst nannte drei Punkte, die ihr beim Thema Moorschutz wichtig sind: „Erstens: Natürlichen Klimaschutz als Chance und Mehrwert sehen. Wir können uns nicht damit zufriedengeben, dass wir immer unsere Ziele nicht erreichen. Das Zweite ist: Praktiker fragen, was vor Ort funktioniert und was in der Praxis wirklich gebraucht wird. Und das Dritte, das geht an die Politik und an uns alle: Wir können alle einen Beitrag leisten.“
Zeichen der Zuversicht
Der DBU-Kuratoriumsvorsitzende Prof. Dr. Kai Niebert unterstrich in seiner Ansprache: „Wir dürfen nicht vor den akuten Problemen kapitulieren. Das machen uns Franziska Tanneberger und Thomas Speidel eindrucksvoll klar. Es geht darum, Möglichkeiten des Wandels zu erkennen und zu nutzen.“ Die DBU will laut Niebert mit der diesjährigen Verleihung des Deutschen Umweltpreises auch ein Zeichen für Zuversicht setzen. „Denn sowohl im natürlichen Klimaschutz als auch in der Elektromobilität haben wir die Technologien, die Fähigkeiten und das Wissen, um den ökologischen Wechsel zu beflügeln“, so Niebert. Nach den Worten von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sind Tanneberger und Speidel Menschen, „die neue Wege wagen und dadurch anderen Mut machen. Trotz der vielen Kriege und Krisen dürfen wir nicht verzweifeln, sondern müssen weitermachen für den Erhalt des Planeten.“
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Hier das Video zum Festakt: